Gladbeck / Kreis Recklinghausen. Die grüne Basis im Kreis Recklinghausen will im Vorfeld weder Landratskandidat Michael Hübner (SPD) noch Bodo Klimpel (CDU-FDP) unterstützen.
Vor der Stichwahl zur Wahl des Landrates für den Kreis Recklinghausen am Sonntag, 27. September, wollen die Kreisgrünen keinen der Kandidaten unterstützen. Weder Michael Hübner (SPD), noch Bodo Klimpel (CDU), der auch Kandidat der FDP ist, ist es offensichtlich gelungen, die grüne Basis ausreichend zu überzeugen, um sich vor der Wahl an ihrer Seite zu positionieren.
Vertreterinnen und Vertreter der Ortsverbände haben sich in einer gemeinsamen Sitzung mit der neuen Kreistagsfraktion und dem Kreisvorstand nach Gesprächen mit Michael Hübner und Bodo Klimpel gegen eine Wahlempfehlung entschieden. „Dieses Votum ist nach interner Diskussion letztlich einstimmig ausgefallen“, so Kreisvorsitzender Jan Matzoll.
Die Entscheidung der Kreisgrünen hat auch taktische Gründe
Aufgrund des guten Ergebnisses bei der Kommunalwahl wollten die Kreisgrünen im Kreistag „künftig eine Rolle spielen“. Die Entscheidung habe so durchaus „auch taktische Gründe“, räumt Matzoll ein, denn man habe mit einer Wahlempfehlung „mögliche Koalitionsgespräche nicht vorweg nehmen wollen“. Mit 17,18 Prozent der Stimmen konnte die Partei auf Kreisebene ihr Ergebnis der Wahl 2014 (8,8 Prozent) fast verdoppeln. Im künftigen Kreistag kann sie so mit 13 Sitzen bei knappen Entscheidungen für einen Beschluss ausschlaggebend sein, da sich CDU (33,57 Prozent, 24 Sitze) und SPD (30,41 Prozent, 22 Sitze) im Kreistag nahezu egalisieren – wobei die Christdemokraten auf die Unterstützung der FDP (4,48 Prozent, drei Sitze) setzen können, mit der sie den gemeinsamen Landratskandidaten Klimpel aufgestellt haben.
Mit der SPD gebe es „inhaltlich mehr Überschneidungen“, räumt Matzoll ein. Beide Kandidaten hätten sich beim Gespräch aber offen für grüne Themen gezeigt. Zudem habe man oft als Grüne im Ruhrgebiet erlebt, „dass ökologische Wahlkampfversprechen von Koalitionspartner letztlich im harten politischen Alltag nicht eingehalten werden“. Die Skepsis zum von den Grünen abgelehnten Gewerbegebiet newPark konnte auch Michael Hübner offenbar nicht zerstreuen, der im Gespräch zwar zugesagt habe, „sich dort für die Ansiedlung von grünen Unternehmen, etwa der Wasserstofftechnologie, stark machen zu wollen“. Doch die Realität sehe nach der Wahl wohl anders aus, „wenn ein Unternehmen aus den alten Industrien kommt und dort 1000 Arbeitsplätze schaffen will“, zweifeln die Kreisgrünen.
Als glasklarer Favorit geht keiner der Kandidaten am Sonntag ins Rennen
Kandidat Klimpel habe sich auch positiv zum Thema Klimaschutz und Verkehrswende geäußert. Diese seien seit Jahren grüne Schwerpunkte im Kreis, „die andere Parteien erst kurz vor der Wahl für sich entdeckt haben“, so Matzolls Bewertung dazu. Im ersten Wahlgang lag Klimpel zwar sechs Prozentpunkte vor Hübner, doch als glasklarer Favorit geht keiner am Sonntag ins Rennen. Hübner hat den Vorteil, dass am Sonntag auch in vier eher roten Städten SPD-Bürgermeister in die Stichwahl gehen, etwa in Gladbeck, die so sozialdemokratisches Wählerpotential auch für ihn mobilisieren könnten.