Gladbeck. Die große Galasitzung der Wittringer Ritter kam bei den Gästen in der Stadthalle bestens an. In den Büttenreden wurde auch Ernstes angesprochen.
Fliegende Funkenmariechen, jecke Musik und ganz viele komödiantische Einlagen: Die Galasitzung des KC Wittringer Ritter begeisterte das Publikum Samstagabend mit einem abwechslungsreichen und energiegeladenen Programm. Bei der ausverkauften Karnevalssitzung im 22. Vereinsjahr gab es neben vielen fröhlichen jedoch auch ernste Momente: Gedenkmomente für die Opfer in Hanau sowie Aufrufe, sich gegen Rassismus zu stellen, fanden im Programm Platz.
Sitzungspräsident Toni Blümer moderierte die Galasitzung der Wittringer Ritter
Tusch, Musikzug und Einmarsch des Elferrates in die Stadthalle: Die Galasitzung der Wittringer Ritter begann pompös und mit dreifachem „Gladbeck helau!“.
Sitzungspräsident Toni Blümer, der durch den Abend führte, betonte zugleich das besonders jecke Vereinsjubiläum von zwei Mal elf Jahren und blickte auf die Vereinsgeschichte zurück. Zudem stellte er mit Blick auf die Ereignisse in Hanau klar: „Bei uns ist kein Platz für Rassismus und Rechtsextremismus.“ Der Spagat zwischen ausgelassenem Feiern und angemessener Reaktion auf rassistische Gewalttaten gelang den Wittringer Rittern vor allem in den Büttenreden, die Tanz- und Musikeinlagen einrahmten.
Gleich zu Beginn fegten etwa die Mädchen der vereinseigenen Jugendgarde über die Bühne und rissen das Publikum von den Sitzen. Die 450 zum Teil aufwendig verkleideten Jecken jubelten den Tänzerinnen zu und forderten wie so häufig an diesem Abend eine Zugabe. Nicht weniger begeistert war das Publikum beim Auftritt des Prinzenpaares. Seine Tollität Volker I. und ihre Lieblichkeit Tine I. zogen mitsamt ihrem Hofstaat ein - Konfettikanonen, Kamelle und Strüßje inklusive. Prinz Volker wandte sich ans Publikum und ergänzte scherzend: „Danke für den geilen Empfang hier. Denkt immer daran: Ihr seid mein Volk und ich bin euer Volker.“
Mahnende Worte kamen vom Türmer von der Gladebeke
Neben der Prinzen- und Juniorengarde, die dem Saal noch einmal ordentlich einheizten, blieb vielen Narren die Büttenrede des „Türmers von der Gladbecke“, Bürgermeister Ulrich Roland, in Erinnerung.
In der Bütt mahnte auch er zuallererst zu Solidarität und einem entschiedenen Aufstehen gegen Rassismus. Mit den Worten des Mainzer Sitzungspräsidenten Andreas Schmitt stellte Roland in Richtung rechter Hetzer klar: „Wir leben hier zusammen, die Demokratie wird triumphieren, dieses Land werdet ihr niemals regieren.“
Nach lautstarkem Zuspruch der Anwesenden ging es dann historisch weiter. Der Türmer, seit über 100 Jahren mit dem Rathaus verbunden, habe schon einiges an Stadtgeschichte erlebt, sodass er in Anlehnung an das vergangene Jubiläumsjahr 2019 noch einmal Gladbecks Historie in Reime fasste. Gespickt mit Witzen und Anekdoten erinnerte er an die Dorfgründung vor 1000 Jahren, prägende Einflüsse durch den Bergbau und schnitt aktuelle Themen wie das Aufstehen gegen Rechts an. Optimistisch schloss er: „Sind die Zeiten noch so bitter, wir setzen auf die Wittringer Ritter.“
Auch interessant
Die Gästen fanden das Programm super
„Ich bin heute das erste, aber bestimmt nicht das letzte Mal hier“, war sich Andreas Schlüter am Ende des Abends sicher.
Auch interessant
Dem Gladbecker hatte neben der Büttenrede des Türmers besonders der Auftritt der Funkengarde Erkelenz gefallen. „Es ist wieder mal super, eine gute Stimmung“, fand auch Anke Stöhr, die mit ihrer Familie fast jedes Jahr bei den Wittringer Rittern feiert. „Es ist sehr musikalisch. Schön, dass die Jugend des Vereins in den Garden so einbezogen wird“, ergänzte Carmen Stöhr, die aus Nordfriesland angereist war und die jecke Sitzung eher spontan mitnahm, dafür aber umso begeisterter das Programm verfolgte.
Die Wittringer Ritter 1998 e.V. halten ihre Galasitzung ab.
Erstklassige Karnevalsgruppen
Bei der Galasitzung des KCWR gaben sich erstklassige Karnevalsgruppen die Klinke in die Hand. Die „Jolly Family“, bekannt aus Funk und Fernsehen, brillierte mit jecken Liedern, das Duo Harry und Achim unterhielt das Publikum mit pointierten Witzen.
Die Funkengarde Erkelenz brachte den Saal mit ihrem hochkarätigen Musik- und Tanzprogramm – inklusive akrobatischer Einlagen und fliegender Funkemariechen – erneut zum Beben.
Das Tanzkorps der GKG Krefeld sowie die kölsche Musikgruppe „Krageknöpp“ rundeten das Programm ab.