Gladbeck. Vom Entlassjahrgang streben wieder mehr Schüler in Gladbeck eine klassische Berufsausbildung an. Der Trend zu hohen Schulabschlüssen bleibt aber.
Mehr Schüler sind nach dem Schulabschluss wieder bereit, eine handwerkliche oder kaufmännische Duale Ausbildung anzustreben. Im diesjährigen Entlassjahrgang der weiterführenden Schulen sind es mehr als 16 Prozent. Dies ist ein Ergebnis der Verbleiberfassung der Gladbecker Jugendberufshilfe, die alljährlich die Schülerinnen und Schüler des Abschlussjahrgangs befragt, wie ihr weiterer Ausbildungsweg aussieht. Der Weg in die Lehre wird demnach offensichtlich wieder attraktiver und nach dem Minusrekord von 2017 (zehn Prozent) nähert sich der Anteil wieder dem Wert von 2011 (17,4 Prozent) an. Deutlich wird mit der Umfrage aber auch, dass der Trend, einen möglichst hohen Schulabschluss zu erreichen, weiter anhält.
Denn von den 557 Jugendlichen der Sekundarstufe I aller Schulformen, die an der Umfrage teilgenommen haben, will knapp die Hälfte (45,8 Prozent) das Berufskolleg besuchen, um einen besser-qualifizierenden Schulabschluss zu erzielen. Fast 30 Prozent streben zudem die Allgemeine Hochschulreife an einer weiterführenden Schule an. Ein kleiner Teil (2,9 Prozent) will eine berufsvorbereitende Maßnahme, ein Praktikum oder ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren und 5,4 Prozent der Jugendlichen sind unversorgt, oder machten keine Angaben zum weiteren Werdegang.
48 Prozent aller Schüler in Gladbeck haben eine Zuwanderungsgeschichte
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Festzustellen ist auch, dass bei den beteiligten Befragten des Jahrgangs der Anteil der Schulabgänger mit Zuwanderungsgeschichte in der Mehrheit ist (58 Prozent), davon viele mit muslimischer Religionszugehörigkeit (über 41 Prozent). Beide Werte sind die höchsten seit 2011. An den allgemeinbildenden Schulen in Gladbeck haben mittlerweile fast die Hälfte (48 Prozent) der 8489 Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Zuwanderungsgeschichte (Kreis Recklinghausen 35,9 Prozent). Ihr Anteil ist in den vergangenen fünf Jahren um 21,5 Prozent gestiegen.
Jugendliche auf beruflichem Weg unterstützen
Das Anstoß-Büro ist aus einer Befragung des Jugendrats zum Thema Jugendarbeitslosigkeit entstanden und 2008 als Projekt der Alfried Krupp-Stiftung gestartet. Aufgrund der großen Nachfrage und des Erfolges wurde das Anstoß-Büro im Jahr 2011 zur festen Einrichtung als Jugendberufshilfe der Stadt Gladbeck.
Ein Schwerpunkt der Jugendberufshilfe ist die Förderung schulischer und beruflicher Bildung. Ziel ist es, Jugendliche bis 27 Jahren durch eine frühe und intensive Begleitung auf ihrem Weg in die berufliche Zukunft zu unterstützen und somit ihre Chancen und Möglichkeiten auf einen Ausbildungsplatz zu verbessern.
Generell positiv ist, dass die große Mehrheit, gut Dreiviertel der Befragten (77 Prozent), die weiterführende Schule mit einem mittleren Schulabschluss (Fachoberschulreife mit/ohne Qualifikation) abschließt. Lediglich jeder Fünfte strebte einen Hauptschulabschluss an (19,8 Prozent). Der Vergleich macht deutlich, dass sich die Anteile in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugunsten der Fachoberschulreife verschoben haben. Denn 2011 machten lediglich 66 Prozent einen mittleren Schulabschluss und fast 27 Prozent einen Hauptschulabschluss. In Gladbeck ist die Anzahl der Hauptschüler bis 2015 kontinuierlich gesunken, hält sich seitdem aber auf einem stabilen Niveau.
Knapp ein Fünftel der Befragten wünscht sich weitere Unterstützung der Jugendberufshilfe
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Die Begründung, warum Schüler mit Migrationshintergrund die Schule wieder oder weiterhin häufiger mit einem Hauptschulabschluss verlassen, liege eventuell in den gestiegenen Zuwanderungszahlen der vergangenen Jahre, die sich natürlich auch in den Schülerzahlen widerspiegele, so die Jugendberufshilfe. Insgesamt wünschen sich 16,5 Prozent der befragten Schüler zusätzliche Unterstützung der Profis vom Anstoß-Büro der Gladbecker Jugendberufshilfe bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz, einer Maßnahme oder einem weiteren Schulbesuch. Von den 85 Jugendlichen mit Beratungsbedarf hat der Großteil (81,2 Prozent) einen Migrationshintergrund.
Die Gladbecker Jugendberufshilfe zieht als Fazit, dass sich die Situation für Jugendliche auch mit geringerem Schulabschluss und Migrationshintergrund im Ausbildungsmarkt 2019 im Vergleich zu den Vorjahren zum ersten Mal klar gebessert hat. Es sei jedoch davon auszugehen, dass es nach wie vor deutliche Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt gibt, indem Bewerber sich aufgrund eines höheren Schulabschlusses nicht für einen klassischen Lehrberuf interessierten, oder diese nicht über ausreichende Qualifikationen verfügten.
Diem Zusammenarbeit mit der lokalen Wirtschaft weiter vorantreiben
Aus diesem Grunde sei der Ausbau des unterstützenden Übergangssystems durch Initiativen wie die des Landes „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA) oder die Arbeit der Jugendberufshilfe und die gute Vernetzung der Bildungsträger wichtig, „so dass ein Jugendlicher seltener ohne Anschlussperspektive bleibt“. Darüber hinaus sei es wünschenswert, „die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft weiter voran zu treiben“.