Gladbeck. Seit Beginn diesen Jahres verzeichnet die Stadt Gladbeck einen verstärkten Zuzug von anerkannten Flüchtlingen aus Syrien. Das ist der Grund.

Die Stadt Gladbeck verzeichnet seit einigen Monaten wieder einen verstärkten Zuzug von anerkannten Flüchtlingen aus Syrien. Der Grund: Die Wohnsitzauflage, die rückwirkend zum 1. Januar 2016 eingeführt worden war, ist nach drei Jahren ausgelaufen.

108 Menschen syrischer Herkunft sind nach Angaben des städtischen Ausländeramtes seit Januar dieses Jahres nach Gladbeck gezogen. Also genau seit dem Zeitpunkt, zu dem die Wohnsitzauflage ausgelaufen ist. Sie war Bestandteil des vom Bundestag im Juli 2016 beschlossenen Integrationsgesetzes. Die Auflage sah vor, dass anerkannten Flüchtlingen für höchstens drei Jahre der Wohnort vorgegeben werden konnte. Jetzt, nach Auslaufen der Auflage, können die Frauen und Männer ihren Lebensmittelpunkt freier wählen.

Die Syrer kommen aus ganz Deutschland nach Gladbeck

Ein Schwerpunkt, woher die Syrer derzeit nach Gladbeck ziehen, lasse sich nicht ausmachen. „Die Menschen kommen aus Ostdeutschland, aber auch beispielsweise aus Bayern. Das ist bunt gemischt“, sagt Stadtsprecher David Hennig auf WAZ-Anfrage.

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Warum auch Gladbeck ein Ziel der anerkannten Flüchtlinge ist, die aus dem Bürgerkriegsland Syrien stammen, dafür macht die Verwaltung mehrere Möglichkeiten aus: „Wir vermuten, viele suchen sich Gladbeck aus, weil schon viele Menschen arabischer Herkunft hier leben“, so Hennig. Zudem liege Gladbeck zentral, und auch der Wohnraum sei vergleichsweise günstig. Viele kämen aber auch in die Stadt, da sie in Gladbeck oder in der Nähe einen Arbeitsplatz bekommen hätten.

Pflicht, in Bundesland der Erstaufnahme zurückzukehren

Mit der Wohnsitzauflage war ab dem 1. Januar 2016 auch die Pflicht für anerkannte Flüchtlinge verbunden, in das Bundesland zurückzukehren, dem sie in Deutschland ursprünglich zugewiesen wurden.

Abgelehnte Asylbewerber hingegen sollen abgeschoben werden. Gladbeck hat im vergangenen Jahr insgesamt 22 dieser Menschen in ihr Herkunftsland zurückgeschickt. In 15 Fällen scheiterte 2018 laut Stadtverwaltung die Abschiebung der Betroffenen.

Neue Herausforderung könnten auf die Stadt zukommen

Die Stadt könnte mit dem zunehmenden Zuzug vor erneuten Herausforderungen stehen, neue finanzielle Belastungen könnten auf Gladbeck zukommen: Nicht nur ohnehin in der Stadt schon knappe Kitaplätze müssen bereitgestellt werden, auch Sozialleistungen fallen an. „Wir sind für die soziale Sicherung verantwortlich.“ Falle etwa ein Einkommen zu niedrig aus, müsse die Stadt ergänzende Sozialleistungen zahlen.

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Auch wenn es mehr Zuzüge als Abgänge gibt: „Die Situation ist noch händelbar.“ Dennoch könne nur die Forderung noch einmal betont werden, dass, wer bestelle, auch bezahlen müsse. „Ansicht der Verwaltung ist, dass Bund und Land auch für die Kosten aufkommen müssen, die auf die Städte aufgrund politischer Entscheidungen zukommen“, betont Hennig in Bezug auf die nun wieder größere Anzahl an Syrern, die nach Gladbeck kommen.

Der Wegfall der Wohnsitzauflage ist Ende 2019 eine noch relativ junge Entwicklung. „Wir müssen abwarten, wie sich das weiterentwickelt“, so David Hennig zur WAZ.