Gladbeck. Der Lions Club feiert 50-jähriges Bestehen. Die WAZ sprach mit Mitgliedern über Jubiläums-Aktionen und warum keine Frauen Mitglied werden dürfen.

Sie engagieren sich ehrenamtlich für Menschen, die Hilfe brauchen – die Lions. In Gladbeck gibt es den Club seit 50 Jahren. Am kommenden Freitag feiert die Vereinigung ihren Gründungstag, den 25. Oktober 1969. Die WAZ sprach mit Lions-Präsident Michael Tiemann, Vorgänger Simon Terhardt und Lions-Sprecher Dietrich Pollmann über Aktionen zum 50-jährigen Bestehen, jährlich wechselnde Präsidenten, und warum noch immer keine Frauen Mitglied werden dürfen.

Die Lions spenden regelmäßig an Einrichtungen wie den Kinderschutzbund, die Jordan-Mai-Schule und die Caritas-Werkstätten, in den vergangenen vier Jahren haben Sie rund 100.000 Euro Spendengelder vergeben. Was planen Sie jetzt zum 50. Jubiläum?

Tiemann: Anlässlich unseres Jubiläums werden wir eine größere Summe an die Tafel spenden. Deren Kühlfahrzeuge sind nicht mehr auf dem neuesten Stand. Daher spenden wir 25.000 Euro, dafür ist ein guter gebrauchter Kühlwagen zu bekommen. Über die Aktion „Ein Teil mehr im Einkaufswagen“, bei der wir Lebensmittel für die Tafel gesammelt haben, hatten wir schon den Kontakt zu der Organisation. Gladbeck ist eine Stadt mit sozialen Problemen. Wir kommen aus der Schicht der Menschen, die es im Leben besser getroffen haben. Da wollen wir helfen. Rund 1200 Menschen gehen zur Tafel. Jede Woche. Ich konnte das kaum glauben. Als Club feiern wir das Jubiläum am Freitag in einer internen Feier im Schloss Wittringen.

Wonach wählen Sie die Empfänger Ihrer Spenden aus?

Pollmann: Als Lions Club sind wir örtlich verankert, unsere Spenden gehen überwiegend an Gladbecker Adressaten. Uns ist wichtig, dass wir uns mit den Empfängern identifizieren können. Es sollen konkrete Dinge sein, die von dem Geld, das wir geben, umgesetzt werden. So wie jetzt etwa die Anschaffung des Autos für die Tafel.

Ärzte und Geschäftsleute gehörten zu den Gründern

Ab 1968 trafen sich in Gladbeck Geschäftsleute, Ärzte, Juristen, Banker und Führungskräfte aus anderen Berufsgruppen, um einen Lions Club zu gründen. Die eigentliche Gründung schließlich fand am 25. Oktober 1969 statt.

Jetzt feiert der Club daher sein 50-jähriges Bestehen. Im Lions Club engagieren sich Männer zwischen Mitte 30 und 85 Jahren.

Tiemann: Wir machen aber keine Spenden an Einzelpersonen. Da wird es nämlich irgendwann schwierig, wenn sich die Frage stellt, welches Einzelschicksal ist förderungswürdig, welches nicht.

Terhardt: Theoretisch ist es in einer Stadt wie Gladbeck leicht, geeignete Empfänger zu finden, konkret ist es aber total schwer. Wir geben nämlich nur dann Geld, wenn es sonst niemanden gibt, der helfen kann. Es gibt schließlich viele Fördervereine und Töpfe bei Land und Bund, viele werden aber nicht abgerufen.

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Lions ist ein reiner Männerclub. Warum nehmen Sie keine Frauen auf?

Pollmann: Das kommt aus der Tradition der Gründungszeit der Clubs. Und einige Mitglieder sagen, warum man denn den Charakter des Clubs ändern sollte. Wir wissen, dass andere Clubs richtig Theater wegen der Aufnahme von Frauen haben. Manche sagen, sie wollten sich von Frauen nichts sagen lassen. Bei Clubs hingegen, die sich gemischt gegründet haben, funktioniert es. Wir klopfen die Frage, ob wir Frauen aufnehmen sollen, jedes Jahr ab. Das Thema ist bei uns noch nicht abgeschlossen.

Terhardt: Da brauchen wir irgendwann einen mutigen Präsidenten, der das antreibt.

Pollmann: Es wäre auf jeden Fall eine Bereicherung, und es würde einiges passieren, wenn wir auch Frauen in unserem Club hätten. Und vielleicht wird es irgendwann wegen fehlenden Nachwuchses auch zur Notwendigkeit.

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Wer bei Ihnen Mitglied werden möchte, sollte sich „beruflich bewährt“ haben. Was bedeutet das konkret, und warum gibt es dieses Kriterium?

Tiemann: Es geht nicht darum, die Elite der Stadt zu versammeln. Dass diejenigen, die bei uns Mitglied werden wollen, sich „beruflich bewährt“ haben sollen, heißt, dass sie sich im Leben bewährt haben sollen. Menschen, die Dinge voranbringen und einfach ein gewisses Standing haben. Das hat den Hintergrund, dass wir davon ausgehen, dass der, der berufliches Engagement gezeigt hat, dieses Engagement auch bei den Lions einsetzt. Konkret heißt das, dass wir eher den Bäckermeister fragen, ob er Mitglied werden möchte, als den Bäckereifachverkäufer. Wir gehen davon aus, dass der Meister eher die Möglichkeit hat, etwa für unseren Nikolausmarkt Kekse zu backen und zu stiften.

Wie viele Mitglieder haben Sie derzeit?

Pollmann: Wir haben rund 40 Mitglieder. Das Engagement ist schließlich auch mit Zeiteinsatz verbunden, diese Bereitschaft muss schon da sein. Es gibt nicht allzu viele, die neben Berufsleben und Familie noch Lust haben, sich ehrenamtlich zu engagieren. Wir brauchen daher immer wieder Mitglieder.

Tiemann: Aus diesem Grund gibt es auch das Prinzip des jährlichen Wechsels des Präsidenten, denn das Amt ist intensiv und zeitaufwendig. Ein Grund für den Wechsel ist aber auch, dass jeder Präsident neue Ideen mitbringt und in seiner Arbeit eigene Schwerpunkte setzt.