Gladbeck. An Beerdigungen kann wegen des Coronavirus in Gladbeck nur der engste Familienkreis teilnehmen. Auch die Arbeit der Bestatter hat sich gewandelt.
Ein großer Trauerzug, ein Organist, der in der Trauerhalle spielt, eine tröstende Umarmung am Grab: All das ist in Zeiten der Corona-Krise nicht möglich. „Die Trauerkultur hat sich extrem gewandelt“, sagt auch Gregor Stratmann, Inhaber des Bestattungshauses Stratmann mit Standorten in Gladbeck, Kirchhellen und Bottrop. Viele Angehörige seien enttäuscht, dass sie sich nicht von ihren Lieben auf die Weise verabschieden können, wie sie es möchten. „Dennoch wird die Situation akzeptiert. Und es besteht auch die Sorge, sich selbst zu infizieren“, sagt Stratmann.
Maximal fünf Trauernde
Nur noch die engsten Angehörigen, maximal fünf Menschen, dürfen bei den Beerdigungen dabei sein. Zudem sind die Trauerhallen geschlossen, die Zeremonien finden seit dem 1. April unter freiem Himmel statt. Das sei bei dem derzeitigen guten Wetter möglich. Wenn es aber regne, werde es eine noch traurigere Veranstaltung als ohnehin schon, so Stratmann.
Auch die Trauergespräche finden nicht mehr wie gewohnt statt. „Früher hatten wir oft die ganze Familie mit am Tisch sitzen, heute dürfen es höchstens zwei Angehörige sein“, so Stratmann. Auch fahren die Bestatter nicht mehr zu den Familien raus, die Hinterbliebenen kommen zum Trauergespräch direkt zum Bestatter. Der Kontakt zwischen Mitarbeitern und Trauernden werde möglichst gering gehalten, sagt Karl Schumacher, Senior-Chef des gleichnamigen Bestattungsinstituts mit Filialen im ganzen Ruhrgebiet.
Denn auch die Mitarbeiter müssen sich vor einer möglichen Ansteckung schützen. „Wir müssen eine räumliche Distanz schaffen, bei den Angehörigen zuhause sitzen wir schließlich oft mit vielen Menschen dicht an dicht am Küchentisch“, sagt Rüdiger Lehr, einer von zwei Inhabern von Omega-Bestattungen. Es komme immer wieder auch mal vor, dass Hinterbliebene unter Quarantäne stehen. „Dann führen wir die Gespräche telefonisch“, sagt er.
Schutzausrüstung ist vorhanden
Da Bestatter schon immer auf ansteckende Krankheiten vorbereitet seien, habe sein Unternehmen einen gewissen Grundstock an Schutzausrüstung, so Stratmann. „Aber wie lange der Vorrat hält, weiß ich nicht.“ Schutzkleidung gebe es noch genügend, sagt auch Rüdiger Lehr.
Vorsorglich hätten sie zudem schon selbst Mundschutze genäht, die die Mitarbeiter tragen, wenn sie einen Verstorbenen etwa aus einem Seniorenheim abholen. „Wir haben auch einige wenige FFP3-Masken; diese heben wir uns aber für Verstorbene auf, die infiziert sind.“ In Gladbeck habe Lehr einen solchen Fall bisher noch nicht gehabt, wohl aber zwei in Bottrop und einen in Gelsenkirchen.
Einen Live-Stream sehen die Bestatter eher kritisch
Aufgrund der aktuellen Lage gehen einige Bestattungshäuser derzeit neue Wege, so bietet etwa ein Mülheimer Unternehmen Beerdigungen per Livestream an. „Technisch wäre das möglich“, sagt Stratmann. Er sehe eine solche Lösung aber kritisch. „Es ist doch die Frage, ob die engsten Angehörigen wirklich in ihrer tiefsten Trauer bei der Beerdigung gefilmt werden möchten“, sagt der Bestatter. Für weitere Verwandte und Freunde, die in Zeiten der Corona-Krise eben nicht mehr bei der Bestattung dabei sein könnten, böte sich doch eher an, eine Kerze anzuzünden, in Gedanken bei dem Verstorbenen zu sein und später das Grab zu besuchen. Auch Lehr steht einer solchen Übertragung eher skeptisch gegenüber. „Ich glaube nicht, dass das eine Hilfe ist. Es kommt ja auch auf die Atmosphäre vor Ort an.“ Aber: „Wir haben auch in der Vergangenheit Trauerfeiern auf CD aufgezeichnet.“ Auf Nachfrage könnten sie daher einen Livestream anbieten.
Bisher hat Gregor Stratmann nach eigener Aussage noch nicht erlebt, dass sich die Trauernden nicht an die momentan geltenden Regeln halten. Alle verhielten sich sehr gesittet, es ständen nie mehr als zwei Menschen beieinander. „Die Friedhöfe sind schließlich auch groß genug.“ Trotz der Einschränkungen. So sei es für die Angehörigen zum Beispiel auch schwierig, dass es derzeit kein Beerdigungskaffeetrinken gebe, „bei dem sie noch Trost finden können“, so Lehr. Die Menschen seien sehr diszipliniert, hätten Verständnis für die aktuellen Vorschriften.