Gladbeck. WAZ und St. Barbara-Hospital haben zum Medizinforum zum Thema Darmkrebs nach Gladbeck geladen. Dabei hatten die Chefärzte eine Kernbotschaft.
„Gehen Sie zur Darmkrebs-Vorsorge.“ So lautete die Kernbotschaft von Dr. Ioannis Dimitriou und Dr. Peter Gunther Auer beim WAZ-Medizinforum im St. Barbara-Hospital am Mittwochabend. Dr. Auer, Chefarzt für Innere Medizin, erläuterte in seinem Vortrag die Vorsorge und Diagnostik. Dr. Dimitriou, seit November Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, berichtete über Therapiemöglichkeiten.
Die Zahlen, die die beiden Mediziner präsentierten, geben Anlass zur Sorge. Deutschlandweit rangiert der Darmkrebs in der Statistik für Neuerkrankungen bei Männern und Frauen auf Platz zwei. Nur Prostata- beziehungsweise Brustkrebs werden häufiger diagnostiziert. Jährlich erkranken rund 30.000 Frauen und 35.000 Männer an Darmkrebs, überwiegend ab dem 50. Lebensjahr. Aber nur maximal 25 Prozent der Menschen über 55 Jahren nehmen das Angebot einer Vorsorge in Anspruch, so Dr. Auer.
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Sind Familienmitglieder betroffen, ist das ein Warnsignal
Die Erkrankung beginnt meist schleichend und völlig unbemerkt. Blut im Stuhl, andauernde Bauchkrämpfe oder anhaltende Verdauungsbeschwerden sind typische Symptome, erläuterte Dr. Auer auf Nachfrage von WAZ-Redaktionsleiterin Tabea Beissert, die den Abend moderierte. Wenn andere Familienmitglieder bereits an Darmkrebs erkrankt sind, ist dies ebenfalls ein Warnsignal.
„Wird der Krebs im ersten Stadium erkannt, besteht eine Heilungschance von weit über 90 Prozent“, so Dr. Auer. Ab dem vollendeten 55. Lebensjahr übernimmt die Krankenkasse die Untersuchung. Bei unauffälligem Befund muss sie erst nach zehn Jahren wiederholt werden. Werden Polypen entdeckt, können diese dabei sofort entfernt werden. Dennoch: „Die Akzeptanz einer Darmspiegelung ist schlecht.“
Noch immer gibt es genügend Vorbehalte und Ängste. Diese hängen womöglich mit den Abläufen einer Darmspiegelung zusammen. Der Eingriff erfolgt schließlich invasiv. Auch eine komplette Darmreinigung ist vorab nötig. Dass sei der Punkt, vor dem sich die Menschen am meisten fürchten, meint Auer. „Früher war es die Spiegelung selbst, heute ist es die Darmreinigung.“
Ein künstlicher Darmausgang ist längst nicht bei allen Betroffenen nötig
Wenn die Erkrankung schon fortgeschritten ist, und der Tumor durch die Darmwand und auf umliegendes Gewebe umgreift, ist das ein Fall für die Chirurgie – und damit für Dr. Ioannis Dimitriou. Er klärte über mögliche OP-Eingriffe und über die Wahrscheinlichkeit eines künstlichen Darmausgangs auf.
Viel bewegen und Obst und Gemüse essen
Um das Risiko einer Darmkrebs-Erkrankung präventiv zu verringern, empfiehlt Dr. Peter Gunther Auer einen gesunden Lebensstil. Die Ernährung spiele eine große Rolle.
Der Chefarzt für Innere Medizin rät zu fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag. Dazu möglichst Fisch und weniger Fleisch. Außerdem sollte der Nikotin- und Alkoholkonsum reduziert und die körperliche Bewegung erhöht werden.
Die Anlage eines solchen Ausgangs sei abhängig von der Lage und Größe des Tumors, ebenso vom Alter des Patienten und dessen Allgemein- und Gesundheitszustands. „Ein künstlicher Darmausgang ist nicht bei allen Betroffenen lebenslang notwendig.“ Beim Befall des Dickdarms sei die Wahrscheinlichkeit eines Ausgangs gering, beim Enddarm dagegen deutlich höher, so Dr. Dimitriou.
Nach den Vorträgen der beiden Mediziner des St. Barbara-Hospitals nutzten die Besucher die Gelegenheit, um ihre Fragen an die Experten loszuwerden. Eine WAZ-Leserin fragte etwa nach Alternativen bei einer möglichen Unverträglichkeit des Abführmittels vor der Darmspiegelung. Die Mediziner versicherten ihr, dass in solchen Fällen eine andere Möglichkeit gefunden werde. In sehr seltenen Ausnahmefällen würde eine Magensonde zum Einsatz kommen.
Außerdem gingen beide Chefärzte auf die Nachfrage eines Besuchers zum Thema Hämorrhoiden ein. Die Beschwerden sollten auf keinen Fall ignoriert werden, so die Experten. Stattdessen empfahlen sie eine Kontrolle, so dass die Hämorrhoiden gezielt behandelt werden könnten. Nach dem offiziellen WAZ-Medizinforum suchten einige Zuhörer noch das persönliche Gespräch mit den Fachärzten.