Gladbeck. Die seit Jahrzehnten diskutierte Bahn-Direktverbindung von Gladbeck nach Recklinghausen steht endlich. Darum sind die Fahrgäste so begeistert.

Die seit Jahrzehnten diskutierte Direktverbindung zwischen Gladbeck und Recklinghausen wurde jetzt endlich in Betrieb genommen. Seit dem 11. September fährt die S9 im Stundentakt vom Bahnhof Gladbeck West zum Hauptbahnhof Recklinghausen. Wer zuvor mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Gladbeck in die Kreisstadt Recklinghausen fahren wollte, musste viel Zeit einplanen und entweder einen Umweg über Gelsenkirchen-Buer oder Marl in Kauf nehmen. Fast eine Stunde lang war man auf diese Weise unterwegs. Mit dem neuen Streckenabschnitt ist man deutlich flotter und nach 18 Minuten Fahrzeit ohne Zwischenstopps angekommen. Wie kommt die neue Strecke bei den Fahrgästen aus Gladbeck an?

De Einstieg in die S9 ist bequem barrierefrei ebenerdig vom Bahnsteig aus möglich.
De Einstieg in die S9 ist bequem barrierefrei ebenerdig vom Bahnsteig aus möglich. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Dass das neue Angebot (5.37 stündlich bis 23.37 Uhr ab Gladbeck West, bzw. 6.04 bis 23.04 Uhr ab RE Hbf.) endlich da ist, hat sich offenbar noch nicht viel herumgesprochen. Jedenfalls stehen am Morgen gegen acht Uhr nur eine Handvoll Menschen am Gleis der S9 in Richtung Recklinghausen. Sie begrüßen die neue Verbindung aber sehr. Zum Beispiel Michaela Plewa aus Recklinghausen, die ihre Schwester Daniela in Gladbeck besucht hatte. „Sonst bin ich mit dem Bus gefahren, die Verbindung jetzt ist eine Riesenerleichterung“, sagt sie, wenngleich sie schon am Dienstag den ersten Ausfall eines S9-Zuges hingenommen habe. Krasniqi sieht auch Vorteile für ihre Mutter, der die Busverbindung zu kompliziert geworden sei. Mit der S9 könne sie nun „in Gladbeck einfach Einsteigen und zu Besuch nach Recklinghausen kommen, sonst war das immer eine halbe Weltreise für sie.“

Fast eineinhalb Stunden Zeitersparnis auf dem Weg in die Schule

Erleichtert über die schnellere Verbindung zeigt sich auch Benedikt Altfeld, der seit einem Umzug nach Gladbeck zuvor bis zu 1.45 Stunde fahrt mit dem Bus zu seiner Schule in Oer-Erkenschwick brauchte. „Ich bin eigentlich echt froh“, meint er, „die Verbindung klappt gut und war auch bis jetzt immer pünktlich.“ Alvares Canelo, Zugbegleiter der Abellio, die die Linie bedient, kontrollierte die wenigen Fahrgäste. „Eigentlich sollte der Zug ja ab Mai schon fahren und wir haben auch im Moment noch eine Baustelle in Essen“, fasst er das Ringen um die Eröffnung der Strecke knapp zusammen. Er gehe davon aus, „dass es nächste Woche im Zug voller wird, wenn die Baustelle weg ist.“

Platz genug gibt es in den modernen, freundlich-hellen wie barrierefreien Großraumwagen auch für rollstuhlfahrende Passagiere, sowie für Fahrräder. Die Bahn verfügt über eine Video-Überwachung, Klimaanlage und WC mit Wickeltisch. Außerdem ist sie mit WLAN und Laptopsteckdosen ausgestattet. Die neuen Züge vom Typ Flirt-3 XL (Flirt für: „Flinker leichter Intercity- und Regional-Triebzug“) wurden nach Vorgabe des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr statt rotem Deutsche-Bahn-Design in grün-weißer Farbgebung gestaltet. Die neuen S-Bahnen sind außerdem mit Piktogrammen von Wahrzeichen aus der Region verziert, wie dem Bottroper Tetraeder.

Die Direktverbindung in die Kreisstadt muss noch bekannter werden

Das Fazit zum neuen S9-Abzweig von Gladbeck nach Recklinghausen ist eindeutig positiv, mit deutlicher Zeitersparnis gegenüber den weiterhin bestehenden Busverbindungen. Die flotte wie komfortable Direktverbindung in die Kreisstadt muss aber vermutlich noch bekannter bei den Gladbeckern werden.