Gladbeck. Eine beeindruckende Reise durch die Musikgeschichte. Die begeisterten Gladbecker Zuhörer ließen Organist Jonathan Dimmock nicht ohne Zugabe gehen

„Was für uns der Anfang ist, ist für Herrn Dimmock das Ende“, erklärte Konrad Suttmeyer, Kantor der Lambertikirche, zu Beginn des Konzerts. Gemeint waren zum einen der Beginn der Gladbecker Orgeltage und zum andern das Ende der Europatournee von Jonathan Dimmock. Mit der Einladung des aus San Franzisco stammenden und dort lebenden Organisten bewies Konrad Suttmeyer wieder sein Talent, Weltklassemusiker für die Veranstaltungsreihe in St. Lamberti zu gewinnen und dem Publikum großartige Hörerlebnisse zu präsentieren.

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Vor rund 100 Zuhörern unternahm Jonathan Dimmock eine Orgelreise von der Neuen zur Alten Welt quer durch dreihundert Jahre Musikgeschichte. Schon beim ersten Stück „Hoe Down“ riss der Grammy Award Gewinner das Publikum mit. Der von Aaron Copland komponierte Tanz aus dem Ballett Rodeo, der Rockfreunden auch in der Emerson, Lake and Palmer-Version bekannt sein dürfte, stammt aus dem Jahre 1942. Jonathan Dimmock spielte die von ihm selbst für die Orgel arrangierte Passage mit kräftigen, aber gefühlvollem Anschlag.

Grandioses Orgelspiel in einem außergewöhnlichen Werk

Auch bei der auf Luther zurückgehenden Psalmvertonung „Ein feste Burg“ des ebenfalls aus San Franzisco stammenden zeitgenössischen Komponisten John Karl Hirten zeigte sich das grandiose Orgelspiel in einem

außergewöhnlichen Werk der modernen amerikanischen Klassik. Aus der amerikanischen Gegenwart machte die Orgelreise einen Sprung ins Frankreich Ludwigs XIV. Mit einem Stück aus den Premier Livre d´orgue von Jacques Boyvin interpretierte der Künstler die Musik aus dem 17. Jahrhundert am Spieltisch unglaublich zart und frisch. Die Sonata IV Nr. 4 in B-Dur von Felix Mendelsohn Bartholdy führte in die Hochzeit der romantischen Orgelmusik. Hier gingen die Klangfülle der Klaisorgel mit ihrem hybriden Charakter als neobarockes Instrument und die Spielfertigkeit des Meisterorganisten eine wunderbare mitreißende Allianz ein.

Mit „Salamanca“ aus dem „Hamburger Totentanz“ des 1942 geborenen Komponisten Guy Bovet ging es zurück in die europäische Moderne. Der Rückgriff auf ein altes spanisches Volkslied zeigte deutlich den Anspruch zeitgenössischer Orgelmusik, Weltmusik zu sein. Nach Gary Ratcliffs Vertonung des Psalms 84 und der folgenden Fantasia und Fuge von Johann Sebastian Bach (BWV 676) hätte die Reise eigentlich zu Ende gehen müssen. Allerdings war das Publikum anderer Meinung, und nach dreimaligen Standing Ovations gab es eine Zugabe. Im Anschluss beantwortete der Organist Fragen und erfüllte Autogrammwünsche.