Gladbeck. Neue „Kunst“ der Gladbecker Sprayer-Szene wird zum Politikum. Die CDU kritisiert die erste Reaktion der Stadt. Der Bürgermeister handelt sofort.
Die Kritik eine Bürgers zu einem Anti-Polizei-Graffito im Schürenkamptunnel und das Einschalten der CDU haben am Montagnachmittag letztlich zum Einschreiten von Bürgermeister Ulrich Roland geführt. CDU-Vorsitzender Dietmar Drosdzol hatte kritisiert, dass die Stadt ein mit einem beleidigenden Kürzel beschmiertes Graffiti nicht entfernen will.
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Teile der Wände der Unterführung am Rande der Fußgängerzone sind bekanntlich für die lokale Sprayer-Szene frei gegeben. Aktueller Streitfall ist ein im Comicstil aufgesprühter großer Hintern mit Ohren, der eine Dienstmütze trägt, die der Polizei zugeordnet werden könnte. Zudem wurde, offensichtlich mit dickem schwarzem Filzstift, die Buchstabenfolge A.C.A.B. auf die Gesäßhälften gemalt – ob vom Sprayer selbst, ist unklar. Dieses Kürzel wurde zunächst von nordamerikanischen Straßengangs verwendet und bedeutet in Langform „All Cops Are Bastards“ (übersetzt: Alle Polizisten sind Bastarde).
Die künstlerische Freiheit hat ihre Grenzen
Die künstlerische Freiheit habe ihre Grenzen, „vor allem, wenn es darum geht, dass die Loyalität im Grundumgang mit der Polizei nicht beschädigt werden darf“, so der Bürgermeister auf Anfrage der WAZ. Er habe angeordnet, „dass das beleidigende Kürzel in der bildlichen Darstellung umgehend noch am Montag von Mitarbeitern der Stadt entfernt wird“.
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Über das Graffiti habe sich ein Bürger bei der Stadt beschwert, wie Drosdzol, Bürgermeisterkandidat der CDU, die WAZ informierte. Auf diese Kritik sei von der Stadt eine „unfassbare“ Antwort erfolgt. Nämlich, dass sich das Bundesverfassungsgericht bereits mit dem Schriftzug befasst und dazu mitgeteilt habe: „Die Kundgabe der Buchstabenkombination ‘ACAB’ im öffentlichen Raum ist vor dem Hintergrund der Freiheit der Meinungsäußerung nicht ohne weiteres strafbar“. Das Gericht argumentiere, dass sich die Beleidigung nicht auf einer bestimmten und konkreten persönliche Ebene ereigne, sondern ein ganzes Kollektiv sowie dessen soziale Funktion beleidigt werde. Vor diesem Hintergrund bestehe daher rechtlich keine Notwendigkeit, dieses Graffiti umgehend zu entfernen. Der Schürenkamptunnel werde aber in regelmäßigen Abständen durch die „Sprayerszene“ umgestaltet, „so dass auch das von Ihnen angesprochene Graffiti in absehbarer Zeit wieder entfernt wird“, habe die Stadt weiter geantwortet.
Eine solche Äußerung über Polizisten in Wort und Bild ist unerträglich
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Er kritisiere entschieden, „wie die Stadtverwaltung mit der berechtigten Kritik eines Bürgers umgeht“, so Dietmar Drosdzol. Über Kunst lasse sich streiten, aber nicht über dieses herabwürdigende Graffito. „Eine solche Äußerung über Polizisten in Wort und Bild ist unerträglich.“ Polizisten verdienten „unseren Respekt und unseren völligen Rückhalt für ihre gefährliche Arbeit“. Der Bürgermeister dürfe sich nicht wegducken, sondern müsse „für die Ehrenrettung und die Wertschätzung der Polizistinnen und Polizisten“ vorangehen.
Bürgermeister Roland reagierte sofort auf die WAZ-Anfrage: „Dieser Vorgang war mir zuvor nicht bekannt. Selbstverständlich habe ich sofort veranlasst, dass der Schriftzug entfernt wird.“ Er habe schon in der Vergangenheit eingegriffen, wenn etwa durch Schürenkamp-Graffiti religiöse Gefühle verletzt, Frauen diffamiert oder Gewalt verherrlicht worden sei. Er stehe selbstverständlich loyal hinter den Polizeibeamtinnen und -beamten und ihrem wichtigen Einsatz für die Stadtgesellschaft.