Gladbeck. Sebastian Metzgen ist Inhaber des Ladens „Allerlei Verpackungsfrei“ in Bottrop. Bei der VHS Gladbeck stellte er seinen plastikfreien Alltag vor.
Sebastian Metzgen lebt „unverpackt“. Der 28-Jährige ist Inhaber des Geschäfts „Allerlei Verpackungsfrei“ in Bottrop. Sein Konzept hat viele Kunden überzeugt. Früher war er staatlich anerkannter Rettungsassistent, heute verkauft er Lebensmittel und Drogerie-Artikel ohne Verpackung. „So lebt es sich plastikfrei(er)“ lautete sein Vortrag im Haus der VHS.
Tiere verenden, weil Plastikmüll im Körper sie vergiftet
Zunächst zeigte Metzgen erschreckende Bilder wie einen abgemagerten Eisbären, der verzweifelt nach Nahrung suchend auf einer schmelzenden Eisscholle umherstreift. Oder einen halb verwesten Vogel. Nicht nur die Überreste an Knochen und Federn stachen den mehr als 50 Zuhörern ins Auge. Es war vor allem der Inhalt seines Magens. Der Vogel starb, weil ihn der Plastikmüll im Körper vergiftete oder seine Verdauung verstopfte.
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„Diese Bilder sind heute Realität“, sagte Metzgen. Mikroplastik und andere Kunststoffe, die sich etwa in Kosmetikprodukten befinden, schaden der Umwelt. Im schlimmsten Fall gelangen sie ins Meer. Und dann beginnt der gesundheitsschädliche Kreislauf. Das Plastik wird von den Fischen aufgenommen. „Das ist ein Riesenproblem“, meinte Metzgen. „Denn wo landen die Fische nachher wieder?“, fragte er und gab letztlich die Antwort: „Auf unseren Tellern.“
Die Dokumentation „Plastic Planet“ verändert seinen Lebensstil
Er selbst sei in jungen Jahren in und mit der Natur aufgewachsen. Wenn er mit seinen Eltern verreiste, dann wurde entweder im Zelt oder im Campingwagen übernachtet.
Mit der Zeit entwickelte er ein Interesse an nachhaltiger Mobilität. 2014 kauft er sich ein Elektroauto. Drei Jahre später eröffnet er sein verpackungsfreies Geschäft auf der Hochstraße 11 in Bottrop. Ausschlaggebend für seinen nachhaltigen Lebensstil war die Dokumentation „Plastic Planet“. Von da an beschloss er plastikfrei zu leben.
Mit „Allerlei Verpackungsfrei“ wolle er eine nachhaltige Alternative zum Supermarkt schaffen. Die Kunden, die zu ihm kommen, bringen Gläser, Tupperdosen oder Stoffbeutel mit und verstauen ihre Produkte selbst. Lebensmittel wie Getreide oder Kaffeebohnen lagern in großen Boxen. Der Kunde kann sich seine gewünschte Menge entnehmen. Wer will, kann auch sein Shampoo selber abfüllen. Überflüssiger Müll und Verpackungen werden somit vermieden.
Metzgen nennt umweltfreundliche Alternativen
Immer wieder suchte Metzgen während seines Vortrags den Dialog mit dem Publikum. „Wer von Ihnen benutzt Stoffbeutel für den Einkauf?“, fragte er. Und fast alle Zeigefinger schnellten in die Höhe. Alternativ zum Beutel empfahl er die Verwendung von Körben. Mithilfe eines Quiz stellte er anschließend weitere ökologische Alternativen zu handelsüblichen und bekannten Produkten vor, um im Alltag den Plastikkonsum noch mehr zu reduzieren. Anstatt Abschminkpads, die nach dem einmaligen Gebrauch in der Mülltonne landen, könnten wiederverwendbare Abschminkpads aus Baumwolle oder ein Waschlappen benutzt werden.
Auch bei Tampons und Binden sind im Handel umweltfreundliche und nachhaltige Alternativen erhältlich. „Welche zum Beispiel?“, fragte Metzgen. Mit „Menstruationstassen“ gab eine Zuhörerin die richtige Antwort. Einen Tipp gab Metzgen dem Publikum noch mit auf den Weg: „Vor dem Einkauf sollten Sie sich selbst die Frage stellen: Brauche ich das wirklich?“
Zweites Geschäft in Oberhausen geplant
Sebastian Metzgen betreibt mit seiner Mutter Annette das Geschäft „Allerlei Verpackungsfrei“ in Bottrop, Hochstraße 11. Beide planen eine zweite Filiale. Allerdings nicht in Bottrop oder Gladbeck, sondern in Oberhausen.
Hierfür haben sie eine sogenannte Crowdfunding-Aktion im Internet gestartet. Die Spenden-Aktion läuft noch bis Sonntag, 6. Oktober, auf startnext.com/unverpackt-oberhausen.