Gladbeck. Die Stadt investiert 3,6 Millionen Euro in ein außerordentliches Projekt zur Regenwassernutzung: In Wittringen entsteht ein großer Stauraumkanal.
Das Projekt ist gewissermaßen das i-Tüpfelchen des großen Kanalumbaus im Bereich des Jovyplatzes, wo die Stadt in den vergangenen Jahren die Abwasserbeseitigung – zuletzt in der Kortestraße – konsequent auf die Trennung von Regen- und Schmutzwasser umgestellt hat: Für 3,6 Millionen Euro werden ab Oktober in Wittringen unter der Marathonbahn (Ringallee) die Anschlüsse an das vorhandene Trennsystem gebaut. Das hat allerdings die Sperrung eines Teil der Laufstrecke zwischen Gildenstraße und Brücke über den Mühlenbach (hinter dem Freibad) für mehrere Monate zur Folge.
Es ist eine außerordentliche Operation, die das Ingenieuramt da stemme, sagt Amtsleiterin Monika Sellke. Schon seit geraumer Zeit werde daran geplant. Neben einer unterirdischen Reinigungsanlage für das Regenwasser im Eingangsbereich zum Wittringer Wald wird unter der Marathonbahn Richtung Mühlenbach ein riesiger Stauraumkanal gebaut. Dadurch wird das zunächst unter dem Spielplatz Gildenstraße geplante große Regenrückhaltebecken überflüssig, was wiederum das Fällen einer ganzen Reihe von Bäumen unnötig macht. Neben dem Regenwasserkanal wird parallel außerdem ein 320 Meter langer Abwasserkanal für das Schmutzwasser gelegt, der hinter dem Freibad an den Abwasserkanal der Emschergenossenschaft angeschlossen wird.
Der 310 Meter lange Stauraumkanal ist das Highlight der Kanalbauer
Das „Highlight“ der städtischen Kanalbauer ist aber der 310 Meter lange Stauraumkanal, so Frank Restemeyer, Abteilungsleiter Stadtentwässerung: Der hat einen Durchmesser von sage und schreibe zwei Metern und kann, geregelt mit zwei eingebauten Staustufen, 1000 Kubikmeter Wasser aufnehmen. Fast die Hälfte des Wassers wird etwa in Höhe der Harsewinkelstraße unterirdisch abgepumpt und versorgt über eine kleine Druckleitung die Wittringer Gewässer, angefangen am Ehrenmal.
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Die größere Regenwassermenge fließt im Bereich hinterm Freibad in den renaturierten Mühlenbach. Die Umsetzung des Tiefbauvorhabens erfolgt durch eine Spezialfirma aus dem süddeutschen Geisingen, die den riesigen Kanal in einem patentierten Bauverfahren einbaut, wie Projektleiterin Tanja Schielke erläutert: platzsparend, schnelle Rohrverlegung mit kurzzeitigen Baugruben sowie mit nur geringeren Eingriffen in die Natur.
Durch das patentierte Bauverfahren wird die Bauzeit deutlich reduziert
Das Allerwichtigste, so Restemeyer, sei die erheblich reduzierte Bauzeit: Statt zwei Jahren wird die Arbeit in neun Monaten getan sein. Und nicht zuletzt sei diese Maßnahme finanziell deutlich günstiger als wenn in konventioneller Bauweise (normaler Kanalbau in offener Bauweise mit Regenrückhaltebecken) vorgegangen werde.
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Die Bauarbeiten haben aber zur Folge, dass die Marathonbahn auf dem besagten Abschnitt gesperrt wird. Derzeit steht die Verwaltung in Gesprächen mit Gruppen von Läufern über eine Ausweichroute. „Die wird definitiv kommen, ordentlich hergerichtet und sogar mit einer Beleuchtung ausgestattet“, verspricht Restemeyer. Mitte dieses Monats beginnen vorbereitende Arbeiten, dann wird auch die Ersatzstrecke hergerichtet. Im Juli 2020 soll alles fertig und die Marathonstrecke samt Ersatzpflanzungen wieder hergerichtet sein.
Reinigungsanlage arbeitet mechanisch
Die unterirdische Reinigungsanlage ist nötig, da Regenwasser aus dem Straßenraum nicht ganz sauber ist. In der Anlage wird das Wasser rein mechanisch gesäubert und die Schmutzstoffe bei monatlichen Inspektionen über eine Wartungskonsole per Saugrüssel eines Kanalspülwagens abgesaugt.
Das Einleiten des Regenwassers in den Mühlenbach erfolgt in einer Menge von höchsten 50 Litern pro Sekunde. Wenn mehr Wasser anfällt, halten es die Staustufen in dem Stauraumkanal zurück. Über ein 80 Meter langes Auslaufrohr fließt es in den Bach, wo Wasserbausteine und Matten ein Abschwemmen der Uferböschung verhindern.