Gladbeck. Kritik der Stadtverwaltung Gladbeck: Das Westfälische Landesjugendamt bremse die Kita-Pläne durch teils aufwändige, unnötige Nachforderungen aus.
Der Kita-Ausbau hinkt in Gladbeck mindestens ein halbes Jahr hinter den ursprünglichen Planungen her. Dass das nicht immer nur an der coronabedingten Zwangspause liegt, wurde jetzt im Jugendhilfeausschuss deutlich. Mit Kritik bezogen auf praxisferne Bürokratie des LWL-Landesjugendamtes Westfalen, die die Kita-Offensive teils auch ausbremse. Die Aufsichtsbehörde im Landschaftsverband Westfalen-Lippe entscheidet im Auftrag des Landes NRW über die Vergabe der Betriebserlaubnis für neue Kindergärten.
Zunächst aber die gute Nachricht von Jugendamt-Chefin Christine Hellebrand: Der Aufbau der ersten der drei geplanten Not-Kitas für die Ausbauoffensive für 200 zusätzliche Kindergartenplätze soll jetzt zügig starten, mit dem Ziel im Januar an der Uhlandstraße zu öffnen. Da die Freifläche direkt neben der stark befahrenen B224 liegt, „musten wir zum Schutz der Kinder ein Lärmschutzgutachten erarbeiten“, informiert die Jugendamtschefin. Dieses sei „gut ausgegangen, so dass wir die Errichtung der Container ausschreiben und bereits vergeben konnten“. Zunächst fünf Jahre kann die Kita für drei Gruppen am Standort betrieben werden.
200 Plätze in Containerkitas sind das erste Ziel
Möglichst zügig folgen sollen dann Containerkitas am Sportplatz Berliner Straße in Rentfort Nord (drei Gruppen) und an der Holthauser Straße neben der Kita-Vehrenbergstraße in Rosenhügel (zwei Gruppen) „Wir hoffen, dass wir alle Standorte, die bis diesen August eigentlich bereitstehen sollten, mit einer Verzögerung von sechs bis zehn Monate an den Start zu kriegen“, so Erster Beigeordneter Rainer Weichelt. Eine erste Entlastung für aktuell allein 311 Gladbecker Ü3-Kinder, die einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz haben und nicht untergebracht werden können.
Kleinkarierte Bürokratie
Auch Mitglieder des Jugendhilfeausschusses berichteten von praxisferner klein karierter Bürokratie des LWL-Jugendamtes. Trotz des großen Fachkräftemangels sage der LWL, „dass wir erst Personal einstellen dürfen, nachdem wir für die benannten eine Genehmigung erhalten haben“, so Wilfried Allkemper.
Ähnlich sei es mit der generellen Betriebserlaubnis für eine geplante Kita. „Für diese müssen wir schon im Vorfeld die Namen der in der Einrichtung Beschäftigten angeben. Obwohl die Stellenbesetzung so schwierig ist, das ist doch bar jeder Realität.“
Siegfried Schmitz von der Behindertenhilfe Gladbeck berichtetet, dass er „seit Juni auf die Rückmeldung des LWL für drei Mitarbeiter wartet, die ich zum 1. August einstellen wollte“. Er hänge so in der Luft, und riskiere sogar als freier Träger eine Strafe, „wenn ich schon vorab die Verträge mache“.
Auf gutem Weg sei auch der von der Stadt errichtete Kita-Bau an der Postallee für vier Gruppen. Christine Hellebrand: „Der Rohbau steht. Wir hatten ein bisschen Probleme mit dem Fensterlieferanten.“ Der Innenausbau könne aus Schutz gegen Diebe aber nicht starten, solange der Fenster-Einbau nicht erfolgt sei. „Sie soll Kita-Christuskirche heißen“, verriet Wilfried Allkemper, Geschäftsführer der Ev. Kirche in Gladbeck, dem künftigen Träger dieser Einrichtung, wie der geplanten viergruppigen Randzeiten-Kita an der Heringstraße in Brauck (Investor Diakonie). Hierbei sei es zu Verzögerungen aufgrund kleiner Änderungswünsche des LWL gekommen, so Hellebrand. „Der Bauantrag ist jetzt aber gestellt und auf gutem Weg.“
Bebauungsplan muss für den Kita-Neubau Lukasstraße geändert werden
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Auch an der Lukasstraße in Butendorf will die Ev. Kirche mit dem Investor Diakonie die Alteinrichtung durch eine neue viergruppige Kita ersetzen. Der Bebauungsplan muss dafür geändert werden. Wir haben für Oktober anvisiert, dass es dort weitergeht“, so die Jugendamts-Leiterin. Die benachbarte kath. Kita Heilig Kreuz soll um einen Containerbau mit Platz für eine zusätzliche Gruppe erweitert werden. Helleband: „Die Betriebserlaubnis ist vom LWL in Aussicht gestellt worden.“
Komplizierter scheint dies für den geplanten Neubau an der Breukerstraße im Stadtsüden, wo die Falken als Träger mit der Gladbecker Wohnungsgesellschaft als Investor eine Kita für 80 Kinder in vier Gruppen eröffnen wollen. Hier wie anderswo sei leider zu beklagen, das der LWL den Projekten das Leben schwer mache, indem „immer wieder neue Ideen und verlangte Änderungen“ den Zeitplan ausbremsten. So sei es hier ein zweiter Schlafraum für U3-Kinder statt eines ursprünglich geplanten großen, oder ein zuvor nicht vorgesehener zweiter Waschraum, der die Planer in unerwartete Probleme bringe. Auch wenn es gesetzlich nicht vorgeschrieben sei, „müssen wir das umsetzen, da wir sonst die Betriebserlaubnis vom LWL nicht erhalten“, erklärte Hellebrand dem Ausschuss.
Die Kritik der Stadt gegenüber dem LWL deutlich gemacht
Die Fachämter der Stadt suchten alle gesetzlichen Möglichkeiten, um den Kita-Ausbau voranzutreiben. Dieses unflexible bürokratische Vorgehen, das den beabsichtigten zügigen Kita-Ausbau in Gladbeck verzögere, habe er auch „deutlich gegenüber dem LWL kritisiert“, unterstrich Rainer Weichelt. Es sei aber wohl leider so, „je weiter Menschen von der Praxis entfernt sind, desto abstruser sind teils die Forderungen.“