Gladbeck. Auf der Wiese hinter dem Ärztezentrum an der Horster Straße in Gladbeck soll ein zweites Ärztehaus entstehen. Dafür muss der Kotten weichen.
Vom alten Kleimanns Kotten in Butendorf ist nicht mehr viel übrig – außer einem großen Haufen aus Brettern und Mauerresten. Seit einigen Tagen ist eine Firma damit beschäftigt, das alte Fachwerkhaus auf der Wiese hinter dem Ärztezentrum an der Horster Straße abzureißen.
Die Abriss-Pläne scheiterten zunächst am Denkmalschutz
Ende vergangenen Jahres war in der Politik noch intensiv über den Kotten diskutiert worden. Die Stadt als Eigentümerin des Gebäudes wollte das Haus so schnell wie möglich abreißen lassen.
Die Pläne scheiterten allerdings am Denkmalschutz. Der Kreis als Obere Denkmalbehörde und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hatten sich sozusagen schützend vor den 1822 gebauten, seit 1980 unter Denkmalschutz stehenden Hof gestellt. Sehr zum Missvergnügen der Stadtverwaltung. „Der Hof ist die einzige Schrottimmobilie in städtischem Besitz“, hatte Wirtschaftsförderer Peter Breßer-Barnebeck im Oktober in einer Sitzung vom Wirtschaftsförderungsausschuss erklärt.
Was die Sache so dringlich machte, ist der Wunsch der Mediziner im Hausarztzentrum Butendorf, das Zentrum um ein zweites Ärztehaus zu erweitern. Die Investoren stünden auch schon bereit, hieß es im Oktober. Das Problem: Der Kleimanns Kotten stand den Plänen im Weg, denn das neue Gebäude soll genau an der Stelle gebaut werden, wo noch der Kotten steht. Mittlerweile aber hat die Stadtverwaltung Hof und Grundstück an die Betreiber des Ärztezentrums verkauft und in ihrer Funktion als Untere Denkmalbehörde auch die Abrissgenehmigung erteilt.
Der LWL hat keine weiteren Maßnahmen ergriffen, um den Abriss zu verhindern
Der LWL, so Breßer-Barnebeck, sei zwar nach wie vor der Ansicht, dass es sich beim Kleimanns Kotten eigentlich um ein erhaltenswertes Denkmal handelt.
Auch interessant
Der Landschaftsverband habe aber dennoch keine weiteren Maßnahmen ergriffen, um den Abriss zu verhindern. Und auch vom Kreis Recklinghausen gab es keinen Widerspruch. „Das ist zwar nicht gerade eine gute Werbung für den Denkmalschutz, aber die Stadt Gladbeck konnte glaubhaft nachweisen, dass ein Erhalt des Kottens nicht finanzierbar ist“, erklärte Kreissprecher Jochem Manz auf Anfrage der WAZ.
Bei der Stadtverwaltung zeigt man sich zufrieden mit der aktuellen Entwicklung. Breßer-Barnebeck: „Mit dem Bau eines weiteren Ärztehauses kann die medizinische Versorgung für Butendorf deutlich verbessert werden, und neue Arbeitsplätze entstehen auch noch!“
Auch interessant
Dass mit dem alten Hof eine Erinnerung an das einstige bäuerliche Leben in Gladbeck verloren gehe, sei zwar bedauerlich. „Auf der anderen Seite besitzt die Stadt aber mit dem Kotten Nie, dem Vöinghof und dem alten Kotten an der Waldstraße in Wittringen drei historische Bauten, die genau diese Epoche sehr gut dokumentieren“, so der Wirtschaftsförderer weiter. Zudem sei von dem alten Hof Kleimann nach etlichen Innenumbauten auch nicht mehr wirklich viel übrig geblieben.
Eine Kita im Kleimanns Kotten sei schon wegen der Nähe zur Autobahn ausgeschlossen
Die vor kurzem wieder aufgetauchte Idee, den Kotten zu einer Kindertagesstätte umzubauen, hält Breßer-Barnebeck gerade zu für absurd: „Wegen der Nähe zur Autobahn ist nach einem Landesgutachten die Wohnnutzung verboten. Aber Kinder sollen da betreut werden dürfen? Das kann doch nicht sein.“ Schon vor Jahren habe man den Gedanken an eine Kita im Kotten Kleimann verworfen. Auch, weil das Gebäude viel zu klein für eine solche Nutzung sei. Breßer-Barnebeck: „Wir hätten den Kotten dafür innen komplett neu bauen müssen. Das hätte sich wirtschaftlich überhaupt nicht gerechnet.“
Delen-Torbogen bleibt erhalten
Zugesichert hat die Stadtverwaltung dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe, dass vor dem Abriss noch eine Fotodokumentation über den Kleimanns Kotten erstellt wird. Das sei auch geschehen, so die Stadt.
Erhalten bleibt außerdem der D elen-Torbogen des Hofs. Er soll in den Neubau integriert werden.
Der Kleimanns Kotten wurde 1822 erbaut, 1992 ging er in den Besitz der Stadt über. In den vergangenen 14 Jahren war der Hof unbewohnt, immer wieder kam es zu Vandalismus. In Instandsetzung und Modernisierung hätte die Stadt über 4 Millionen Euro investieren müssen.