Gladbeck. Die Corona-Pandemie belastet derzeit Autohäuser und Werkstätten in Gladbeck. Die Schauräume dürfen nicht für den Kundenkontakt genutzt werden.
Ihre Schau- und Verkaufsräume für Neufahrzeuge dürfen die Autohändler auch in Gladbeck derzeit nicht betreiben. Mit der Untersagung des stationären Handels soll die Ausbreitung des Coronavirus´ bekämpft werden. Um ihre private Mobilität brauchen sich die Kunden aber nicht zu sorgen, denn die Werkstätten haben wie gewohnt geöffnet und stehen für alle Leistungen rund ums Auto, wie Wartungen, TÜV-Abnahmen, Räderwechsel, die Reparatur von Unfallschäden und andere Problemfälle bereit. Gleichwohl belaste momentan eine allgemeine Kundenzurückhaltung die Kfz-Innungsbetriebe enorm, sagt Egbert Streich, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Emscher-Lippe West.
Der Verkauf von Neuwagen ist nahezu zum Erliegen gekommen
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„Da in den Autohäusern kein Verkauf stattfinden darf, ist der Autohandel dort nahezu zum Erliegen gekommen“, so Streich. Aus diesem Grund hätten 70 Prozent der Innungsbetriebe Kurzarbeitergeld beantragt, „für den Großteil der Mitarbeiter im Verkauf und für einen Teil der Service- und Werkstattmannschaft“. Ein weiteres Problem sei, dass auch die Kfz-Zulassungsstellen teils geschlossen haben. „Vorfinanzierte Neuwagen im Bestand, die über den Onlinehandel verkauft werden könnten, bekommen die Händler so als totes Kapital nicht vom Hof.“ Hier müsse generell dafür gesorgt werden, dass alle Zulassungsstellen so arbeitsfähig gehalten werden, dass der Kfz-Handel unterstützt werde, fordert Streich.
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Für Norbert Lucas, Chef der gleichnamigen Honda Autohäuser in Gladbeck und Oberhausen, ist es nur schwer nachvollziehbar, „dass jeder Bäcker, wo viele Menschen auf einer engen Fläche zusammen kommen, weiter verkaufen darf und wir nicht“. Denn es sei in den großflächigen Verkaufshallen der Autohäuser doch kein Problem, „großzügig Sicherheitsabstände zu den Kunden einzuhalten, um Fahrzeuge zu präsentieren oder Verkaufsverhandlungen zu führen“. Durch die Corona-Auflagen sei „auch im Werkstattbereich große Zurückhaltung zu spüren und das Auftragsvolumen um die Hälfte eingebrochen“, so dass auch hier Kurzarbeit gelte. Dadurch seien freilich auch die davon betroffenen Mitarbeiter stark belastet, „denn mit diesen geringeren Zahlungen können sie ja nicht ihre Lebenshaltungskosten im gewohnten Umfang bestreiten“.
Die Branche setzt darauf, dass eine Nachholwirkung eintritt
ATU komplett geschlossen
Den Betrieb bis auf weiteres komplett geschlossen hat seit Samstag (21. März) der Autoteilspezialist ATU an der Bottroper Straße in Ellinghorst. Via Internet wird informiert, dass Onlinetermine für die Werkstatt erst wieder ab dem 15. April vergeben werden.
Dieser Entschluss sei deutschlandweit bis auf einige wenige Filialen in Ballungszentren umgesetzt worden, „um Kunden wie Mitarbeiter zu schützen und weil der Verkaufs- wie Werkstattbereich bei Annahme und Bezahlung eng miteinander verzahnt seien“, so Markus Meißner von der Unternehmenszentrale.
Auch der stellvertretende Obermeister der KFZ-Innung, Karl-Heinz Katzner (Jeep, Mitsubishi), hofft, dass der stationäre Verkauf für den Autohandel wieder möglichst zügig ermöglicht wird. Die Branche setze darauf, dass dann eine gewisse Nachholwirkung eintritt „bei Kunden, die einen Autokauf beabsichtigt haben und diesen vorerst wegen Corona zurückstellen mussten“. Schon jetzt sei aber klar, dass allein die bisher entstandene Verkaufslücke wohl nicht im Jahresumsatz ausgeglichen werden könne.
Im Servicebereich sei bei ihm die Auftragslage weiterhin gut, „und wir haben uns mit verschärften Hygienemaßnahmen darauf eingestellt, die Kunden wie Mitarbeiter vor einer Infektion zu schützen“, so Katzner. Mindestens alle zwei Stunden würden etwa Türklinken und Theken oder Auto-Lenkräder und -Türgriffe desinfiziert. Hinweisschilder mahnten zudem zur Achtsamkeit, die Hygienemaßnahmen einzuhalten und erweiterter Sicherheitsabstand sei vor den Servicetheken durch das Aufstellen von Tischen geschaffen worden.
Viele kleine Innungsbetriebe verfügen nur über eine dünne Kapitaldecke
Die Kfz-Branche hoffe auf Unterstützung durch das milliardenschwere Rettungsprogramm des Bundes, sagt Egbert Streich. Denn viele der kleinen und mittelständischen Innungsbetriebe verfügten nur über eine dünne Kapitaldecke. „Und wenn die Corona-Einschränkungen nicht absehbar für den Kfz-Handel wieder gelockert werden, ist davon auszugehen, dass etliche Betriebe kaputt gehen werden“, mahnt der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Emscher-Lippe West.