Gladbeck. Rektoren in Gladbeck sehen bei einer möglichen Öffnung der Schulen einige Schwierigkeiten. Auch nicht alle Lehrer werden einsetzbar sein.
Bund und Länder haben am Mittwoch darüber beraten, wann und in welchem Umfang die Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie aufgehoben und die Schulen wieder geöffnet werden sollen. Gladbecker Schulleiter blicken mit gemischten Gefühlen auf eine mögliche baldige Öffnung – und bereiten sich entsprechend vor.
Ulrich Elsen, Rektor der Erich-Kästner-Realschule, hält es grundsätzlich für gut, wieder mit dem Schulbetrieb zu starten, um „Normalität in den Alltag zu bekommen“. Wirklich wohl fühle er sich aber nicht damit, „wenn so Menschenleben gefährdet werden.“ Dass die Schüler außerhalb der Klassenräume einen Mindestabstand von zwei Metern einhalten, hält er für „illusorisch“. „Die Jugendlichen haben zum Teil auch gar nicht so das Bewusstsein. Das wird auf jeden Fall sehr schwierig umzusetzen sein.“ Alrun ten Have, Leiterin der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule, setzt vor allem auf die Selbstdisziplin ihrer Schüler. „Ich bin mir sicher, dass die Jugendlichen es hinbekommen, Abstand zu halten.“
Warten auf eine Entscheidung
Bevor konkrete Pläne gefasst werden, wollten die Schulleiter erst einmal die Entscheidungen der Politik und entsprechende Informationen der Bezirksregierung abwarten. Donnerstag und Freitag werden in den Schulen die konkreten Vorgaben besprochen und daraus Maßnahmen abgeleitet.
„Wir bauchen klare Entscheidungen, um einen Plan entwickeln zu können“, so Alrun ten Have, Schulleiterin der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule. „Dann werden wir mit Turbo-Antrieb vorbereiten.“
Ein Unterricht mit Mund-Nasen-Masken ist unvorstellbar
Zudem müssten für die Schüler Mund-Nasen-Masken zur Verfügung gestellt werden, und zwar mehrere, „denn nach einiger Zeit sind die doch durchgesuppt“, so Elsen. Kinder mit einem Mundschutz lernen zu lassen, kann sich Cäcilia Nagel, Schulleiterin der Lamberti-Grundschule, ganz und gar nicht vorstellen. „Das wird nicht funktionieren. Die Kleinen werden ihn vergessen oder nicht richtig damit sprechen können.“
Auch Ute Kirsten, Leiterin der Mosaikschule, ist sich sicher: „Wir könnten keinen normalen Schulbetrieb aufnehmen.“ Wenn die Vorkehrungen „zu abgedreht sind, hilft das auch niemandem“, so Kirsten. Sie denkt dabei ebenso etwa an Lehrer hinter Mundschutz-Masken oder Familien, bei denen ein Geschwisterkind in die Schule gehen soll, ein anderes – je nach Alter und entsprechender Regelung – vielleicht nicht. Hinzu komme: Die Kinder freuen sich, nach längerer Zeit ihre Freunde wiedersehen zu können, dürften dann aber in den Pausen nicht miteinander spielen. „Es wäre unnatürlich, wenn die Kinder einzeln auf dem Schulhof stehen, anstatt etwa miteinander Fußball zu spielen.“
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Für Regina Hahmeier, Mitglied der Stadtschulpflegschaft, ist klar: „Es müssen jetzt Risiken gegeneinander abgewogen werden.“ Je länger kein Schulunterricht stattfinde, desto schwieriger sei es, alle Schüler wieder auf ein Level zu bringen. Denn: „Nicht alle Kinder können zuhause gefördert werden.“ Wenn der Unterricht nun über mehrere Wochen nicht stattfinde, sei sie „schwer beunruhigt.“ Andererseits tue sie sich schwer, zu glauben, dass gerade Grundschüler Abstandsregeln einhalten können und sich etwa 30 Sekunden lang die Hände waschen. Zudem sei wichtig, dass Seifen- und Handtuchspender in den Bädern aufgefüllt sind. „Das ist nämlich nicht immer der Fall“, sagt die Mutter zweier Kinder. Viele Fragen seien offen. „Was ist, wenn Familienangehörige eines Kindes zur Risikogruppe gehören? Dann muss auch über einen anderen Umgang mit der Schulpflicht diskutiert werden“, sagt Hahmeier.
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Grundputz der Schule ist vorgezogen worden
Seifen- und Papierhandtuchspender haben Ulrich Elsen und auch Cäcilia Nagel bereits überprüfen lassen. „Auch den Grundputz der Schule, der normalerweise in den Sommerferien passiert, haben wir vorgezogen“, so Elsen. Dennoch: Das Thema Hygiene sei sehr problematisch. „Es braucht Zeit, wenn sich alle Kinder 30 Sekunden die Hände waschen sollen, und wer soll das überwachen?“, fragt Nagel. Desinfektionsmittel fehle komplett. Komme das Gefühl auf, dass ein Schüler krank ist, müsse gewährleistet sein, dass er von den Eltern sofort abgeholt werden kann. „Und wir brauchen einen Raum, in dem er in der Zeit isoliert werden kann.“
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Sorgen machen sich die Schulleiter aber auch um ihr Kollegium. „Wer ein entsprechendes Alter oder Vorerkrankungen hat, den kann man nicht guten Gewissens in die Schule lassen“, sagt der Rektor. Von den 40 Kollegen würden etwa acht in diese Gruppe fallen und somit keinen Unterricht geben können. Auch Nagel rechnet damit, dass ein Drittel der Lehrkräfte zur Risikogruppe zählt und damit nicht unterrichten dürfte. Obwohl: „Angst vor einer Ansteckung haben die Kollegen nicht, zum Einsatz in der Notbetreuung waren alle bereit“, so die Schulleiterin.