Gladbeck. Die Gewerkschaft ist beunruhigt über die stark steigenden Zahlen von armen Rentnern im Kreis Recklinghausen. Eine Ursache: geringe Einkommen.

Immer mehr Menschen im Kreis Recklinghausen sind neben ihren Altersbezügen auf finanzielle Unterstützung des Staates angewiesen. Das teilt die Gewerkschaft NGG (Nahrung-Genuss-Gaststätten) mit. Gab es im Kreis Recklinghausen im Jahr 2008 noch 6908 Bezieher von Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung, so waren es im vergangenen Jahr bereits fast 10.000.

Die Zahl der Empfänger von „Alters-Hartz-IV“ sei damit innerhalb von zehn Jahren um 45 Prozent gestiegen. Die NGG beruft sich hierbei auf Angaben des Statistischen Landesamtes. Danach erhielten in ganz Nordrhein-Westfalen zuletzt rund 280.000 Rentnerinnen und Rentner Grundsicherung – 44 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor.

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Adnan Kandemir, Gewerkschaftssekretär der NGG-Region Ruhrgebiet, sieht den Trend mit Sorge. Die von der Bundesregierung angekündigte Grundrente müsse rasch angepackt werden, um ein Ausufern der Altersarmut im Kreis zu verhindern. „Die amtlichen Zahlen zeigen nur die Spitze des Eisbergs. Denn sehr viele Menschen, die wegen Mini-Renten eigentlich einen Anspruch auf die Grundsicherung haben, schrecken aus Scham vor einem Antrag zurück“, sagt Kandemir.

Ohne Einführung der Grundrente könnte das Armutsrisiko langfristig weiter steigen

So seien nach einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW)bundesweit aktuell bereits 16,8 Prozent der Rentner von Armut bedroht. Ohne die Einführung einer Grundrente könnte das Armutsrisiko laut DIW bis zum Jahr 2039 auf 21,6 Prozent steigen – selbst bei einer weiterhin positiven Konjunkturentwicklung.

„Eine entscheidende Ursache für dürftige Renten sind niedrige Einkommen“, so Kandemir. Die Bezüge von Menschen, die mindestens 35 Jahre lang gearbeitet haben und bei der gesetzlichen Rente trotzdem unter die Grenze von 896 Euro kommen, sollten um bis zu mehrere Hundert Euro im Monat aufgebessert werden. „Das Modell wäre ein wichtiger Beitrag für mehr Gerechtigkeit im Rentensystem. Es würdigt die Leistung von denen, die ein Leben lang in die Rentenkasse eingezahlt haben“, betont Kandemir.