Gladbeck. Investoren-Trio präsentiert, was nach Abriss des maroden Quartiers entstehen soll. Ein Altenpflegeheim und 120 Wohnungen sind geplant.

Von der Nostalgie in die Moderne, so lassen sich die am Donnerstag im Planungsausschuss präsentierten Entwürfe für eine Neubebauung auf dem Areal der Schlägel & Eisen Siedlung in Zweckel mit knappen Schlagworten beschreiben. Zugleich stellte sich das Investoren Trio aus Borken vor, das im Mai das rund 16000 Quadratmeter große Grundstück erworben hat: Immobilienunternehmer Rolf Klinkhammer, Bauunternehmer Sebastian Zielinski und Abrissunternehmer Clemens Klöpper. Mit einem Gesamtinvest von rund 30 Millionen Euro wollen sie die maroden Reste der alten Bergarbeitersiedlung abreißen und ein neues Stadtquartier mit 120 Wohnungen und Altenwohnheim entstehen lassen.

Investoren und Partner der Schlägel & Eisen Projekt GmbH, Borken: Rolf Klinkhammer (Immobilienunternehmen, re), Sebastian Zielinski (Bauunternehmer, m.), Clemens Klöpper (Abrissunternehmer, l.) und ihr Architekt Michael Klump (Brille)
Investoren und Partner der Schlägel & Eisen Projekt GmbH, Borken: Rolf Klinkhammer (Immobilienunternehmen, re), Sebastian Zielinski (Bauunternehmer, m.), Clemens Klöpper (Abrissunternehmer, l.) und ihr Architekt Michael Klump (Brille) © Marcus Esser

Was konkret gebaut werden soll, stellte der im August mit ins Boot geholte Architekt Michael Klump aus Bottrop vor. Insgesamt neun Baukörper sollen errichtet und mit der Volksbank vermarktet werden.

Das AWO-Altenpflegeheim soll zuerst gebaut werden

Nach dem Abriss ist zunächst im Osten des von Bohnekamp-, Schlägel- und Eisenstraße umschlossenen Kerngeländes die Errichtung eines viergeschossigen Altenpflegeheimes geplant: „Für rund 80 Bewohner, die in sechs Wohngruppen zu je 13 Personen untergebracht sind“. Peter Breßer-Barnebeck von der Wirtschaftsförderung der Stadt bestätigt, dass es sich beim Betreiber um die Arbeiterwohlfahrt handelt.

Dem Seniorenheim ist ein Cafe´ angegliedert, das sich als Flachbau mit Außenterrasse zur Bohnekampstraße öffnet. Entlang dieser Durchfahrtsstraße gruppieren sich zwei weitere Baukörper. Der kleine Bau direkt neben dem Altenheim soll 17 kleinere Unterkünfte für betreutes Wohnen anbieten. Dem daran an der Bohnekampstraße Richtung Westen anschließenden Doppelbaukörper sollen 33 sozialgefördertem Mietwohnungen mit Größen

Schlägel und Eisen-Siedlung: Eine Chronik

Die Schlägel & Eisen-Siedlung wurde 1913 im Stil einer Gartensiedlung von einer privaten Gladbecker Baugesellschaft geplant. Sie sollte Bergarbeiterfamilien der ab 1912 stärker fördernden Zeche Zweckel eine Bleibe bieten. Nach dem Ersten Weltkrieg entstand das Ensem­ble mit 29 Häusern, die im dörflichem Charakter im Rechteck an Bohnekamp-, Schlägel- und Eisenstraße ausgebaut wurden. Die Zeche Zweckel stellte 1963 die Förderung ein. Von der Hibernia AG übernahmen große Wohnungsunternehmen wie die Viterra (Veba) und dann die Annington das Areal. Nötige Sanierungsprogramme blieben aber aus, so dass mehr und mehr Mieter auszogen. Die Siedlung wurde dem Verfall überlassen.

Die letzten Mieter zogen 2013 aus

Im November 2010 übernahm die Duisburger Immobiliengesellschaft Akimo die Siedlung. Im Sinne der Stadt sollte das historische Gebäudeensemble erhalten bleiben, im Bestand umgebaut und saniert werden. Quasi mit dem Auszug der letzten beiden Mieter Ende 2012/ Anfang 2013 stieg die Kwates Immobilien aus Marl in das Projekt ein.

Die ersten Arbeiten starteten im Juni 2014, die Sanierung wurde aber immer wieder durch Zahlungsschwierigkeiten und Stillstand unterbrochen. Im Oktober übernahm Insolvenzverwalter Görg die Regie. Im März 2016 wurde für Kwates das Insolvenzverfahren eröffnet. Die Wirtschaftsförderung der Stadt berichtete im September 2017 von ernst zu nehmenden Kaufinteressenten. Anfang Mai 2018 wurde der Verkauf an einen solventen Mittelständler aus NRW verkündet.

von 47 bis 90 Quadratmetern vorbehalten sein. Die das Planareal im Westen und Osten flankierenden Mehrfamilienhäuser werden frei vermarktet. Gut die Hälfte der Wohnungen soll nicht größer als 60 Quadratmeter sein und so den hohen Bedarf an kleinerem und bezahlbarem Wohnraum bedienen.

Toplage mit Eigentumswohnungen im Norden

Die Gebäude im Norden sind quasi die Toplage des Quartiers, deren Wohnungen mitsamt Balkonen als Erweiterung des Wohnraumes und Tiefgaragenstellplätzen (mehr als 60) als Eigentum verkauft werden. Im weiteren Siedlungsgelände sind gut 90 Auto-Stellplätze geplant. Gleichwohl erreicht es der Planer durch Bepflanzung der Flachdächer, „dass 7000 von 16000 Quadratmeter grün bleiben“.

© Architekturbüro

Die Investoren wollen möglichst zügig ihr Projekt realisieren und „die Abrissbagger gerne noch dieses Jahr anrollen lassen“. Laut Stadtbaurat Volker Kreuzer, der das Vorhaben begrüßte, steht der Abbruchantrag „kurz vor der Genehmigung“. Anfang 2019 werde in Zweckel zum Projekt eine Bürgerinfoabend durchgeführt, „wo dann auch Fragen gestellt werden können.“

Lobende Worte aus der Politik

Bei den Vertretern der Lokalpolitik fanden sich ebenso nur lobende Worte, wobei auch Wehmut anklang, dass die einst anschauliche, über Jahrzehnte dem Verfall überlassene Bergarbeitersiedlung nicht mehr wirtschaftlich zu erhalten war.