Gladbeck. Das OGS-Personal ist stark belastet. Der Aufwand durch die Betreuung unter Corona-Schutzbestimmungen hat sich deutlich erhöht.

Einen Hilferuf, das Offene Ganztagsangebot auch an Gladbecker Grundschulen nicht im Stich zu lassen, hat die Arbeiterwohlfahrt jetzt an die Landesregierung gerichtet. Der Unterbezirk Münsterland-Recklinghausen stellt für sechs Grundschulen und ihre Dependancen im Stadtgebiet das Betreuungsangebot sicher. Dessen Qualität sieht die Awo aber durch die erhöhten Anforderungen durch die Corona-Schutzbestimmungen und die entsprechende Zusatzbelastung des Personals gefährdet. Das Land soll die Anstellung von OGS-Helfern ermöglichen, um das pädagogische Fachpersonal zu entlasten.

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Während die Kindertageseinrichtungen und der Unterrichtsbetrieb der Schulen unter Coronabedingungen stark im Fokus stehen würden und konkrete Maßnahmen ergriffen wurden, fehlten notwendige Unterstützungsangebote für den Offenen Ganztag auf ganzer Linie. „Dabei sind auch hier die Anforderungen massiv gestiegen“, sagt Miriam Maiburg, Awo-Bereichsleiterin Schule. Sie sieht das Personal an der Belastungsgrenze. Denn dieses müsse ja beachten, dass sich die einzelnen OGS-Gruppen nicht begegnen dürften, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Zudem stellten die Hygienevorgaben bei der Mittagsverpflegung einen enormen Zeitaufwand dar. Hinzu komme ein erhöhter Dokumentationsaufwand, um die Nachverfolgbarkeit von Infektionsketten im Ernstfall zu garantieren. „Auf Dauer kann das System so nicht aufrechterhalten werden“, befürchtet Maiburg.

Bei Krankheitsfällen im OGS-Team bricht die gesamte Organisation zusammen

Die Bereichsleiterin wird konkret: „Bei den ersten Krankheitsausfällen im OGS-Team bricht die gesamte Organisation zusammen. Dann müssen Notgruppen eingerichtet und Eltern gebeten werden, ihre Kinder zuhause zu betreuen.“ Um das zu verhindern, habe die Awo organisatorische Absprachen mit der Schulverwaltung und den Schulleitungen getroffen. Das bestätigt Gladbecks Schuldezernent Rainer Weichelt. „Wir haben für das laufende Schuljahr die Mittel aus dem städtischen Etat für die Träger des Offenen Ganztages erhöht, denn wir können die Mehrbelastung nachvollziehen.“

Wertschätzung für die geleistete Arbeit

Das Land NRW sei aufgefordert, „endlich eine angemessene Finanzierungsgrundlage für Ganztagsschulen, unabhängig vom Finanzstatus der Kommunen oder Kreise zu gewährleisten“, fordert Miriam Maiburg (Awo). Denn die Qualität der Ganztagsschulen hänge zurzeit vorrangig von den freiwilligen Leistungen der einzelnen Kommunen und Kreise ab. Die Folge seien „große regionale Ungleichheiten bezüglich Finanzierung, Standards und Strukturen“. Das müsse ein Ende haben. Es werde Zeit, „dass das Land die Bedeutung der OGS ausreichend wertschätzt“.

In Gladbeck ist der Awo Unterbezirk Münsterland-Recklinghausen der größte Träger von Offenen Ganztagsangeboten an Grundschulen. Konkret wird die Nachmittagsbetreuung an der Josefschule, Mosaikschule, Pestalozzischule, Wilhelmschule, Wittringer Schule mit ihren Dependancen (z.B. Käthe-Kollwitz- oder Albert-Schweitzer-Schule) sowie an der Roßheideschule als Förderschule angeboten. Der Caritasverband trägt die OGS der Südparkschule, an der Lamberti- und Regenbogenschule sind es die jeweiligen Fördervereine.

Da das Coronavirus die Gesellschaft sicher noch längere Zeit weiter begleiten werde, „mit entsprechendem Aufwand für die Bildungseinrichtungen“, seien die Forderungen der Awo in Richtung Landesregierung nachzuvollziehen und richtig, so Weichelt. Die Stadt Gladbeck unterstütze dies, denn die Offenen Ganztagsschulen seien „ein wichtiges Element der Gladbecker Bildungslandschaft“. Denn man verstehe die Nachmittagsbetreuung an den Schulen nicht als simples Verwahrangebot, „sondern als wichtigen Teil des Bildungskonzeptes mit qualitativer Erweiterung des schulischen Lernens am Nachmittag“, unterstreicht Weichelt.

Die Landesregierung soll das OGS-Personal durch zusätzliche Mittel entlasten

„Ohne zusätzliche Mittel wird das nicht gehen“, sagt Miriam Maiburg. Die Arbeiterwohlfahrt fordere deshalb das Ministerium für Schule und Bildung NRW auf, „die Träger des Offenen Ganztags zu unterstützen und das vorhandene Personal zu entlasten“. Denn die zusätzlichen Belastungen müssten bislang durch vorhandenes Personal aufgefangen werden, obgleich die Ausstattung und die finanziellen Mittel für den Offenen Ganztag bereits seit Jahren nicht ausreichend seien

Die AWO fordert von der Landesregierung so ein deutliches Signal mit konkreter Hilfestellung. Dies könnte zum Beispiel eine Maßnahme analog der NRW-Landesinitiative „Kita-Helfer“ sein, „die darauf abzielt,das pädagogische Fachpersonal bei alltäglichen Hygienemaßnahmen zu unterstützen“, so Maiburg. Ein Vorschlag, der in der Gladbecker Stadtspitze auf Zustimmung trifft. „Die Anstellung von OGS-Helfern ist zu begrüßen“, so Rainer Weichelt, dass Land sollte dafür die Möglichkeiten schaffen.