Gladbeck. Der landesweite Alarmsirenentest ist abgesagt. Die Bürger sollen wegen der Coronavirusausbreitung nicht weiter verunsichert werden.

Das Coronavirus stoppt den für Donnerstag, 5. März, geplanten landesweiten Test der Alarmsirenen zum Bevölkerungsschutz. Das NRW-Innenministerium sagte den Probealarm am Freitag ab. Die Behörden befürchten, dass die Bürger von dem Alarm-Funktionstest aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus’ unnötig zusätzlich verunsichert würden, teilt der Kreis Recklinghausen mit. Über die Kreisleitstelle wäre der Probelauf in den Städten des Kreises koordiniert worden. Was in Sachen Alarmsirenen in Gladbeck beruhigen mag: Das Frühwarnsystem ist im Stadtgebiet, anders als in anderen Kreiskommunen, fast fertig ausgebaut.

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„Bis zum Jahresende ist das Sirenennetz in Gladbeck fertig“, so Maik Koschewitz, der bei der Gladbecker Feuerwehr für den Ausbau des Warnsystems zuständig ist. Acht Heuler sind in den Stadtteilen bereits aktiv, fünf weitere werden das Netz komplettieren. Der Ausbau liege gut im Soll, so Maik Koschewitz. Die neunte Alarmsirene auf dem Werkstattgebäude der Weiterbildungsstätte am Vöinghof sollte diese Woche angebracht und ausgerichtet sein, um dann für den ersten Praxistest am Donnerstag mit zu heulen. Daraus wird nun erst einmal nichts.

Die letzte Alarmsirene wird auf der Regenbogenschule installiert

Der Großteil der Sirenen ist auf öffentlichen Gebäuden, etwa auch Schulen installiert. Wo das nicht möglich ist, werden 16 Meter hohe Maste auf bevorzugt städtischem Grund errichtet, an denen die Alarmsirenen angebracht werden. Maik Koschewitz: „Für drei weitere Maßnahmen sind schon die Fundamente hergestellt.“ Die Standorte befinden sich im Bereich der Regenrückhaltebecken am Wielandgarten in Butendorf sowie an der Roßheidestraße am Hahnenbach und an der Europastraße am Nattbach, letztere in Brauck. Die letzte und 13. Alarmsirene des Gladbecker Frühwarnnetzes wird auf dem Dach der Regenbogenschule in Mitte Ost installiert.

Giftige Rauchwolke als Weckruf

Im Stadtnorden wurde der Ausbau des neuen Sirenennetzes begonnen, da sich dort der große, mögliche Störfallbetriebe Ineos Phenol befindet.

Weckruf für den Aufbau eines neuen Warnsirenennetzes war der Großbrand eines Düngemittellagers 2012 in Krefeld, wonach eine giftige Rauchwolke bis ins Ruhrgebiet zog.

Dabei wurde offensichtlich, dass in vielen Städten keine Sirenen mehr vorhanden waren, um die Bevölkerung frühzeitig flächendeckend zu warnen.

In Gladbeck waren die letzten grauen „Heuler“ von kommunalen Gebäuden mit dem Ende des „Kalten Krieges“ 1993 abmontiert und entsorgt worden.

Der damalige Innenminister Jäger (SPD) hatte daraufhin einen Fördertopf aufgelegt und Kommunen wie Kreise aufgefordert, ein neues Warnsystem für den Katastrophen- oder Schadensfall aufzubauen.

Der Ausbau ist 2015 angelaufen, nachdem der Rat dafür grünes Licht gegeben hatte. Mit gut 160.000 Euro Gesamtkosten wurde gerechnet. Verbaut werden können digitale Alarmsirenen in drei Größen mit Leistung von 1200, 1800 oder 2400 Watt, die einen Radius von 500 bis zu 1000 Metern beschallen können. Generell soll es so sein, dass im gesamten Stadtgebiet der Warnton noch mit mindestens 75 Dezibel Lautstärke in besiedeltem Gebiet zu hören ist. „Mit dem Ende 2020 fertiggestellten Gladbecker Sirenennetz werden wir mehr als 90 Prozent der Bevölkerung erreichen“, so Maik Koschewitz. Gut zu wissen: Randbereiche, in denen die Gladbecker Heuler schwächer zu hören sind, werden teils von den Sirenen der Nachbarkommunen (z.B. Bottrop-Feldhausen) mitbeschallt. „Randbezirke fahren wir aber zudem im Warnfall mit Lautsprecherwagen und Durchsagen ab“, so der Frühwarnexperte weiter.

Die Bürger informieren sich auch gegenseitig über soziale Netzwerke

Koschewitz ist sich zudem sicher, dass sich die Bürger heutzutage auch auf anderem Weg gegenseitig schnell via Soziale Netzwerke und Smartphone gegenseitig über besondere Warnlagen informieren. Zudem erfolge die Alarmierung ja auch über spezielle Handy-Applikationen wie die Warn-App NINA des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.