Gladbeck. Große Staubbelastung durch Bauschutt-Zerkleinerung und Schwerlastverkehr in der Nähe von Wohnhäusern. Unternehmer ist zu Kompromiss bereit.

Wenn feiner Sahara-Staub bei entsprechender Windströmung bis Gladbeck getragen wird und sich auf geparkten Autos, Grundstücken und Fenstern niederschlägt, wird der zugereiste Schmutz zum Ärgernis. "Wir haben nicht nur selten, sondern bei trockenem Werktagen fast immer mit so einem Problem zu kämpfen", vergleicht Hausbesitzerin Hacer Koymali. Schuld sei aber nicht Niederschlag aus dem fernen Afrika, sondern der Betrieb der Firma Schobert direkt gegenüber. Die Nachbarn von der unteren Boystraße ärgere der pendelnde Schwerlastverkehr zum und vom Firmenareal. "Bauschutt wird in offenen Lkw angeliefert, auf dem Firmengelände zerkleinert, gesiebt und recycelt wieder abtransportiert, mit enormer und unerträglicher Staubbelastung", berichtet auch Sabine Jokiel.

Misstände mit zahlreichen Fotos und Videos dokumentiert

Sie und die Nachbarn hätten das mit hunderten Fotos und Videos dokumentiert, sich bei Kreis und Stadt als Aufsicht- bzw. Ordnungsbehörde beschwert. Auch darüber, dass schon in den frühen Morgenstunden Lkw aus fernen Orten mit laufendem Motor vor den Wohnhäusern parkten und auf die Firmenöffnung warteten. Einige Fahrer zeigten kein Verständnis, "wenn man sie dann anspricht und auf das Lärmproblem hinweist", berichtet Hausbesitzer Yakup Özdemir. "Mir wurde sogar schon dreist die Einfahrt zugeparkt."

Viele Fahrer würden sich auch nicht an Tempo 30 halten und schnell durch die Straße fahren. Sie sorge sich um die Sicherheit ihres und anderer Kinder, "die ja auch mal draußen spielen wollen", sagt Seranur Özdemir. Aus Sicht der Nachbarn "hat der Lkw-Verkehr zugenommen". Bei trockenem, heißen Wetter könne mein kein Fenster öffnen, "dann isst man beim Mittagessen den Staub gleich mit". Eine Lösung des Problems wäre für die Anwohner, "wenn die Lkw nicht die Zufahrt über die Boystraße nehmen, sondern die Brüsseler Straße nutzen würden. Dort ist am Firmenzaun sogar schon der Bordstein abgesenkt, als ob hier schon immer eine Zufahrt vorgesehen war", so Hacer Kaymali.

Die Staubbelastung und der Lärm sollen zugenommen haben

"Die Belastung auch mit Lärm bis in den Abend ist größer geworden", meint auch Sabine Jokiel. Mieter von ihr seien so ausgezogen, ihre staubbedeckten Pflanzen im Garten gingen ein. Es sei zu vermuten, "dass die Firma mehr als die pro Jahr zulässigen 200.000 Tonnen Material verarbeitet". Dem widerspricht der Kreis als Aufsichtsbehörde. Die 2004 erfolgte Vergrößerung der Anlage sei genehmigt, 100 Lkw pro Tag dürften das Areal anfahren, dies werde mit Wiegeprotokollen dokumentiert, wonach auch die zulässige maximal Tonnage eingehalten werde, so Kreissprecher Jochem Manz. Seit 2018 seien auch aufgrund der Beschwerden 37, in der Regel unangekündigte, Kontrollen der Emissionsschutzbehörde des Kreises erfolgt. Dabei seien keine gravierenden Verstöße gegen die Betriebsgenehmigung festgestellt worden.

Die Anlage befinde sich in einem gewerblich-industriell geprägten Gebiet und nicht in einem Wohngebiet. Dementsprechend geringer seien die gesetzlich vorgesehenen Schutzansprüche der Nachbarn, was wohl zu Problemen führe. Laut den Betriebsauflagen werde vorschriftsgemäß eine Kehrmaschine bei starkem Staubniederschlag auf den Zuwegen eingesetzt, eine Befeuchtungsanlage für das auf Halden abgelagerte zerkleinerte Material betrieben und eine Reifenwaschanlage für die Lkw vorgehalten.

Unternehmer bemühe sich, die Vorschriften einzuhalten

In letzere habe er neu investiert, ebenso die Fahrzeugwaage ausgetauscht mit Investition von rund 150.000 Euro, so Unternehmer Andreas Schobert, der weiter unterstreicht, dass er sich bemühe, alle Vorschriften einzuhalten. Seine Fahrer seien angewiesen, nicht im Bereich der Wohnhäuser zu parken. Ortsunkundige Fahrer von Fremdfirmen wüssten das zunächst nicht, würden aber von Seiten der Firma angesprochen, das zu unterlassen.

Er sei kompromissbereit, das zeige ja auch der außergerichtliche Vergleich mit Frau Jokiel. Demnach wolle er eine Halle am Grundstücksrand errichten, die Lärm abhält. Er sei zudem bereit "die Lkw-Zufahrt über die Brüsseler Straße möglich zu machen". Das Prüfungsverfahren zur Erstellung einer Zufahrt sei eingeleitet. Schobert: "Kann alles umgesetzt werden, wird nur noch über die Boystraße abgefahren und die Belastung der Anwohner dadurch halbiert."

>>>Stadt Gladbeck prüft wohlwollend

•Jürgen Harks, Leiter der Umweltabteilung im Amt für Planen und Bauen, kündigt an, das Vorhaben einer neuen Zuwegung zum Firmengelände bei Beantragung wohlwollend prüfen zu wollen.

•Die dafür notwendige Änderung der Betriebsanlage sei aber beim Kreis zu beantragen, der etwa prüfe, ob dann auch vorgeschriebene Abstandsflächen und Lärmschutzmaßnahmen eingehalten werden.