Gladbeck. Gladbecker decken sich in der Humboldt-Buchhandlung und bei der Mayerschen mit Lektüre ein. Fachmann Bernhard Söthe hat Lesetipps parat...
Die Aussicht, bald vielleicht wegen der Corona-Krise nicht mehr vor die Tür zu dürfen oder vor verschlossenen Ladentüren zu stehen, weckt bei vielen Gladbeckern offenbar die Lust am Lesen. Die Kundschaft tummelt sich derzeit sowohl bei der Mayerschen als auch in der Humboldt-Buchhandlung. Aus beiden hieß es: „Die Leute decken sich mit Lesestoff ein. Die Geschäfte laufen gut.“
Gladbeck: Die Buchhandlungen werden wie gewohnt beliefert
Das sei jüngst nicht immer so gewesen, stellt Bernhard Söthe fest. Der Inhaber der Humboldt-Buchhandlung: „In der ersten Woche, als das Thema Coronavirus akut wurde, trauten sich die Menschen wohl nicht ‘raus.“ Jetzt hingegen erlebt der Buchhändler einen wahren Run auf sein Geschäft. Er berichtet: „Manche Kunden ziehen zwar vorsichtshalber Handschuhe an“, doch das sei die Ausnahme. Söthe und sein Team tragen dem Coronavirus Rechnung, indem sie „mehr als sonst desinfizieren“: „Und man muss sich mehr die Hände waschen.“
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Söthe stellt klar: „Wir werden, wie gewohnt, jeden Morgen beliefert.“ Er hat auch eine Lösung parat, sollte mit Blick auf die Ausweitung des Virus’ die Anordnung kommen, dass er den Laden dicht machen muss. „Bestellungen über das Telefon, Internet und Whatsapp sind, wie jetzt auch schon, möglich“, erklärt Söthe. Wenn er das Geschäft schließen muss, „liefern wir die Bestellungen eben flächendeckend aus“. Diesen Service bietet die Humboldt-Buchhandlung bereits auf Wunsch.
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Einen Lieferengpass sieht der Experte nicht. Allerdings „war ,Die Pest’ kurzzeitig vergriffen“. Doch mittlerweile sei der Bestseller aus der Feder von Albert Camus wieder problemlos zu haben. Auch der Roman „Liebe in den Zeiten der Cholera“ von Gabriel García Márques sei nachgefragt. Nicht zu vergessen, diejenige Lektüre, die auf dem Lehrplan steht. Für Klassiker wie Schillers „Räuber“ haben Schüler ja während der Zwangspause genug Zeit . . .
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Zum reinen Zeitvertreib gefragt sind insbesondere Krimis. Söthe empfiehlt aktuell gerne „Tote trinken keinen Rosé“ von Emilia Bernhard. Der Fachmann: „Die Handlung spielt in Paris und ist sehr atmosphärisch geschrieben.“ Aus dem Fach „Historischer Roman“ legt der Buchhändler seiner Kundschaft gerne Daniel Wolfs „Im Zeichen des Löwen“ ans Herz – „die Handlung spielt in Ostfriesland um 1200 und ist opulent: Krieg, Intrigen, Liebe“.
Für literarisch Interessierte zieht Söthe den Titel „Stern 111“ von Lutz Seiler aus dem Regal. Kurz zum Inhalt: Die Zeit unmittelbar nach dem Mauerfall, ein Student muss für seine Eltern in der ehemaligen DDR die Stellung halten, während diese ihr Glück im Westen suchen. „Eine ernste Geschichte, die Befindlichkeiten schildert, aber auch Situationskomik hat“, verspricht der Experte.
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Kinder ab zehn Jahren könnten am Fantasy-Roman „Endling – Die Suche beginnt“ von Katherine Applegate ihren Spaß haben: „Der Held ist der letzte seiner Art. Doch hinter den Bergen sollen noch ein paar Artgenossen sein.“ Ganz „entzückend“ findet Söthe das Bilderbuch (ab vier Jahre) „Jim ist mies drauf“ von Suzanne Lang, illustriert von Max Lang. Ein Affe nervt mit seiner schlechten Laune andere Tiere – und die unternehmen etwas dagegen. Der Titel sei durchaus auch etwas für erwachsene Bilderbuch-Liebhaber.
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Futter für Leseratten
Aus der Thalia-Pressestelle in Hagen, die auch Auskunft zur aktuellen Lage der Mayerschen in Gladbeck gibt, heißt es: „Wir nehmen wahr, dass sich die Menschen seit vergangener Woche verstärkt mit geistiger Nahrung für die nächste Zeit eindecken. Bücher, Malbücher, Rätsel-Hefte, Romane, ,die ich immer schon mal lesen wollte’.“
Sollte das Geschäft geschlossen werden müssen, brauchen Leseratten nicht zu darben. Denn: „Als Omni-Channel-Buchhändler können wir unsere Kundinnen und Kunden auch über thalia.de, den gemeinsamen Online-Shop mit der Mayerschen, mit Lesestoff versorgen.“ Dort sind auch auch Tipps ausgewählter Buchhändler zu finden.
Permanent überlastet war die Telefonleitung in der Mayerschen Buchhandlung. Geschäftsführer Oliver Terlinden sieht aber kein Problem, „dass Kunden und Buch zusammenkommen“ – auch wenn wegen der Infektionsgefahr das Geschäft schließen muss.