Recklinghausen / Gladbeck. Steffen Christ ist Landratskandidat der AfD im Kreis. Jetzt droht ihm der Parteiausschluss. Ihm wird große Nähe zum rechten Flügel vorgeworfen.

Der AfD-Landesverband NRW hat ein Parteiausschlussverfahren gegen Steffen Christ eingeleitet. Das bestätigte Parteisprecherin Irmhild Boßdorf auf Anfrage unserer Zeitung. Der 50-jährige Recklinghäuser kandidiert bei der Kommunalwahl für das Amt des Landrats im Kreis Recklinghausen.

Widerspruch eingelegt gegen AfD-Wahllisten in Münster und im Kreis Coesfeld

Als Grund für den geplanten Parteiausschluss nannte die AfD-Sprecherin „parteischädigendes Verhalten mitten im Wahlkampf“: So habe Christ als Münsteraner Bezirkssprecher kurz vor Ablauf der Frist am 27. Juli Widerspruch gegen die AfD-Wahllisten sowohl für die Stadt Münster als auch für den Kreis Coesfeld eingelegt. Im Fall von Münster konnte der Disput noch „geheilt“ werden, so Boßdorf. Nicht jedoch im Fall von Coesfeld. Dort hat die rechtspopulistische Partei nun bei der Kommunalwahl keine Chance, in den Kreistag einzuziehen. „Christ habe wohl offenbar andere Leute auf der Wahlliste sehen wollen, so die Sprecherin.

Christ selbst sieht den Sachverhalt anders: Nicht er allein, sondern der elfköpfige Bezirksvorstand habe Einspruch gegen die Wahllisten eingelegt. „Und ich hatte als Sprecher schließlich den Auftrag, dieses Votum dann umzusetzen“, so Christ. Zurückzuführen sei das ganze auf einen internen Machtkampf, den offenbar der „erfolglose“ Münsteraner Stadtverbandsvorsitzende Martin Schiller gegen ihn führe („Der hat mich auf dem Kieker“).

Der Bezirksverband von Christ soll dem rechten Flügel der AfD um Parteichef Höcke nahestehen

Anders als die AfD in Münster steht Christs Bezirksverband dem sogenannten „Flügel“ nahe. Jener ultra-rechten Strömung in der AfD um den thüringischen Parteichef Björn Höcke, die sich zuletzt offiziell aufgelöst hat. Man hatte die Sorge, der Verfassungsschutz könne wegen des „Flügels“ bald die ganze Partei beobachten.

Christ bestreitet zwar, auf der Seite des „Flügels“ zu stehen. Aber das hinderte ihn in der Vergangenheit nicht daran, Höcke für Vorträge ins Westfalenland einzuladen. Für den 2. September hat der AfD-Landesverband Christ nun vor die Schiedsgerichtskammer der Partei geladen, wo drei AfD-Juristen über den Fall urteilen sollen. Allerdings könnte die Klärung des Parteiausschlusses mit Blick auf andere Fälle – wie etwa den des früheren brandenburgischen Landeschefs Andreas Kalbitz – auch längere Zeit in Anspruch nehmen.

Und was bedeutet dies für die Wähler im Kreis Recklinghausen? Christ ist „nominiert und zur Wahl zugelassen“, so Kreiswahlleiter Cay Süberkrüb. Es könnte allerdings sein, dass der Kandidat am Wahltermin nicht mehr für die AfD, sondern als Parteiloser antrete. Seine Wahlchancen verbessern dürften die Querelen jedenfalls nicht.