Duisburg. . Die Mighty Oaks sind Headliner beim diesjährigen Traumzeit-Festival im Duisburger Landschaftspark Nord. Nur noch wenige Restkarten sind verfügbar

Headliner beim Traumzeit-Festival 2018: die Mighty Oaks.
Headliner beim Traumzeit-Festival 2018: die Mighty Oaks. © Lukas Maeder / Universal Music

Der Zauber, der jeder „Traumzeit“ (22. bis 24. Juni 2018) inne wohnt, resultiert nicht nur aus der ungewöhnlichen Spielstätte einer angestrahlten Industriekulisse im Landschaftspark Nord. Nein, auch die Auswahl der Bands macht das Festival unterm Hochofen stets zu etwas ganz Besonderem.

„Wir sind so eine Art Entdecker und wollen dem Publikum immer auch etwas Neues bieten“, verrät Festivalleiter Frank Jebavy ein Geheimnis des immer größer werdenden Erfolgs. Und diese Mischung aus Einlassen auf (noch) Unbekanntes und Vorfreude auf die Auftritte zahlreicher namhafter Künstlern lockt immer mehr Musikfans von Nah und Fern an. Die Beliebtheitswerte der „Traumzeit“ gehen durch die Decke. Ab Freitag erwarten die Festivalmacher an den drei Tagen im ehemaligen Meidericher Hüttenwerk ein volles Haus. Der Vorjahresbestwert von 21.000 Besuchern soll geknackt werden.

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1450 Festivalpässe wurden bis Dienstagabend bereits im Vorverkauf abgesetzt, ein Rest ist noch zu haben. „Im Vorjahr hatten wir insgesamt 1100 verkauft. Das Interesse steigt und steigt spürbar“, freute sich auch Kulturdezernent Thomas Krützberg bei der gestrigen Pressekonferenz im Hüttenmagazin des Landschaftsparks. Auch die Tagestickets würden knapp, vor allem für Freitag und Samstag.

Erst 19, jetzt 700 Camper

Der Boom spiegelt sich auch in der steigenden Zahl der Camper wieder: 2009, als zum ersten Mal Gäste ihre Zelte dort aufschlagen durften, hätten laut Jebavy exakt 19 davon Gebrauch gemacht. „Die haben wir damals noch alle einzeln per Handschlag begrüßt“, erzählt er mit einem Augenzwinkern. Das würde heute kaum noch möglich sein, denn ab Freitag werden rund 700 Camper erwartet.

Festivalleiter Frank Jebavy ist sich sicher: „Der Fußball spielt für uns keine Rolle. Unsere Besucher sind allesamt leidenschaftliche Musik-Fans. Denen ist die Traumzeit wichtiger als die Weltmeisterschaft.“
Festivalleiter Frank Jebavy ist sich sicher: „Der Fußball spielt für uns keine Rolle. Unsere Besucher sind allesamt leidenschaftliche Musik-Fans. Denen ist die Traumzeit wichtiger als die Weltmeisterschaft.“ © Lars Fröhlich

Um diesem Andrang gerecht zu werden, wurde die Campingzone in diesem Jahr verlegt – und zwar auf den Sinterplatz. „Ein wunderbares Quartier“, wie Jebavy findet.Vor allem die auswärtigen Gäste werden vom dortigen Blick auf eine der Kathedralen der Industriekultur „positiv erschlagen“ sein.

Bühne am Cowperplatz: Die heimliche Herzkammer

Apropos tolle Aussicht: Die bietet auch die Bühne am Cowperplatz. Gelegen zwischen den Hochöfen 2 und 5, bietet sie sowohl den Musikern als auch dem Publikum eine spektakuläre Perspektive auf das nach Einbruch der Dunkelheit in buntesten Farben strahlende Hüttenwerk. Kein Wunder, dass sie sich nur zwei Jahre nach ihrer Premiere bereits zur heimlichen Herzkammer der „Traumzeit“ gemausert hat.

Traumzeit in Duisburg: Ein Festival im Wandel

Vielfalt ist Programm

1997 steigt es zum ersten Mal - das Traumzeit Festival. Mit den Konzerten großer Jazz-Stars fing unter den Hochöfen des Landschaftsparks einst alles an. Zunächst als einmaliges Event geplant, entwickelt sich das Festival zu einem Dauerbrenner in Duisburg und der Region. Bis zum Jahr 2008 konzentriert sich das Festival auf die Musikrichtungen des Jazz und der Weltmusik. Seit 2009 hat das Festival einen musikalischen Wandel durchlaufen, zeitgenössische Musik, Vielfalt und stilistische Grenzüberschreitungen zum Programm gemacht. Jazz, Pop, Weltmusik, Elektro, Indie oder Klassik stehen jetzt gleichberechtigt nebeneinander.Wir blicken auf 20 Jahre Traumzeit Festival. Auf viele schöne, besondere, aber auch skurrile Momente am Hochofen.

1997: Zum ersten Mal Traumzeit am Hochofen

Zunächst war das Traumzeit-Festival in den Veranstaltungen der Duisburger Akzente eingebettet, die seit 1978 alljährlich im Mai stattfinden. "Das Traumzeit sollte erstmal nur eine einmalige Sache sein, die den Startschuss geben sollte, den Landschaftspark in einen Raum voll Kultur zu verwandeln", sagt Gerd Bracht, Mann der ersten Stunde und heute für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Es geht weiter

"Viele Leute haben uns immer wieder gefragt, wann denn endlich die nächste Traumzeit steigt. Die Begeisterung war so groß, dass wir einfach weiter machen mussten", erklärt der Mann für die Öffentlichkeitsarbeit. Damals noch mit einer Bühne an der Kraftzentrale, an der 15 bis 20 Bands spielen.

"Wo bin ich denn hier gelandet?!"

Gleich im ersten Jahr tritt die französische Chansonsängerin Juliette Gréco im Landschaftspark auf. Bracht:  "An dem Tag hat es ordentlich geregnet und dunkle Wolken standen über dem Gelände. Die Dame hatte am Abend davor in einer Oper gespielt und musste sich erstmal an den Industrie-Charme gewöhnen. Am Ende war es aber ein wahnsinnig schönes Konzert, Publikum und Sängerin waren beide zufrieden."

50 Georgier und zwei Stunden Wartezeit

Traumzeit 2000: Die 50-köpfige Funeral-Band rund um Goran Bregovic bleibt mit dem Bus liegen. "In solchen Momenten kommt man schon ganz schön ins Schwitzen. Im Nachhinein ist das ja echt lustig, aber auch nur, weil das Publikum die Zwangspause echt gelassen genommen hat", erzählt Bracht lachend.

Wechsel in der musikalischen Leitung

Mit dem Jahr 2009 kommt der musikalische Wandel in Gang. Der Moerser Komponist und Musiker Tim Isfort übernimmt die künstlerische Leitung. Seitdem hat das Festival den musikalischen Wandel, zeitgenössische Musik, Vielfalt und stilistische Grenzüberschreitungen zum Programm gemacht. Jazz, Pop, Weltmusik, Elektronische Musik, Indie-Rock, Neue Musik oder Klassik stehen nun gleichberechtigt nebeneinander. 

Ein starker Dämpfer

Im Jahr 2012 fand das Festival wegen ungesicherter Finanzierung nicht statt, auch eine eigens initiierte Rettungsaktion konnte daran nichts ändern.

Da ist ordentlich Lautstärke im Spiel

Traumzeit 2013: Die Editors spielen ihr einziges Konzert in Deutschland in der Kraftzentrale. "Das war eins der lautesten Konzerte, die jemals beim Traumzeit liefen. Die Editors waren damals total angesagt. Also war es schon was besonderes, dass so eine bekannte Band in Duisburg gespielt hat", erinnert sich WAZ-Redakteur Thomas Richter.

Wechsel in der künstlerischen Leitung bringt ein verändertes Konzept

Nach der Trennung von Tim Isfort wurde die künstlerische Leitung des Festivals vom Festivalbüroleiter der Duisburger Marketing Gesellschaft, Frank Jebavy, zusätzlich zur kaufmännischen Leitung übernommen. Das Festival findet seit 2013 mit stark verändertem Konzept statt. "Die Traumzeit hat sich sehr verjüngt. Alles ist etwas poppiger geworden", sagt Bracht.

Eine neue Open-Air-Bühne entsteht

Traumzeit 2016: Das Festival schmiegt sich enger an die Hochöfen des Landschaftsparks, die Kraftzentrale wird nicht bespielt, weil ihre Akustik für Rock und Pop schwierig sei, so Festivalbüro-Chef Frank Jebavy. Dafür wird auf dem Cowperplatz eine Open-Air-Bühne aufgebaut. "Das macht die „Traumzeit“ für auswärtige Besucher überschaubarer", sagt Jebavy.

1/10

Einer der Headliner dieses Festivals sind die Mighty Oaks. Sie betreten am Samstagabend gegen 20 Uhr die Bühne. Zu dieser Stunde wird im russischen Sotschi auch das zweite WM-Vorrundenspiel der deutschen Nationalelf gegen Schweden angepfiffen. Hat er keine Angst, dass bei dieser starken TV-Konkurrenz die Tribünen in der Gießhalle leer bleiben könnten? Da lacht Festivalchef Jebavy und sagt: „Der Fußball spielt für uns keine Rolle. Unsere Besucher sind allesamt leidenschaftliche Musik-Fans. Denen ist die Traumzeit wichtiger als die Weltmeisterschaft.“

>>>> DAS PROGRAMM: BESINNEN AUF DIE ROCKIGEN WURZELN

Der Besuch der Messe Eurosonic in Groningen ist in jedem Jahr Anfang Januar ein Pflichttermin für „Traumzeit“-Leiter Frank Jebavy und Programmplaner Marcus Kalbitzer. Dort entdecken sie zahlreiche Musiker, die den ganz großen Durchbruch noch nicht geschafft haben, die aber das Potenzial aufweisen, ihn zu schaffen. So wie Sam Fender. Der Brite tritt am Sonntag um halb sechs in der Gießhalle auf. „Und das Publikum wird ihn lieben“, prognostiziert Jebavy.

Der erst 21-jährige Fender steht für einen frischen, unverbrauchten Rocksound. Dieses Musik-Genre soll bei der 21. Auflage der „Traumzeit“ verstärkt in den Fokus gerückt werden, erläuterte Kalbitzer. Dafür stünden Bands wie Mogwai, Slowdive oder The Jesus and Mary Chain. „Wir haben aber auch wieder hervorragende Singer/Songwriter am Start“, so der Planer. Als Beispiele seien Faber und Gisbert zu Knyphausen genannt.Spotify-Playlist: Songs über Duisburg

Wie immer wird es auch eine Umsonst-Bühne geben: Diese steht wie gewohnt vor dem Tauchgasometer. Dort werden vor allem Bands aus Duisburg und Umgebung zu hören sein. Für dieses Programm zeichnet Daniel Jung vom Kulturbüro verantwortlich. „Wir haben hier in Duisburg eine sehr florierende Musikszene. Davon können sich die Besucher an allen drei Abenden ein Bild machen“, sagte Jung. Empfohlen seien etwa die Auftritte von Philipp Eisenblätter, Echo Appartment, Amour Vache oder Nordmann. Der Eintritt dort ist ebenso gratis wie für den Foodmarkt mit über 20 Ständen.

Das komplette Programm gibt es unter www.traumzeit-festival.de