Gladbeck. Markus Diegmann, der selbst als Kind missbraucht wurde, fordert die Politik zum Handeln auf. Der Gladbecker will ein Verbot von Kindersexpuppen.

Der Gladbecker Aktivist Markus Diegmann, der als Kind selbst missbraucht wurde, kämpft jetzt auch für ein Verbot von Kindersexpuppen. Mit Unterstützern hat er eine Petition gestartet, die die Bundesregierung zum Handeln aufruft. „Denn der deutsche Zoll hat derzeit keine Möglichkeit, die Einfuhr dieser abstoßenden und verstörenden Puppen zu stoppen“, so Diegmann.

Unerträglich, dass der Besitz von Kindersexpuppen in Deutschland legal ist

Es sei doch unerträglich und erschreckend, „dass der Besitz von Kindersexpuppen in Deutschland legal ist, und sie frei zugänglich bei Amazon, Ebay & Co. quasi als Missbrauchsmaterial verkauft werden“, so Diegmann im Gespräch mit der WAZ. „Wer die richtigen Suchbegriffe kennt, findet in Sekunden lebensechte Puppen, Mädchen mit kindlichem Gesicht und kleinem Kinderkörper aber auch Säuglinge, mit Öffnungen zum Eindringen.“

Über einschlägige Kinderpornografie-Plattformen tauschen sich Pädophile und am Missbrauch von Kindern interessierte Gewalttäter international aus.
Über einschlägige Kinderpornografie-Plattformen tauschen sich Pädophile und am Missbrauch von Kindern interessierte Gewalttäter international aus. © dpa | Arne Dedert

Justizministerin Lambrecht und Familienministerin Giffey seien hier aufgefordert, sofort zu Handeln, um Kindesmissbrauch nicht weiter Tür und Tor zu öffnen. „Die Einfuhr, der Handel, die Produktion sowie der Verkauf von Sexpuppen, die bewusst kleinen Kindern nachempfunden sind, um zur sexuellen Befriedigung zu dienen, müssen deshalb so schnell wie möglich gesetzlich verboten und der Besitz bestraft werden“, fordert Diegmann.

Die Petition hat fast 56.000 Unterstützer

Seine erst kürzlich über das Internetportal change.org gestartete Petition hat bereits mehr als 55.000 Unterstützer. Ziel sind 75.000 Unterschriften, um der Forderung Gehör in der Bundespolitik zu verschaffen. Einige Unterstützer, „die Kindesmissbrauch klar verurteilen“, fragten auch, „ob die Puppen Pädophilen als Ventil dienen können, ihre Neigung nicht in der Realität an Kindern auszuleben“, berichtet der Aktivist. Seine Meinung dazu ist eindeutig: „Mit dem Gebrauch und Ausprobieren der Kindersexpuppen sinkt die Hemmschwelle für potenzielle Täter. Sie dienen so als Sprungbrett in ein Meer aus Gewalt und Missbrauch, indem die bisherigen Fantasien an Kindern in der Realität ausgelebt werden.“

Täter gibt es auch in Gladbeck

Täter , die Kinder missbrauchen, gibt es auch in Gladbeck. Allein im Vorjahr hat das zuständige Kriminalkommissariat des Polizeipräsidiums Recklinghausen kreisweit in 171 Missbrauchsfällen ermittelt, acht davon ereigneten sich in Gladbeck. 75 Prozent der Taten in Gladbeck konnten aufgeklärt werden, kreisweit lag die Quote bei 92,4 Prozent.

Aktivist Markus Diegmann ist auch Begründer der Tour41. Einer bundesweiten Aufklärungskampagne, mit dem Ziel, die strafrechtliche Verjährung von Missbrauch von Kindern abzuschaffen. Bislang ist das nach 30 Jahren der Fall. Opfer finden oft aber erst als Erwachsene die Kraft, sich dem Missbrauch in Kindertagen zu stellen. Oft erst nach 30 Jahren.

Es sei davon auszugehen, „dass die Kindersexpuppen den Wunsch potenzieller Täter antriggern, real ein Kind zu missbrauchen, das sich bewegt, das körperwarm ist, das sich wehrt und schreit, dessen Leid sie erleben können“, beschreibt Diegmann das Grauen. Denn pädophil seien laut Untersuchungen nur 17 bis 20 Prozent der Täter, andere lebten ihre brutalen Gewaltfantasien gegenüber Kindern aus Machtgehabe oder mangelndem Selbstwertgefühl aus. Teils geschehe dies aber völlig emotionskalt auch aus rein finanziellen Interessen. Diegmann: „Mit Kinderpornos lässt sich mehr Geld verdienen als mit Drogenhandel“.

Auch ein abscheuliches Handbuch für Pädophile kursiert im Internet

Dazu habe er jetzt die Petition erweitert, informiert Diegmann, mit der Forderung, dass auch das so genannte „Handbuch für Pädophile“, das in eindeutigen Foren im Internet kursiert, „verboten und das Hochladen und Weiterleiten strafrechtlich verfolgt werden“. Das Werk sei ein abscheuliches Kompendium, „das auf rund 1000 Seiten Täterinnen und Tätern Handlungsempfehlungen gibt. Etwa unter dem Buchstaben S „wie man ein Kind am besten sediert, also für den Missbrauch betäubt“, nennt Markus Diegmann ein erschreckendes Beispiel.