Gladbeck. Der frühere CDU-Fraktionschef Reinhold Fischbach tritt nach 26 Jahren bei der Kommunalwahl nicht mehr an. Er engagierte sich in Stadt und Kreis.

Er gilt aus überaus seriös und umtriebig, leitete eher unauffällig über viele Jahre die Geschicke seiner Fraktion, beeinflusste sie aber maßgeblich: Reinhold Fischbach, seit 26 Jahren für die CDU im Rat der Stadt Gladbeck, zieht sich nach fünf Wahlperioden aus der Politik endgültig zurück, nachdem er bereits vor sechs Jahren den Fraktionsvorsitz abgegeben hatte. Bei der Kommunalwahl am kommenden Sonntag tritt der 72-Jährige nicht mehr an.

Er machte Kommunalpolitik immer aus Überzeugung, und aus Überzeugung tritt er ab. „Die junge Generation muss nun ran und gefordert werden“, sagt Fischbach, der aber gleichzeitig ankündigt, politisch „sehr wachsam“ zu bleiben und sich auch weiter äußern zu wollen. Denn leider, so der Christdemokrat, lebten wir in einer Zeit, in der sich zu viele wegduckten, in einer Zeit, „in der die Gesellschaft aus den Fugen gerät“.

Fischbach trat 1989 der CDU bei – wegen Kohl

Wegducken war für den gebürtigen Gelsenkirchener, der 1972 nach Gladbeck zog, nie eine Option – ob beruflich als Elektroingenieur bei RWE (später ELE), von der er nach der Wende auf Jahre in den Osten als energiepolitischer „Aufbauhelfer“ entsandt wurde, oder als Politiker, als er in turbulenten Zeiten (1994, als die zehnjährige CDU-Dominanz in der Stadt begann) in den Rat einzog. CDU-Urgestein Maria Seifert, im Frühjahr verstorben, war es, gemeinsam mit der damaligen CDU-Ratsfrau Hedwig Enxing, die Fischbach in die aktive Kommunalpolitik holte.

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Schon 1989 war Fischbach CDU-Mitglied geworden – beeindruckt vom Fall der Mauer und von der Deutschlandpolitik Helmut Kohls. Schon in seiner ersten Ratsperiode wurde er Sprecher der Christdemokraten im Planungsausschuss. Nach der Kommunalwahl 1999 übernahm der Rentforter von Jürgen Arning den CDU-Fraktionsvorsitz und blieb in diesem Amt drei Wahlperioden bis zur vergangenen Wahl 2014, als Peter Rademacher sein Nachfolger wurde. Parallel zum Fraktionsvorsitz übernahm Fischbach 1999 auch den Vorsitz im Wirtschaftsförderungsausschuss, 2004 den im Planungsausschuss.

Die Rettung des ZBG zählt zu den schönsten Erinnerungen

Reinhold Fischbach 2012 im Rat am Rednerpult während einer Sondersitzung zum Thema A 52.
Reinhold Fischbach 2012 im Rat am Rednerpult während einer Sondersitzung zum Thema A 52. © WAZ FotoPool | MEINERT, Franz

In Erinnerung sei ihm aus den frühen Jahren seiner Ratsarbeit geblieben, welch hohe „emotionale Aufgeregtheit“ bei der SPD herrschte, als sie 1994 gegen CDU, Grüne und BiG mit einer Stimme ihre absolute Mehrheit verloren hatte. „Die von der SPD gepflegte Arroganz der Macht war gebrochen, die aufgebaute Borniertheit ist ihr bis heute geblieben“, so Fischbach, der einen „ironisch-zynischen Ton im Rat“ in den letzten Jahren beklagt. Nicht immer einfach, auch das ist dem ausscheidenden Ratspolitiker in Erinnerung, sei die Zusammenarbeit des CDU-Fraktionschefs Fischbach mit dem CDU-Bürgermeister Eckhard Schwerhoff gewesen. „Da trafen zwei Alpha-Tiere aufeinander.“

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Gut ist Fischbach der Kampf um die Selbstständigkeit des ZBG in Erinnerung, den die Stadtspitze um Bürgermeister Roland vor Jahren „re-integrieren“ wollte in die Verwaltung. Am meisten, aber vergeblich, gekämpft habe er mit seiner CDU um Aufwertung des Marktplatzes („Der hat etwas Besseres verdient, als Parkplatz zu sein“) und um eine Anbindung des Glückauf-Centers an die Fußgängerzone mit einem superbreiten Überweg über die Wilhelmstraße. Geärgert habe ihn, dass die Idee einer neuen zentralen Feuerwache im Abfahrtsbogen der Zweckeler Straße auf die Konrad-Adenauer-Allee verworfen wurde.

Der CDU-Politiker saß auch 14 Jahre im Kreistag Recklinghausen

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Reinhold Fischbach hat sich auch auf Kreisebene engagiert: 14 Jahre saß er – bis jetzt – im Kreistag, die letzten sechs Jahre war er Vorsitzender des Kreisausschusses für Wirtschaftsförderung und Strukturverbesserung. „Das war eine sehr sachorientierte Zeit.“ Viele in Gladbeck, so Fischbach, hätten bis heute nicht erkannt, welche Kraft der Kreis für die Emscher-Lippe-Region entfalten könne. Und der Kreis, einer der größten in Deutschland, wisse nicht wirklich, wie stark er ist, so Fischbachs Erkenntnis am Ende seines politischen Engagements.

Er bleibt weiter engagiert

Der scheidende CDU-Ratspolitiker Reinhold Fischbach freut sich, dass all die Jahre seines politischen Engagements sein Arbeitgeber, RWE und später ELE, diese Arbeit ermöglicht und auch unterstützt habe. 33 Jahre war er dort beschäftigt.

Ganz ohne Beschäftigung bleibt der 72-Jährige auch künftig nicht: Er ist weiterhin Geschäftsführer des gemeinnützigen Vereins für Erneuerbare Energien im Innovationszentrum Wiesenbusch und unterstützt ferner die Zukunftsinitiative ZDI der örtlichen Unternehmerschaft, die jungen Menschen Bildungschancen ermöglicht.