Gladbeck. In Gladbeck präsentierte die Band „Amour Vache“ ihr experimentelles Projekt. Eine beeindruckende Kombi von Tanz, Livemusik und Videoprojektion.
Wenn die Bühne im Café Goethestraße redet könnte, hätte sie viel zu erzählen. Unzählige Bands haben auf ihr mit dem Publikum teils legendäre Konzerte erlebt. Eine Gruppe wie „Amour Vache“ zählt seit dem Halloween-Abend dazu, dürfte in der Liste allerdings eine Ausnahme darstellen. Ihr experimentelles Konzert ist anders, um nicht zu sagen: ganz anders.
Der Auftritt gleicht einem turbulenten Kunsterlebnis, wie es der Name „Amour Vache“ andeutet, der sich aus dem französischen als wilde Liebe übersetzen lässt. Tom Jeske (Gitarre, Gesang) und Gereon Basso (Schlagzeug, Gesang) verkörpern gemeinsam mit Fang-Yu Shen (Tanz, Choreographie) ein Gesamtkunstwerk. „Das Publikum bekommt etwas zu sehen, was es so normalerweise bisher noch nie gesehen hat“, sagt Tom Jeske wenige Minuten vor dem Konzert. Er sollte Recht behalten. Ihr rund 90-minütiger Auftritt ist eine außergewöhnliche Mischung aus Tanz, Choreografie, Rockmusik mit eigenen Liedern und visueller Kunst, die von einem Beamer auf eine Leinwand projiziert wird. Verantwortlich für die Illustration ist Licht- und Videokünstler Daniel Gugitsch („Spookymental“).
Konzert wurde in Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt organisiert
Ruth Herberhold, Wirtin im Café Goethestraße, hat die Düsseldorfer Band, die ihren ersten Gig Ende 2016 hatte, schon im Atelierhaus in Essen und auf dem Traumwelt-Festival in Duisburg live gesehen und war begeistert. In Kooperation mit dem Kulturamt gelang es ihr, das Konzert mit der Band auf die Beine zu stellen. „Es ist Musik für alle Sinne“, so würde sie den Stil der Gruppe beschreiben. Experimentell sei nicht die Musik, dafür aber das Konzept. Schon der Sound-Check verspricht ein lautes Konzert zu werden. Als dann noch der visuelle Probelauf problemlos funktioniert, kann es losgehen.
Schnell wird deutlich: Die Kunst im Kollektiv steht über allem. Zeitgenössischer Tanz, visuelle Kunst und Rock ’n’ Roll werden eine Einheit. Das merkt das Publikum sofort nach den ersten Eindrücken. Während beide Musiker ihre Instrumente bedienen, sind die meisten Augen auf Fang-Yu Shen gerichtet. Die junge Frau schreitet barfuß in Richtung Bühne, anfangs gehüllt in einen Mantel aus spiegelnden Pailletten. Ihr Gesicht ist zunächst kaum zu sehen. Jedes Lied ist eingebettet in eine Choreographie. Es scheint, als würde ihr Körper die Energie der sentimentalen und kraftvollen Stücke spüren. Geschmeidig bewegt sie sich zum Rhythmus und zur Melodie, mal schneller, danach langsamer, tanzend, stehend oder auf dem Boden liegend.
Interaktion mit dem Publikum
Die Konzertbühne im Café wird so phasenweise zur Theaterbühne. Immer wieder schafft sie so eine Interaktion mit dem Publikum, das gerne hätte zahlreicher sein können. Amour Vache überschreiten die Grenze und heben letztlich Bildende Kunst, Tanz und Musik auf eine gemeinsame Ebene. Die Besucher der ungewöhnlichen Performance danken dafür mit begeistertem Applaus.