Gladbeck. Eine besonderen Aktion gegen den geplanten Windradbau auf der Mottbruchhalde: Ein auf 300 Meter aufgelassener Ballon zeigte die Flügelhöhe an.
Von einer „erfolgreichen Guerilla-Aktion gegen das geplante Windrad auf der Mottbruchhalde“, die „bereits seit einigen Monaten streng vertraulich vorbereitet wurde“, spricht Olaf Jung vom Bürgerforum Gladbeck. Gemeinsam mit Aktiven des Aeoroclubs NRW, der den Ballonstartplatz in Wittringen betreibt, wurde am Samstag vom Kopf der Mottbruchhalde ein knallgelber Ballon auf knapp 300 Meter Höhe aufgelassen. „Um den Bürgern damit die gigantische Höhe sichtbar aufzuzeigen und gegen das hier geplante Monster-Windrad zu protestieren“, so Ballonfahrer Wilhelm Eimers vom Aeroclub. Eine illegale Aktion war das, weil die Bergehalde noch nicht für die Öffentlichkeit freigegeben und offiziell Betriebsgelände der RAG ist.
Auf die Einholung einer ausdrücklichen Zustimmung des Haldenbesitzers sei verzichtet worden, „um die Aktion nicht zu stören“, erklärt Olaf Jung. Eine Genehmigung der Luftfahrtbehörde habe aber vorgelegen, ergänzt Eimers. Das sei Vorschrift, wenn man ein Objekt auf mehr als 30 Meter Höhe in den öffentlichen Luftraum aufsteigen lassen wolle. Die Aktion verlief aus Sicht der Protestler ohne Zwischenfall, der Ballon flatterte am Samstag ab etwa 10 Uhr über der Halde im Wind, am Abend sogar für mehr als zwei Stunden mit Beleuchtung, bis er gegen 21 Uhr wieder eingeholt wurde.
Infomobil des Bürgerforums am Kreisverkehr an der Roßheidestraße
Obwohl der gelbe Halden-Überflieger in der großen Höhe kaum weniger als ein Punkt am Himmel war, ist er vielen Gladbeckern aufgefallen, wie auch die Nachfragen in Sozialen Netzwerken belegen. Das Bürgerforum selbst hatte sich mit einem Infomobil am Kreisverkehr Horster-/ Roßheidestarße aufgestellt, um auf die Aktion hinzuweisen und mit Passanten zu diskutieren.
Steag erwartet Richterspruch in Kürze
Die Steag wartet im weiteren Verfahren jetzt darauf, wie das zuständige Verwaltungsgericht Gelsenkirchen über die Klage gegen eine sofortige Umsetzung der Windrad-Baupläne entscheiden wird. „Wir rechnen damit, dass der Richterspruch Ende Oktober-Anfang November erfolgen wird“, so Steag-Pressesprecher Florian Adamek.
Die Gladbeck Wind GmbH ist als Steag-Tochter seit Februar für das Windrad-Projekt auf der Mottbruchhalde zuständig (zuvor Mingas-Power). Trotz des Namens kann die Stadt Gladbeck nicht mit Gewerbesteuereinnahmen von Seiten der Gesellschaft rechnen, da diese ihren Firmensitz im Essener Steag-Hauptquartier hat.
Zudem wurden Spaziergänger und Radler informiert, die am Samstag auf der Halde unterwegs waren und dabei auf den Auflassplatz und das Protestzeichen stießen.
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Das war übrigens schon zuvor am Morgen deutlich näher zu sehen. Denn der Ballon wurde gegen 8 Uhr am Wiesen-Startplatz und Domizil des Aeroclubs in Wittringen auf imposante 3,70 Meter Größe im Durchmesser befüllt, um dann im Fußmarsch, gehalten an Leinen, zur Mottbruchhalde gebracht zu werden. Eine Strecke von 2,5 Kilometern über die Ellinghorster Straße und Kösheide mit Überquerung von A2 und B224.
Aufgeblasenen Ballon zu Fuß von Wittringen auf die Mottbruchhalde getragen
Wer dabei als uneingeweihter Beobachter an eine Kunstaktion gedacht haben mag, lag nicht völlig falsch. Der gelbe Ballon, den Wilhelm Eimers aufbewahrt hatte, war ursprünglich mal Teil der Schachtzeichen-Aktion zur Kulturhauptstadt 2010, bei der ehemalige Zechenstandorte im Revier mit den aufgelassenen gelben Hinguckern markiert wurden. Jetzt aber ein luftiger Bote, um zu markieren, wo sich die Flügelspitzen des Windrades, das die Steag-Tochter Gladbeck Wind GmbH auf dem Haldenkopf installieren will, bis auf 300 Meter Höhe drehen würden.
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Das Bürgerforum möchte, dass der Plan eine nicht realisierte Luftnummer bleibt und organisiert wie finanziert seit geraumer Zeit eigene Klagen und Abwehranträge gegen den vom Kreis Recklinghausen ermöglichten Sofortvollzug (vor dem Verwaltungsgericht) für den Windradbau. Der Aeroclub hat seinerseits Widerspruch bei der Bezirksregierung eingelegt, „da bei Wind aus west-nördlicher Richtung gefahrlose Starts von unserem Platz nicht mehr möglich sind“, so Wilhelm Eimers. Gegebenenfalls werde man Klage einreichen. „Die dazu erwartetet Entscheidung der Bezirksregierung liegt uns bislang noch nicht vor“, informierte Svenja Küchmeister von der Kreisverwaltung auf Anfrage.