Gladbeck. Zunächst hatte sich keine Lehrkraft für eine Gladbecker Grundschule beworben. Jetzt startet überraschend eine Teilzeitkraft an der Südparkschule.
Jetzt klappt es wohl doch mit dem Start des Islamischen Religionsunterrichts (IRU) in Gladbeck nach dem Lehrplan des Landes für Grundschulen. Zumindest mit einem IRU-light, denn zunächst ist nur eine Lehrerin in Teilzeit abgeordnet worden. Sie wird an der Südparkschule in Brauck sechs Stunden pro Woche den Grundschülern islamische Glaubensinhalte vermitteln.
„Das ist schon mal ein Anfang, der positiv stimmt, und für den Elternwillen ist ein erster Schritt getan“, sagt Bahtyar Ünlütürk, Vorsitzender des Integrationsrates. Jetzt müsse man Geduld haben, „bis weitere IRU-Lehrer von der Uni an Gladbecker Grundschulen kommen“. Im Integrationsrat war politisch eingefordert worden, dass der rechtliche Anspruch endlich umgesetzt wird, den IRU einzuführen (Infobox).
„Für den Elternwillen ist ein erster Schritt getan“
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Auch Erster Beigeordneter und Schuldezernent Rainer Weichelt „begrüßt die Einführung des IRU nach deutschen Richtlinien an Gladbecker Grundschulen ausdrücklich“. Der von Lehrkräften unterrichtet werde, die in Deutschland ausgebildet wurden, „und somit der Islamunterricht nicht mehr durch die Sichtweisen von kleinen Hinterhofmoscheen geprägt wird“, so Weichelt.
Das Ansinnen, den IRU in Gladbeck einzuführen, war mit breitem politischen Konsens und Unterstützung
Lehrplan in der Bibliothek der Grundschulen
Seit 2011 besteht gesetzlicher Anspruch darauf, das Fach IRU einzuführen, wenn die personellen wie sächlichen Voraussetzungen an der Schule erfüllt sind und mindestens zwölf Kinder einer Schule mit diesem Bekenntnis am IRU teilnehmen wollen. Eltern müssen dann dessen Einrichtung fordern.
Der Lehrplan für den islamischen Religionsunterricht an Grundschule in NRW ist im November 2013 in Kraft getreten und für die Schulen 2014 über dien Schriftenreihe „Schule in NRW“ veröffentlicht worden. „Die übersandten Hefte sind in die Schulbibliothek einzustellen und dort auch für die Mitwirkungsberechtigten (Elternvertreter) zur Einsichtnahme bzw. zur Ausleihe verfügbar zu halten“, heißt es im Runderlass des Schulministeriums.
Laut Lehrplan soll der IRU für grundsätzliche religiöse Fragen und die Bedeutung von Religion im Leben der Menschen sensibilisieren. Auch Antworten des Islam auf die Fragen nach der Beziehung des Menschen zu Gott, zu sich selbst, zu den Mitmenschen, zur Rolle von Frauen und Männern in der Gesellschaft sowie zur Natur sollen sollen im Unterricht behandelt werden.
vom Gladbecker Bildungs- und Schulamt dem Schulministerium vorgetragen worden. Ratsfrau Müzeyyen Dreessen hatte den Kontakt zum zuständigen Referenten in Düsseldorf, Dr. Ahmet Ünalan (Referat für Kirchen- und Religionsgemeinschaften, Werte- und Friedensbildung), geknüpft. Der wiederum als Gast im Integrationsrat im Frühjahr zusagte, dass Gladbeck fest mit Uni-Absolventen rechnen könne, die ihr IRU-Studium im Sommer abschließen und dann den Schuldienst antreten würden.
Kein Uni-Absolvent hatte sich für eine Gladbecker Grundschule beworben
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Je eine Vollzeit-Stelle für die Pestalozzi-, Mosaik- und Südparkschule wurden so beantragt. Ergebnis: Trotz aller Bemühungen entschied sich keiner der rund 20 Absolventen für eine Bewerbung in Gladbeck. Die Enttäuschung auch im Schulausschuss war groß. Dr. Ünalan sah sich im Wort und versicherte der WAZ, dass er sich weiter bemühen werde, die beantragten Stellen zu besetzen.
Erstes Ergebnis ist jetzt wohl die sehr kurzfristige Abordnung der IRU-Teilzeitlehrerin für die Südparkschule, befristet auf ein Schuljahr. Davon wurde auch Rektorin Birgit Vielhauer überrascht, die von der Zuteilung erst vergangene Woche erfuhr. „Jetzt müssen wir schauen, wie wir das Ganze noch organisieren und auch einen freien Raum für den IRU-Unterricht finden.“
Wie viele Kinder das Angebot nutzen wollen, wird jetzt abgefragt
Eine Vollzeitstelle wäre aufgrund der großen Schülerzahl freilich besser gewesen. Man sei aber guter Dinge, dazu beizutragen, dass sich der IRU etabliert. Vielhauer: „Angedacht ist, mit dem IRU in den ersten Klassen am Nachmittag zu starten. Wie viele Kinder das freiwillige Angebot nutzen wollen, wird jetzt via Elternbrief abgefragt.“
Schuldezernent Weichelt begrüßt die Einführung des IRU. Er sagt aber auch, dass er sich „persönlich die Einführung eines allgemeinen Ethikunterrichts wünschen“ würde, „da man damit mehr über den religiösen Tellerrand schaut“. Ein allgemeiner Ethikunterricht entspreche auch einer modernen europäischen Sichtweise „und wäre die zeitgemäße Antwort auf unterschiedliche Religionen“.