Gladbeck. . Die Stadt setzt auf eine flächendeckende Alarmierung durch Sirenen. 14 neue Schreihälse müssen gekauft und installiert werden.

Es sind wohl nur noch die älteren Gladbecker, die sich an den durchdringenden Ton einer Warn-Sirene erinnern können. Das ändert sich in Kürze radikal – sirenentechnisch rüstet die Stadt gewaltig auf, um für mögliche Katastrophenfälle in der Zukunft gewappnet zu sein.

Rund 20 Jahre ist es her, da wurde das flächendeckende System vor dem Hintergrund des gefallenen Eisernen Vorhangs abgeschaltet. Gladbeck machte Tabula rasa und entfernte sämtliche „Schreihälse“ von den Dächern. Das Geheul ward fortan verstummt. Doch nun wollen zahlreiche Städte die Heuler wieder anschalten. Wie berichtet, plant auch Gladbeck die Wiedereinführung.

Start mit fünf Sirenen im Norden

Die Planungsphase ist mittlerweileabgeschlossen, ein Konzept wurde jetzt vom Verwaltungsvorstand verabschiedet. Die Vorlage wandert nun in den nächsten Haupt- und Finanzausschuss. Ordnungsdezernentin Nina Frense: „Die Verwaltung spricht sich klar für einen Aufbau eines flächendeckenden Sirenensystems aus.“ Nun muss nur noch die Politik zustimmen. Für Frense ist klar: „Sirenen sind die beste Art, um kurzfristig und schnell zu alarmieren.“ Diese Art der „zeitgerechten und effektiven“ Warnung nennt sie „Weckeffekt“.

Zur Zeit gibt es ein ganzes Bündel an Warn-Möglichkeiten. Zu nennen sind da Bürgertelefone, Radio, Megafon, Durchsagen per Polizeiwagen. Doch Lautsprecheransagen sind zwiespältig. Manche hören es schlichtweg nicht, wieder andere öffnen bei dieser Art der Alarmierung Fenster, die gerade bei Rauchentwicklung geschlossen bleiben sollten.

Zudem – gibt Nina Frense zu bedenken – würden entsprechende Lautsprecherfahrzeuge um zu warnen genau dorthin geschickt, wo es gefährlich ist. „Das ist ein Negativeffekt.“ Verlass aufs Radio ist auch nicht immer gegeben. Was ist, wenn es einen Stromausfall gibt? Auch sind Sirenen ein Garant fürs Wecken – gerade in der Nacht.

Sinneswandel in den Städten

Auf den Sinneswandel in den Städten hat das Land reagiert, ihnen rund zehn Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um ihr Warnsystem zu optimieren. Auf Nachfrage der Nachrichtenagentur dpa sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums: „Die Wahl der Mittel liegt im Ermessen der Kommunen.“ Gladbeck hat 28 200 Euro erhalten. Das allein reicht nicht aus, um das nötige System in der Stadt zu installieren, Haushaltsmittel müssen also bereit gestellt werden.

Neu angeschafft werden sollen nun 14 Sirenen, die zudem jeweils mit einem sogenannten Sprachmodul ausgestattet sind, über das zusätzlich Lautsprecher-Ansagen gemacht werden können. Die Gesamtsumme beträgt rund 161 000 Euro (mit Modul), 148 000 Euro (ohne Modul). Begonnen wird mit dem Ausbau des Alarmierungssystems noch im laufenden Jahr, er dauert bis 2019. Die ersten fünf Sirenen sollen im Norden errichtet werden. Standorte sind in erster Linie öffentliche Gebäude, ansonsten ist auch der Bau von Masten geplant.

Bürger werden im Rahmen von Übungen geschult 

Hintergründe zum Wiederaufbau des Sirenenwarnsystems sind Gefährdungslagen wie das Sturmereignis Ela, ein mögliches Hochwasserszenario, die Zunahme von Gefahrguttransporten, die Nähe Gladbecks zu Autobahnen und zur Chemieindustrie.

Da die Bürger kaum noch wissen, was die Heultöne bedeuten, sollen sie im Rahmen von Übungen geschult werden. Bevor die Töne erklingen, werden die Gladbecker im Vorfeld beispielsweise per Hauswurfsendung oder per Radio (oder in Kombination) über ein solches Übungsszenario informiert. Einzelheiten stehen allerdings noch nicht genau fest.