Gladbeck. Die Stadt Gladbeck würde die landesweite Mundschutzpflicht ab 27. April gerne ausdehnen. Die Menschen tragen jetzt schon oft eigene Kreationen.

Bürgermeister Ulrich Roland hatte sich in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses für eine landeseinheitliche Maskenpflicht ausgesprochen – am 27. April nun tritt sie NRW-weit in Kraft. Die Spitze in Gladbeck würde gerne noch einen Schritt weiter als andere Kommunen gehen: Mund und Nase sollten demnach ab dem Stichtag auch im zentralen Teil der Innenstadt bedeckt sein.

Gladbeck: Die Fußgängerzone ist die am stärksten frequentierte im Kreisgebiet

Landesweit soll die Pflicht beim Einkauf, in Arzt- und Reha-Praxen, in den öffentlichen Teilen der Verwaltung, im Kundenbereich von Banken und Sparkassen und im öffentlichen Personennahverkehr gelten. „Wir warten händeringend auf eine Präzisierung, was das Land vorhat“, sagt Peter Breßer-Barnebeck, Chef der Kommunikation im Rathaus.

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Die Verwaltungsspitze habe sich bereits vor der Meldung der Maskenpflicht mit der Frage beschäftigt: „Was wären für uns die sinnvollen Bereiche, in denen wir agieren müssen?“ Antwort, zusätzlich zu den genannten Stellen: das Gebiet zwischen Rathaus, Humboldtstraße, Oberhof und Wilhelmstraße.

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Die Gladbeckerin Ulrike Runde schützt sich mit einem Modell, das ein Schneider angefertigt hat.
Die Gladbeckerin Ulrike Runde schützt sich mit einem Modell, das ein Schneider angefertigt hat. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Breßer-Barnebeck erklärt: „Unsere Fußgängerzone ist die am stärksten frequentierte im Kreisgebiet.“ Ebenso wie detaillierte Regeln fehle nach seiner Information auch ein Bußgeldkatalog. Breßer-Barnebeck: „Wenn es zu einer Verletzung der Maskenpflicht kommt, reden wir nicht über zehn oder 20 Euro.“ Und die Verwaltung mit 60 Kräften plus neun vom Kommunalen Ordnungsdienst plus Polizei achte auf die Einhaltung. Auch „wenn wir keine Einlasskontrollen“ an den Zugängen zur Fußgängerzone machen.

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Apotheker Dr. Arne Kuhn hat für sein Team Einwegmasken, ein geprüftes medizinisches Produkt.
Apotheker Dr. Arne Kuhn hat für sein Team Einwegmasken, ein geprüftes medizinisches Produkt. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Wie der Mund-Nasen-Bereich geschützt wird, ist nicht vorgeschrieben. Wer allerdings eine Maske aus dem Handel, zum Beispiel aus einer Apotheke haben möchte, muss in Corona-Zeiten meistens tief in die Tasche greifen – wenn er überhaupt ein Exemplar ergattert. „Haben Sie Masken?“ Diese Frage hört Apotheker Dr. Arne Kuhn derzeit zigmal am Tag. Und er antwortet am Donnerstag: „Ich kann Ihnen im Moment keine verkaufen.“ Er und sein Team benutzen getestete OP-Masken, „offiziell ein Medizin-Produkt“. Ein Einmalartikel, von dem der Nutzer mehrere pro Tag benötigt. Doch vielleicht haben Kollegen eine Lieferung?

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In der Elefanten-Apotheke sind gerade FFP2-Masken eingetroffen, die mehrfach verwertbar sind. Reißenden Absatz finden sie trotz der großen Nachfrage nicht, berichtet Mona Maghsoudi. Sie sagt: „Diese Masken sind teuer. Das Geld spielt eine große Rolle.“ 9,95 Euro pro Stück, da macht so mancher Kunde auf dem Absatz kehrt.“

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Maske „Marke Eigenbau“

Die Stadt Gladbeck verweist auf ihre Homepage (gladbeck.de), um eine Anleitung für eine Do-it-yourself-Maske zu finden. „Es ist auch möglich, Mund und Nase mit einem Schal oder Tuch zu bedecken“, so die Verwaltung.

Der Kauf von FFP2- oder FFP3-Masken sei nicht erforderlich: „Diese sind aufgrund der derzeitigen Knappheit für medizinisches und pflegerisches Personal vorgesehen, dort fehlen sie im Moment.“

Ausgenommen von der Maskenpflicht sind Kinder unter sechs Jahren. Auch mit einer Mund-Nasen-Bedeckung gilt aber weiterhin: Abstand ist die beste Prävention. Auch die Kontaktverbote gelten weiter.

Gladbecker schauen sich doch mal um, was der Markt sonst so hergibt. Heike Lange hat einen Karton mit 50 einfachen, „waschbaren“ Mund-Nasen-Schutzen vor sich stehen. Zwei Euro pro Stück, da kaufen etliche der Markthändlerin gleich mehrere ab. Ihr Kollege Naveed Akram Malih hat einen eigenen Vorrat. Da der 50-Jährige Pollenallergiker ist, hatte er welche parat.

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Der Mundschutz von Martin Eiterich nimmt Bezug auf den Tag der Toten, Día de los Muertos. Er ist ein wichtiger Feiertag in Mexiko.
Der Mundschutz von Martin Eiterich nimmt Bezug auf den Tag der Toten, Día de los Muertos. Er ist ein wichtiger Feiertag in Mexiko. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Einen Mundschutz, der sofort ins Auge sticht, trägt Martin Eiterich (57). Auf schwarzem Grund ist das Gebiss eines Totenkopfs, ein Bezug zum „Tag der Toten“, erkennbar: „Ich habe sie mir aus Mexiko übers Internet von einen amerikanischen Anbieter bestellt. Fünf Wochen musste ich darauf warten.“ Anke Wilms (55) hat für ihre Kolleginnen von Wurst König zehn Mundschutze in Knallorange geschneidert. Sie sagt: „Sie kann man sogar bei 90 Grad kochen.“ Ulrike Runde (65) entdeckte ihr Modell mit Herzchen-Muster bei einem Schneider, und Ralf Scholz (57) outet sich mit seinem Schutz unübersehbar als Fan einer bestimmten Fußball-Elf.

Doch wer durch die Maske spricht, darf deswegen Hygiene- und Abstandsregeln nicht vergessen. Michael Hübner (MdL) gibt zu: „Auch für mich ist das Tragen noch sehr befremdlich.“ Es sollte jedem klar sein, dass solch ein Schutz keinen 100-prozentigen Schutz biete, so der Sozialdemokrat. Aber: „Die Maske kann ein Mittel sein, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verringern.“