Gladbeck. Das Ingenieuramt plant, beim Kanalbau viel mehr Oberflächenwasser getrennt abzuleiten. Derzeit gibt es Baustellen in der City und am Stadion.
Beflügelt vom Emscherumbau und ersten kleineren, durchaus erfolgreichen Projekten hat das Ingenieuramt der Stadt ein umfangreiches Zukunftsprogramm zur Entkoppelung anfallenden Regenwassers von der Stadtentwässerung gestartet, das auch im neuen Jahr weiter voran getrieben werden soll.
15 Prozent des Oberflächenwassers sollen in den nächsten 15 Jahren von der bisherigen Stadtentwässerung getrennt werden. „Damit wollen wir den natürlichen Wasserkreislauf unterstützen“, betont Sabine Brinkmann, Leiterin des Ingenieuramtes. Und Frank Restemeyer, Abteilungsleiter Stadtentwässerung, ergänzt: „Das ist eine Vorreiterrolle, die wir mit dem Projekt einnehmen.“
Nach kleineren Projekten (Schulhöfe, Bereich Musikschule, Umfeld Marien-Kirche) steht 2017 mit dem Bau eines weiteren Pumpwerkes an der Landstraße die Entkoppelung des ersten großen Bereichs (Ost-Butendorf, südlich Nattbach) an. „Das Pumpwerk wird das gesammelte Oberflächenwasser in den renaturierten Nattbach südlich der A 2 hieven“, so Brinkmann.
Rund ums Stadion wird bald getrennt entwässert
Großflächig ist auch der Bereich rund ums Stadion, der bald nicht mehr per Mischkanal, sondern gesondert nach Schmutz- und Oberflächenwasser entwässert werden soll. „Eigentlich sind hier drei Hektar versiegelt und all das nutzbare Oberflächenwasser verschwand bislang im Kanal“, so Restemeyer. Das ändert sich Zug um Zug. Erste „Abkoppelungen“ hat es beim Bau der neuen Tartanbahn gegeben: Da wurde bereits die Entwässerung der großen Stadion-Innenfläche vom üblichen Kanal getrennt.
Weiteres Oberflächenwasser wird demnächst mit Hilfe des neuen Regenwasserkanals, dessen Bau vor dem Stadion in der Parallelfahrbahn neben der B 224 gestartet ist, sauber in Richtung Wittringer Mühlenbach abgeführt, so Brinkmann. Unterirdisch wird das Wasser per Kanal bis Ecke Burgstraße geführt, „dann fließt es rechts in einem offenen Graben bis zum Mühlenbach“, so Brinkmann.
„Mit dem offenen Wasserlauf steigt die Attraktivität Wittringens.“ Südlich des Wacker-Sportplatzes entsteht ein Becken, in dem mit Hilfe von Schilfpflanzen und einer entsprechenden „Bodenpassage“ das Wasser von leichten Verschmutzungen gereinigt wird, erläutert Restemeyer. Ein Weg rund ums Becken erhöhe zudem die Aufenthaltsqualität.
Zufluss in den Wittringer Mühlenbach
Die reinen Abwässer aus den Umkleiden Stadion und Wacker-Sportheim werden übrigens direkt durch ein Entwässerungsrohr in den neuen Abwasserkanal unter der Marathonbahn transportiert. 1,5 Mio Euro kostet insgesamt dieses Vorhaben rund ums Stadion, das Mitte 2018 fertig sein soll.
In den Wittringer Mühlenbach soll auch das „entkoppelte Wasser“ aus dem Wohnbereich westlich des Jovyplatzes fließen, seit Jahren wird daran mit dem Bau getrennter Kanalsysteme schon gearbeitet (Jovyplatz, Dorfheide, Allhagen). Als nächstes erhalten In der Mark und Kortestraße neue Kanäle für Schmutz- und Regenwasser. Das abgekoppelte Regenwasser soll bis Ende 2017 über die Gildenstraße und durch den Wittringer Wald den Mühlenbach speisen. Kosten: noch einmal 1,2 Mio Euro.
Brinkmann: „Das auf viele Jahre angelegte Projekt ist kein selbstverständlicher Planungsprozess.“ Viele Ämter, Behörden und Experten seien beteiligt. „Wir müssen auch alte Strukturen aufbrechen.“ Aber es lohne sich: „Am Ende haben wir einen ökologischen Mehrwert und eine lebenswertere Stadt.“
>> Auch in der Innenstadt werden Kanäle getrennt
Ein weiteres größeres Projekt der getrennten Entwässerung ist beim Umbau der Fußgängerzone Horster Straße begonnen worden. Körner-, Horster-, Friedrichstraße bekommen ein Trennsystem (rd. 880 000 €). Hier wird auch das bestehende Trennsystem Marktplatz angeschlossen.
Mit Hilfe eines Extra-Kanals in der Goethestraße (Bau: nächste 3 bis 5 Jahre) wird das Regenwasser zum Wittringer Mühlenbach (der an der B 224 beginnt) geführt. Einige Flächen (Parkplatz, Kiga, Lueg-Gelände) könnten angeschlossen werden. Auch Anwohner können sich beteiligen.