Gladbeck. Kritik gibt es an Redebeiträgen der MLPD. Auch dass eine Lehrerin die Demos organisiert, wird thematisiert. Darum machen die Grünen nicht mit.
Die „Fridays-for-Future“-Demo in Gladbeck entwickelt sich immer mehr zum Politikum. Nachdem die MLPD (Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands) bei der Veranstaltung am vergangenen Freitag geredet, Flyer verteilt und auf Veranstaltungen einer Gewerkschaft hingewiesen hatte, in der auch Parteimitglieder aktiv sind, und dafür kritisiert wurde, wird inzwischen auch thematisiert, dass Sozialwissenschaftslehrerin Eva Wanneck zu den Demos aufrufe. Zudem ist sie auch Versammlungsleiterin.
„Ich laufe nicht durch die Schule und rufe dazu auf, natürlich aber unterstütze ich die Bewegung und organisiere die Demo gemeinsam mit einigen Schülern“, widerspricht Eva Wanneck. Denn: „Ich habe den Auftrag, meine Schüler zu mündigen Bürgern zu erziehen. Und der Unterricht soll nah am wirklichen Leben sein.“
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Die Schüler müssen zur Teilnahme einen Beurlaubungsantrag vorlegen
„Frau Wanneck ruft zwar zur Teilnahme auf, es muss aber ein Beurlaubungsantrag der Eltern vorliegen, damit die Schüler sich beteiligen dürfen“, erklärt André Luciga, Schulleiter der Anne-Frank-Realschule. Der Antrag werde auch nur dann genehmigt, wenn der jeweilige Schüler an diesem Tag keine Klassenarbeit schreibe oder einen mündlichen Test habe. Eva Wanneck selbst habe zum Zeitpunkt der Demo keinen Unterricht. „Ich mache das in meiner Freizeit. Aus Überzeugung“, so die Lehrerin. Als Schuleschwänzen stuft sie die Teilnahme an dem Protest nicht ein.
Über Art der Bildungsarbeit darf Schulleiter entscheiden
Die Bezirksregierung Münster begrüßt grundsätzlich, wenn Schüler demokratisch handeln. Allerdings gelte die Schulpflicht.
Über die Art der Bildungsarbeit dürfe aber der Schulleiter entscheiden. Auf konkrete Fälle könne die Bezirksregierung nicht eingehen. Lehrer werden regelmäßig an das Neutralitätsgebot erinnert, so eine Sprecherin.
Ähnlich sieht das auch Schuldezernent Rainer Weichelt. „Es ist grundsätzlich richtig, wenn junge Leute sich um die Zukunft kümmern.“ Auch eine Demo gegen die Klimapolitik könne dabei ein Bestandteil von Schule sein. Jedoch, so der Erste Beigeordnete, sei Voraussetzung, dass das Thema auch im Unterricht behandelt werde. „Allerdings würde ich Schüler auch gerne außerhalb der Schulzeit demonstrieren sehen.“ Denkbar für ihn sei etwa zusätzliche eine Demo am Nachmittag. „Dann könnten auch arbeitende Erwachsene teilnehmen.“ Dass bei einer solchen Demo aber Fahnen der MLPD geschwenkt werden, findet Weichelt „deplatziert“. Schließlich gehe es um ein Sachthema und nicht um eine parteipolitische Veranstaltung.
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Alle Parteien sind eingeladen
Dass am Freitag keine Vertreter von Gewerkschaften und anderer Parteien teilgenommen haben, bemängelt Lehrerin Eva Wanneck. „Wenn die MLPD sich als einzige der politischen Parteien an den Umweltprotesten aktiv beteiligt, ist das doch vor allem ein Armutszeugnis von CDU, SPD, Grünen usw..“ Eingeladen gewesen seien alle. „Mir ist daran gelegen, dass der Protest breiter wird. Mehr Schüler, Gewerkschaftsvertreter und auch Parteien, denen es wirklich um den Klimaschutz geht, sollten teilnehmen.“
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Das sieht nicht jeder so. „Fridays for Future ist primär eine Schülerbewegung. Wir wollen den Jugendlichen mit einer Teilnahme der Grünen nicht das Gefühl vermitteln, sie zu instrumentalisieren“, sagt Simone Steffens, Fraktionsvorsitzende und Bürgermeister-Kandidatin der Grünen. So habe sie mitbekommen, dass es einigen Schülern nicht recht war, dass MLPD-Vertreter auch bei der Klimademo im September ans Mikrofon getreten waren. „Sie hatten den Eindruck, dass es in deren Beiträgen gar nicht um die Punkte ging, derentwegen sie bei der Demo waren.“ Unvorstellbar sei es für die Grünen ebenso, Flyer zu verteilen. „Der Charme der Bewegung ist ja auch gerade, dass Politikern Dampf unterm Hintern gemacht wird“, findet Steffens.