Gladbeck. Mehr als 100 Gladbecker gedachten Samstag der Opfer von Hanau. Das Bündnis für Courage forderte klare Positionierung gegen rechten Terror ein.

„Rassismus tötet“ stand auf einem Banner, das in der Mitte der Menschenmenge auf dem Boden lag. Blumen und Kerzen, die die Anwesenden niedergelegt hatten, rahmten das Bild. Nach den Morden in Hanau versammelten sich mehr als 100 Gladbeckerinnen und Gladbecker am Samstag zur Mahnwache vor dem Rathaus.

Rechte Szene setze auf Ermutigung zu Nachahmungstaten

Das „Gladbecker Bündnis für Courage“ hatte aufgerufen, den Opfern zu gedenken und sich klar gegen Rassismus und Rechtsextremismus zu positionieren. „Wir alle sind entsetzt und traurig“, betonte Roger Kreft vom „Bündnis für Courage“ anfangs und warnte zugleich, die Gefahr für rechte Anschläge sei so groß wie nie, die rechte Szene setze auf Ermutigung zu Nachahmungstaten. Alle Menschen seien verpflichtet, Rechtsextremen entgegenzustehen und Rassismus nicht salonfähig werden zu lassen.

Die Mahnwache fand Samstagabend vor dem Rathaus in Gladbeck statt. Viele Gladbecker nahmen daran teil.
Die Mahnwache fand Samstagabend vor dem Rathaus in Gladbeck statt. Viele Gladbecker nahmen daran teil. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

„Aus Schlagworten werden Brandsätze“, erklärte Kreft den Einfluss der Sprache, in der rassistisches Denken oftmals noch unreflektiert oder unkommentiert geäußert würde. Der Täter von Hanau sei nicht unpolitisch gewesen, rassistische motivierte Taten würden ihren Nährboden auch in rassistischer Hetze der AfD und anderer rechter Gruppierungen finden. „Man muss klar benennen: Das war ein rassistischer Terroranschlag eines Rechtsextremen. Die Bekämpfung von Rechtsextremismus in Deutschland sollte höchste Priorität haben. Wir müssen die Demokratie verteidigen“, forderte Kreft und mahnte Solidarität mit den Opfern und ihren Angehörigen an.

Bürgermeister Roland: „Die Demokratie wird triumphieren!“

Bürgermeister Ulrich Roland, der sich tief erschüttert zeigte, appellierte in seiner Rede an die Solidarität der Gladbecker, die sich klar gegen Hetze und Rassismus stellen sollen. „Wir leben hier alle zusammen, die Demokratie wird triumphieren. Dieses Land werdet ihr niemals regieren“, zitierte er den Mainzer Büttenredner Andreas Schmitt. Nach Kreft und Roland hatten die Versammelten, unter ihnen viele Angehörige der Ditib-Gemeinde, des Integrationsrates und der Spitze der Stadtpolitik, die Möglichkeit, das Wort zu ergreifen und einige schilderten oftmals persönliche Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung. “Ich bin einfach nur noch sauer, dass die AfD so weit gekommen ist. Ich habe es satt, dass wir viel zu wenig dagegen tun“, berichtete etwa eine junge Frau unter Tränen und rief besonders die jüngere Generation zum Handeln auf.

Für ein buntes Gladbeck

Das „Gladbecker Bündnis für Courage“ setzt sich seit 2007 für ein buntes Gladbeck ein. Neben zahlreichen Aktivitäten zählen die jährliche Gedenkfeier zur Auschwitzbefreiung und Demonstrationen wie im April 2019 gegen „Patrioten NRW“ zu wichtigen Aktionen des Bündnisses.

Nicht nur in Gladbeck, sondern auch in den Nachbarstädten nehmen Vertreter des Bündnisses regelmäßig an Demonstrationen und Aktionen gegen Rassismus und Rechtsextremismus teil.

Das Bündnis für Courage hat auch eine Facebookseite „Bündnis für Courage Gladbeck“.

In anderen Redebeiträgen wurde der Zusammenhalt in Gladbeck gelobt. Die Redner freuten sich über die rege Teilnahme an der Mahnwache, mahnten aber gleichzeitig zur aktiven Beteiligung. „Zerreißt das Band der Gleichgültigkeit“, forderte eine Rednerin, die wie Kreft betonte, dass besonders eine hasserfüllte Sprache Nährboden für hasserfüllte Taten sei. Mit Blick auf die Kommunalwahlen im September forderte Kreft abschließend, sich klar gegen die AfD zu stellen und zu verhindern, dass sie Sitze im Stadtrat bekomme: „Die AfD ist der politische Arm der Rechtsextremisten, alle Verharmloser machen sich ebenfalls schuldig. Wir werden AfD-Veranstaltungen stören und diese Partei enttarnen.“ Er rief seine Zuhörer auf: „Wir brauchen die Mithilfe der Demokraten – wir brauchen eure Mithilfe.“