Gladbeck. Der Schubkarrenumzug startet am Sonntag ab 13.30 Uhr von der Südparkschule. 23 Fußgruppen mit 488 jecken Läufern haben sich angemeldet.
Knackig kalt darf es für die fröhlichen Pinguine ruhig sein, nur kräftig regnen sollte es bitte nicht. Denn anhaltende Nässe wie im Vorjahr würde sicher nicht nur der jecken Truppe das närrische Vergnügen trüben, sondern allen anderen mehr als 20 Fußgruppen auch, die sich am Rosenhügeler Karnevalsumzug der Schubkarren KG am Sonntag beteiligen.
Die Pinguine sind quasi eine grenzübergreifende Koproduktion karnevalsbegeisterter Familien aus Brauck, Rosenhügel und Gelsenkirchen-Horst. Keimzelle ist aber, soviel Ehre muss sein, die Gelsenkirchener Familie Franzkowiak. „Wir sind schon immer gerne nach dem Kinderkarneval in Horst zum Rosenhügel rübergegangen, um uns den Zug anzuschauen“, erzählt Andreas Franzkowiak. „Da haben wir uns irgendwann gesagt, warum machen wir dabei nicht auch aktiv mit“, so der Karnevalsfan. 2005 war dann Premiere als familiäre kleine Fußgruppe – und der Karnevalsvirus blieb hartnäckig und weitete sich auf immer mehr Bekannte und Freunde aus, „so dass wir in dieser Session mit 38 Teilnehmern an den Start gehen“, sagt Mutter Monika nicht ohne Stolz.
Opa Bringfried ist mit 86 Jahren das Altersoberhaupt der Pinguine
Die Seniorin ist mit dabei, wenn es am Sonntag ab 13.30 Uhr wieder von der Südparkschule zur mittlerweile 33. Auflage des bunten Treibens am Rosenhügel los geht. Ihr Ehemann Bringfried ebenso, der mit 86 Jahren das Altersoberhaupt der Pinguine bildet. Das jüngste Karnevalsküken der närrischen Vogelkolonie ist drei Jahre alt. Der Nachwuchs darf freilich auch mal bei müden Füßen im mitgeführten Bollerwagen ausruhen. Dieses Mal haben ihn die Karnevalsfreunde zu einer Eisscholle umgestaltet. Das bewährte Gefährt hat im Laufe der Jahre schon etliche Verwandlungen erlebt, wie die Narrentruppe selbst, die im Vorjahr als bunte Hippies Stimmung machte, zuvor aber beispielsweise auch schon als Kannibalen, Zirkustruppe und als Raben kostümiert war.
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Anfangs habe sie „die Kostüme für die Familie noch selbst geschneidert“, erzählt Monika Franzkowiak, aber mit der steigenden Teilnehmerzahl sei das „irgendwann nicht mehr gegangen“. Seitdem werden die Gewänder eingekauft. Dieses Mal habe er sich mit den Pinguinen durchsetzen können, sagt Andreas Franzkowiak, „weil ich nach dem bunten Hippie-Durcheinander mal wieder was Einheitliches haben wollte“, so der Traditionsmitbegründer. In Sachen Kostümen habe man mittlerweile reichlich Erfahrung, so der Rosenhügeler Peter Schmidt. Er plane jetzt etwas temperaturvariabler, seitdem er sich als Braunbär im Ganzkörperkostüm ausstaffiert hatte und die Temperaturen bei herrlichem Sonnenschein kräftig in die Höhe kletterten. Für Andreas Franzkowiak war die Spielkartenverkleidung ein Lehrstück, „sah gut aus, war aber total unpraktisch, man konnte sich kaum bewegen, um die Kamelle zu werfen“.
Für 700 Euro Naschwerk als jeckes Wurfmaterial eingekauft
Das Prinzenpaar marschiert auch mit
Im Schubkarrenumzug marschiert auch das diesjährige Gladbecker Prinzenpaar Volker I. und Tine I. samt ihrem Hofstaat der Wittringer Ritter mit. Im Zug dürfen nur nicht motorisierte Gefährte mitgeführt werden. Die 23 beteiligten Fußgruppen haben von zehn bis zu 50 jecke Teilnehmer.
Der etwa 800 Meter lange Narrenzug wird musikalisch begleitet von einem Spielmannszug und einer Jazzband. Für Sicherheit und Ordnung sorgen Polizei, DRK, Ordnungsamt und Zentraler Betriebshof. Nach dem „Zuch“ wird weitergefeiert: Um 16.30 Uhr startet die After-run-Party in der Erich-Kästner-Realschule.
Denn, das muss auch erwähnt werden, wie alle beteiligten Fußgruppen haben die Pinguine nicht nur selbst Spaß, sonder sie Spenden auch Freude, indem sie die Zuschauer am Wegesrand mit Süßem beglücken. „Wir haben für 700 Euro eingekauft, leckere Bonbons, Weingummi- aber auch Popcorn-Beutelchen, „da sind die Kinder ganz wild drauf“. Karin van Cleve aus Brauck versucht auch immer Kuscheltiere aus dem gesamte Bekanntenumfeld zusammenzusammeln, „weil die Kinderaugen besonders strahlen lassen“. Um nicht zu viel Wurfmaterial auf einmal mitschleppen zu müssen, haben die Zugprofis Zwischenlager am Weg eingerichtet, etwa ein geparktes Auto, um das Naschwerk nachbunkern zu können.
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Wichtig sei auch zu wissen, wo es leckere Schnittchen von großzügigen Rosenhügeler-Zugweg-Anwohnern oder ein selbst aufgesetztes Schnäpschen gibt, „um sich auf dem langen Marsch zu stärken“, so Andreas Franzkowiak mit einem Augenzwinkern. Als Tauschware werden Kamelle angeboten. Besonders aufgeregt ist derzeit Tanja Backhaus, die mit Tochter Mara ihre Fußgruppenpremiere erleben wird. Auf einer Party in der Nachbarschaft habe sie begeistert zu einem Karnevalslied getanzt, da habe man ihr kurzum gesagt, „du bist also auch ein Jeck’, dann bist du beim nächsten Umzug mit dabei“.
Ein schönes Fest, wo sich viele im Zug und am Weg kennen
Sie ist sich als bisherige Zuschauerin des Spektakels vom Straßenrand aber schon jetzt mit allen Pinguinen einig, dass der Schubkarrenumzug am Rosenhügel etwas ganz Besonderes ist. „Das ist eine so schöne nachbarschaftliche Atmosphäre, Karneval ohne so viel Tamtam und riesige Wagen. Ein Fest, wo sich viele im Zug und am Weg kennen, die alljährlich begeistert zusammen feiern und sich wiedersehen.“ Weitergefeiert wird bei den Pinguinen auch am Rosenmontag, dann aber ohne direkten karnevalistischen Hintergrund: Silke Franzkowiak, Ehefrau von Andreas, hat Geburtstag. Karnevalslieder werden auf der Party dann aber sicherlich auch gespielt.