Gladbeck. Ein weiterer, neunter coronabedingter Todesfall wurde nun bestätigt. Die Cura-Unternehmensgruppe kann sich die Virusausbreitung nicht erklären.
Das Cura-Seniorenzentrum an der Kolpingstraße kommt nicht zur Ruhe. Während allenthalben Corona-Lockerungen den Alltag erleichtern, sorgt das Virus im Seniorenheim, unter seinen Bewohnern, Familienangehörigen und Mitarbeitern weiter für Sorge und Anspannung. Erst am Freitag wurde ein weiterer, neunter coronabedingter Todesfall im "Cura" bekannt. Man tue alles, so Unternehmenssprecherin Melanie Hoffmeister, um die Lage in den Griff zu bekommen. Und für die meisten Bewohner des Hauses, das weiterhin für Besucher gesperrt bleibt, wolle man auch eine gewisse Normalität organisieren.
Aktuell sind noch zwölf Bewohner infiziert und in einem Isolationsbereich untergebracht. Ein weiterer Bewohner werde im Krankenhaus behandelt, so Hoffmeister. Ein Mitarbeiter befinde sich noch in Quarantäne. Hoffmeister schätzt die Situation inzwischen als stabil ein - Folge des "sehr engen, täglichen Austauschs mit den Ämtern" und der personellen Unterstützung aus der Unternehmensgruppe. Das Leitungsteam plus elf weitere Mitarbeiter seien unterstützend aus dem Cura-Haus in Gelsenkirchen dazu gekommen.
Seniorenzentrum zählt nun selbst auch neun Corona-Todesopfer
Inzwischen korrigierte die Cura-Unternehmensgruppe mit Sitz in Berlin ihre Statistik und spricht auch von neun Personen, die mit oder an dem Coronavirus gestorben sind. Zuletzt hatte man betont, zwei Heimbewohner seien an anderen Krankheiten gestorben. Das Kreisgesundheitsamt hatte widersprochen. Hoffmeister: "Um die Öffentlichkeit nicht weiter mit unterschiedlichen Zahlen zu verwirren, führen wir die Todesfälle sieben und acht nun ebenfalls als coronabedingt auf."
Gleichzeitig betont die Sprecherin aber, "dass wir die Argumentation des Kreisgesundheitsamtes nicht in Gänze nachvollziehen können." In einem Fall, so hatte Hoffmeister zuletzt noch betont, habe das Krankenhaus darauf hingewiesen, dass die Person negativ auf das Coronavirus getestet worden sei.
Cura: Erster Patient war in keiner anderen Einrichtung
Was die Diskussion um den ersten Infizierten des Cura-Seniorenzentrums anbelangt, sagt die Sprecherin, man verlasse sich da auf die Aussagen der Behörden. "Leider lag uns nicht die wichtige Information vor, dass die Person positiv getestet war", so Hoffmeister. Das Kreisgesundheitsamt hatte in seiner "Gladbeck-Analyse" gesagt, der erste Corona-Kranke des "Cura", das sich zum Corona-Hot-Spot in der Stadt entwickelt hat, habe sich im St.-Barbara-Hospital infiziert.
Dagegen wehrte sich das Krankenhaus in dieser Woche und meinte, die Person habe sich auch zuvor oder in einer anderen Einrichtung, wohin sie nach dem Krankenhausaufenthalt gebracht worden sei, anstecken können. "Eine Zwischenstation, also ein Aufenthalt unseres ersten an Corona erkrankten Bewohners in einer anderen Einrichtung nach dem St.-Barbara-Hospital, ist uns nicht bekannt", sagt allerdings Melanie Hoffmeister.
"Reinigungskräfte verbreiteten das Virus nicht"
Warum sich das Virus derart im Cura-Haus verbreiten konnte, bleibt unklar. Hoffmeister betont, dass erst seit dem 3. April alle Rückkehrer aus einem Krankenhaus vorsorglich 14 Tage in Quarantäne bleiben müssen. Zuvor habe das für Bewohner ohne Symptome nicht gegolten.
Dass eine Virusverbreitung durch die Reinigungskräfte erfolgte, hält sie für "eher unwahrscheinlich". Die Reinigungskräfte seien keine Zeitarbeitskräfte, sondern eigene Mitarbeiter, "die sich wie alle Mitarbeiter im Haus an die Hygieneregeln halten". Sie dementierte auch Hinweise, wonach Leitungspositionen derzeit nicht besetzt seien.
Senioren sollen nächste Woche auch wieder spazieren gehen
Hoffmeister erläuterte, dass die abgeschirmten Senioren im Haus einzeln oder in kleinen Gruppen bis maximal vier Personen betreut und beschäftigt würden. "Fast vergessene Beschäftigungen wie Gesellschaftsspiele erleben ein neues Hoch." In Kürze wolle das Haus die Videotelefonie anbieten, um den Kontakt mit den Familien zu verbessern.
Angehörige würden oftmals kleine Geschenke und Post vorbeibringen, "so dass der Kontakt keinesfalls abreißt". Ab nächster Woche würden auch wieder Spaziergänge stattfinden. "Das geschieht natürlich alles mit entsprechenden Infektionsschutzmaßnahmen wie Abstandsregelungen", so Hoffmeister.
>>> Weit mehr als 20 Corona-Tote im Cura-Haus Köln
Ebenfalls vom Coronavirus extrem stark getroffen war das Maternus Seniorenzentrum Köln-Rodenkirchen, das auch zur Cura-Unternehmensgruppe gehört. Weit mehr als 20 Senioren starben dort mit oder an dem Virus. Seit dem vergangenen Wochenende, so Unternehmenssprecherin Hoffmeister, gebe es dort keine Corona-infizierten Personen mehr.
Die strikten Regeln, die den Bewohnern in der Einrichtung in den letzten Wochen auferlegt werden mussten, hätten bewirkt, so Hoffmeister, die Ausbreitung des Coronavirus´in der Einrichtung einzudämmen und zu verhindern.
Aufgrund der "Erfolge im Kampf gegen das Virus" in dem Kölner Seniorenzentrum gibt sich die Unternehmenssprecherin sicher, "dass wir auch in unserem Haus in Gladbeck Infektionsketten durchbrechen und die Ausbreitung so weiter eindämmen und verhindern können."