Gladbeck. Familienhebammen in Gladbeck bieten wöchentlich Sprechstunden an. Im Projekt „Frühe Hilfen“ hat sich ein funktionierendes Netzwerk gebildet.

Der Schwangerschaftstest ist positiv. Sobald für eine Frau feststeht, dass sie Nachwuchs erwartet, geht oftmals die Suche nach einer Hebamme los. Mit der Schließung der Elternschule und der Geburtenstation des St. Barbara-Hospitals Ende 2016 hat sich die Zahl der Hebammen in Gladbeck spürbar verringert, und manche Frauen finden schlichtweg keine Betreuung für sich und ihr Baby während und nach der Schwangerschaft. Genau an dieser Stelle setzt die Hebammensprechstunde von Lydia van der Hoek (60) und Petra Konzels (55) an.

Sie findet ab sofort wöchentlich montags in der Zeit von 10 bis 12 Uhr in den Räumen der Caritas, Kirchstraße 5, statt. „Einfach hinkommen“, sagt Familienhebamme Lydia van der Hoek, und richtet sich damit an alle Schwangeren, die Fragen rund um Vor- und Nachsorge haben, keine betreuende Hebamme finden und allgemein an junge Mütter, die Fragen haben. „Wir übernehmen sozusagen eine Lotsenfunktion“, erklärt Lydia van der Hoek. „Das heißt: Wir vermitteln die Frauen weiter, so dass sie Hilfe bekommen, oder wir helfen selbst in unserer Funktion als Hebamme.“

Die Hebammen arbeiten eng mit anderen Einrichtungen zusammen

Die beiden Hebammen arbeiten zum Beispiel eng zusammen mit der Frühförderstelle der Caritas, mit Ärzten und Kindertageseinrichtungen. Gemeinsam bilden sie das große Netzwerk der Frühen Hilfen, eine seit mehr als zehn Jahren bestehende bundesweite Aktion zur frühen Förderung von Kindern und Neugeborenen und zum verbesserten Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gefährdungen. Die Stadt Gladbeck bietet mit den Programmen „Kinder im Blick“ sowie „Gesund aufwachsen“ Unterstützung für junge Familien und werdende Mütter.

Weitere Informationen und Kontakt

Ratsuchende können sich wenden an: „Gesund aufwachsen in Gladbeck“, Wolfgang Schäfer vom städtischen Amt für Jugend und Familie unter 992544.

Ansonsten bietet die Internetseite www.fruehehilfen-online.nrw.de/gladbeck.suche einen Überblick über die Angebote in Gladbeck.

Im Prinzip gibt es Hilfsangebote schon Monate vor der Geburt eines Kindes. So bietet zum Beispiel die Caritas bereits dann eine Beratung für Schwangere an. Hebammen, Sozialarbeiter, Erzieher, Ärzte und Therapeuten sind eng miteinander vernetzt, und die Einrichtungen versorgen sich untereinander mit Informationen. Dieses Netzwerk bildet den einen Pfeiler der Frühen Hilfen, die das Bundesfamilienministerium 2007 eingerichtet hat.

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Der zweite Pfeiler sind „Maßnahmen zur psychosozialen Unterstützung von besonders belasteten Familien“. Hier sind dann zum Beispiel Familienhebammen gefragt – in Gladbeck Petra Konzels und Lydia van der Hoek. Petra Konzels erklärt: „Anders als bei der normalen Wochenbettbetreuung durch eine Hebamme gehen Familienhebammen ein Jahr in die Familien und betreuen sie, manchmal auch darüber hinaus.“ Deswegen zahle die Krankenkasse die Leistung der Familienhebamme auch nicht – im Gegensatz zur Hebamme im Wochenbett. Familienhebammen werden stattdessen aus Mitteln von Stadt und Bund finanziert.

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Vor allem Familien mit besonderer Belastung nutzen die Form der Betreuung

Familienhebamme darf sich nur nennen, wer eine spezielle Ausbildung absolviert hat. Diese besondere Form der Betreuung nutzen vor allem Familien mit außergewöhnlicher Belastung – das könnte ein alleinerziehender Elternteil sein oder eine Familie mit besonders vielen Kindern. „Wir vernetzen die Mütter mit anderen Müttern in Mutter-Kind-Treffs, gehen mit ihnen zu Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt, und versuchen mit solchen Maßnahmen, ihnen einen guten Start ins Familienleben zu ermöglichen“, erklärt Konzels.

Wer die Leistungen einer Familienhebamme in Anspruch nehmen darf? „Wir bekommen unsere Familien zum Beispiel vom Jugendamt zugewiesen, von der Schwangerenberatung, die der Caritasverband im selben Gebäude anbietet wie wir – oder aber die städtischen Mitarbeiterinnen bemerken beim Hausbesuch ,Kinder im Blick’ in den Familien einen besonderen Betreuungsbedarf“, erklären die beiden Hebammen. Und sie betonen: „Wir tun alles, um die Bindung zwischen Mutter und Kind zu fördern. Das ist uns das Wichtigste.“