Gladbeck. Der im Inneren der Gladbecker Moltkehalde seit Jahren schwelende Brand hat sich verstärkt. Die WAZ sprach zu den Sanierungsplänen mit der RAG.
Der seit Jahrzehnten kokelnde Schwelbrand im Inneren der Gladbecker Bergehalde Graf Moltke hat sich aktuell verstärkt. Die maximale Hitzeentwicklung ist um 100 auf rund 360 Grad angestiegen. Die zuständige RAG Montan Immobilien GmbH hatte daraufhin den Zugang zu der für die Öffentlichkeit gesperrten Halde stärker gesichert und abgeriegelt. Zudem wurde im Juli davor gewarnt, sich in Haldensenken aufzuhalten, da ausgetretene Gase sich hier in lebensgefährlichen Konzentrationen sammeln könnten. Maßnahmen zur Sanierung der brennenden Westseite der Halde werden schon seit Jahren diskutiert. Zum aktuellen Sachstand sprach die WAZ mit RAG-Montan Pressesprecher Stephan Conrad.
WAZ: Warum dauert es mit der Erstellung eines bereits seit Jahren angesprochenen Sanierungsplanes für den westlichen Haldenbereich so lange?
Stephan Conrad: Der Sanierungsplan wird im Rahmen eines Abschlussbetriebsplanverfahrens (ABP) entwickelt, abgestimmt und umgesetzt. Dieses Verfahren läuft unter der Aufsicht der Bezirksregierung Arnsberg. Es muss mit den Trägern öffentlicher Belange abgestimmt werden. Das sind z. B. die Umweltämter der Kreise und Kommunen, die verschiedenen Akteure beim Arten- und Naturschutz, die Ordnungsbehörden etc.. Erst wenn alle Abstimmungen gelaufen sind, kann der Sanierungsplan im Rahmen des ABP-Verfahrens durch die Bezirksregierung zugelassen werden. Erst dann kann die offizielle Ausschreibung der Gewerke stattfinden, und erst nach Ende der Ausschreibung können die Unternehmen beauftragt werden. Im Regelfall dauert so eine Haldensanierung bis zu sechs Jahre.
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Warum hat sich die Temperatur an der heißesten Stelle in der Halde um rund 100 Grad erhöht?
Dies wird gerade im Rahmen der Erstellung des Sanierungsplans untersucht und begutachtet. Erst nach Abschluss der Untersuchungen kann dazu eine Aussage getroffen werden.
Hat sich die Rissbildung an der Haldenoberfläche verändert / verstärkt, und wenn ja, mit welchen Auswirkungen?
Bei unseren Begehungen auf der Halde ist feststellbar, dass sich die Rissbildung an einigen Stellen vergrößert hat. Ursache und Folgen werden gerade untersucht und begutachtet.
Welche Sanierungsmaßnahmen sind für die Westböschung denkbar?
Dies ist Aufgabe des zu erstellenden Sanierungsplans. Mit dessen konkreter Planung werden wir im Herbst dieses Jahres beginnen können. Im Rahmen der Sanierungsplanung ist ein unterschiedliches Untersuchungsspektrum zukünftig abzuleisten. Gesichtspunkte der Untersuchungen sind die Temperaturmessungen und Gaszusammensetzungen in den einzelnen Messpegeln, Untersuchungen zur örtlichen Eingrenzung der einzelnen Warmbereiche hinsichtlich vertikaler und horizontaler Ausbreitung, Materialzusammensetzungen auf der Halde, Schütthistorie, Gesichtspunkte eines Landschaftspflegerischen Begleitplans sowie des Artenschutzes. Bei der interdisziplinären Erstellung eines Sanierungsplans können sich möglicherweise noch weitere, zurzeit noch unbekannte Sachverhalte ergeben. Die Sanierungsvarianten werden dann im Hinblick auf Sanierungserfolg und Wirtschaftlichkeit untereinander abgewogen und bewertet. Das Ergebnis ist zum jetzigen Zeitpunkt noch vollkommen offen.
Wird auch die mögliche Belastung des Grundwassers durch Ausschwemmung toxischer Stoffe (PAK etc.) aus der brennenden Halde überwacht? Welche Konzentrationen/Grenzwertüberschreitungen werden hier gemessen?
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Mit der Sanierung der Südböschung und Renaturierung des Nattbachs wurde parallel eine Grundwassersanierungsmaßnahme für die Halde umgesetzt. Seitdem ist die Grundwasserreinigungsanlage an der Welheimer Straße in Betrieb. Für den gesamten Bereich der Bergehalde Graf Moltke gibt es ein Grundwasser Monitoring, in dem ein Messstellennetz um die gesamte Halde angelegt wurde, auch im westlichen Bereich der Halde zur B224. Im Zuge der Sanierung der Süd/Ost Böschung wurde auch eine Drainage errichtet, die sich noch südlich beidseitig des Nattbachs fortsetzt. Das belastete Grundwasser aus dem Bereich des Gewerbegebiets Brauck und dem Bereich der Halde wird hier gefasst.
Das Innere kokelt seit den 1980er Jahren
Die seit 1900 mit starken Kohleanteilen im Abraum aufgeschüttete, später mit Bäumen und Sträuchern bepflanzte Bergehalde der einstigen Zeche Graf Moltke III/IV brennt seit den 1980er Jahren durch Selbstentzündung im Inneren.
In jüngster Zeit hatte es Beschwerden von Anwohnern gegeben, die befürchteten, dass aus der Halde krebserregende Stoffe austreten. Dei RAG hat Luftmessungen durchgeführt, die als unbedenklich eingestuft werden.
Die Grundwasserreinigungsanlage filtert alle Schadstoffe heraus und führt das gereinigte Grundwasser wieder dem Wasserkreislauf zu. Für das gereinigte Wasser aus der Grundwasserreinigungsanlage gibt es Grenzwerte zur Einleitung in die städtische Kanalisation. Diesbezüglich werden Messungen des Grundwassers im Anstrom und im Abstrom durchgeführt. Durch diese Messungen kann der Sanierungserfolg der Gundwasserreinigungsanlage nachgewiesen werden, so dass kein belastetes Grundwasser die Fläche verlässt und über den Nattbach hinaus abströmt.
Können Sie konkret benennen, welche toxischen Stoffe in welcher Konzentration vor der Reinigungsmaßnahme gemessen worden sind?
Wir werden im Umweltausschuss am 23. September detailliert öffentlich berichten. Daher haben Sie bitte Verständnis, dass wir nicht im Vorfeld schon Details über die Medien veröffentlicht möchten.