Gladbeck. . Die Zahl der Rückführungen ist 2018 gegenüber den Vorjahren gestiegen. In einigen Fällen hat die Stadt Probleme, die Abschiebungen durchzusetzen.
Die Stadt Gladbeck hat 2018 deutlich mehr Menschen abgeschoben als in den vergangenen Jahren. Die Zahl stieg gegenüber dem Vorjahr von 14 auf 22, so die Stadt auf Anfrage. Grund für die Zunahme sei hauptsächlich, dass die Stadt ablehnende Bescheide über Asylverfahren erst mit Jahren Verzögerung bekäme.
Eingeleitet waren 2018 insgesamt 37 Verfahren, in 15 Fällen konnte die Stadt die Menschen jedoch nicht abschieben. Denn es komme immer wieder mal vor, dass Abschiebungen scheiterten. Gründe sind entweder, dass sich die Betroffenen weigern oder diese gar nicht angetroffen werden. „Das kommt auch deshalb immer wieder vor, da der Abschiebetermin im Vorfeld nicht angekündigt werden darf“, so Sozialdezernent Rainer Weichelt.
Zum Schutz der Mitarbeiter sind auch Polizeibeamte dabei
Abgeschoben werden darf derjenige, der etwa durch einen abgelehnten Asylantrag ausreisepflichtig wird und nicht freiwillig ausreist. Die freiwilligen Ausreisen sind 2018 gegenüber 2016 stark zurückgegangen, da weniger Menschen in Gladbeck sind, die geduldet werden. „In Gesprächen beraten wir die Betroffenen und erklären auch die Konsequenz einer Abschiebung, nämlich dass sie zwei Jahre nicht wieder einreisen dürfen“, sagt Doris Foerster, Abteilungsleiterin für Integration und Ausländerwesen bei der Stadt.
Die Abschiebungen werden von einem Rückführungsteam der Stadt begleitet. „Zum Schutz unserer Mitarbeiter sind auch Polizeibeamte dabei“, so Foerster. Denn je mehr Leute in der Wohnung der Betroffenen wären, desto beeindruckter seien diese. „Wir verhindern damit auch, dass sie sich körperlich wehren.“ Jeder reagiere schließlich anders darauf, wenn der Traum vom Leben in Deutschland platze.
Häufig stehen die Beamten nachts vor der Tür
Stets seien die Mitarbeiter jedoch darauf bedacht, nicht überfallmäßig in die Wohnungen herein zu platzen. Dennoch ist es häufig mitten in der Nacht, wenn die Beamten vor den Abzuschiebenden vor der Tür stehen. „Das hängt damit zusammen, dass die Flüge in die Herkunftsländer in der Regel sehr früh am Morgen starten“, erklärt Stadtsprecher Peter Breßer-Barnebeck. Die Stadt lege Wert darauf, die Abschiebungen so menschlich wie möglich zu gestalten. So nehmen die Mitarbeiter des Rückführungsteams ausrangierte Wahlkoffer mit zu den Betroffenen, in die sie etwa ihre Kleidungsstücke räumen. „Niemand soll in seiner Heimat mit einem Müllbeutel in der Hand am Flughafen stehen müssen“, findet Foerster.
Ev. Flüchtlingshilfe hat 2018 über 2000 Menschen beraten
Die Ehrenamtlichen der Evangelischen Flüchtlingshilfe haben im vergangenen Jahr über 2000 Menschen beraten. Bis auf freitags ist diese an jedem Wochentag geöffnet. Kontakt: 4027836.
Das Verhältnis der Flüchtlingshilfe zur Ausländerbehörde sei sehr kooperativ. „Wir haben dort bisher immer ein offenes Ohr gefunden“, so Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup.
Den Vorstoß, dass Kommunen nur noch Flüchtlinge zugewiesen bekommen, die auch in Deutschland bleiben dürfen, begrüßt die Stadt. Diese Regelung sei der einzig faire Weg gegenüber den Flüchtlingen selbst, aber auch gegenüber denjenigen, die sich für ihre Integration engagierten. „Wir versuchen schließlich alles zu tun, dass der, der bleiben darf, nicht einfach bleibt, sondern auch Teil der Gesellschaft werden kann.“
Evangelische Flüchtlingshilfe setzt sich ein
Genau das tut auch die Evangelische Flüchtlingshilfe. Etwa 65 Ehrenamtliche engagieren sich dort. Sie begleiten Asylverfahren, beraten oder bieten Deutschkurse an. „Eine Abschiebung ist immer das letzte Mittel. Denn niemand flieht aus Jux und Tollerei aus seiner Heimat“, sagt Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup, pensionierte Pfarrerin und Gründerin der Ev. Flüchtlingshilfe.
Sie und ihre Mitstreiter setzen alles daran, Abschiebungen zu verhindern. „Wir hören sehr genau hin, um die Gründe bei den Asylverfahren anzubringen.“ Denn wer schlimmes erlebt habe, erzähle dies nicht gleich, schon gar nicht einer Behörde. „Dazu ist viel Vertrauen nötig.“