Gladbeck. Am 1. September ‘39, als der 2. Weltkrieg begann, lebten die Gladbecker ganz unbeschwert. Die Stadt war eine der bestbeschützten Revierstädte.
Als der 2. Weltkrieg am 1. September 1939 – morgen vor genau 80 Jahren – ausbrach, war in Gladbeck wenig Begeisterung zu spüren. Ganz anders als 25 Jahre zuvor, als der Beginn des 1. Weltkriegs euphorisch gefeiert worden war. Gerade die älteren Gladbecker ahnten Schreckliches. Die Stimmung im August ´39 war unbeschwert, die Sommerferien liefen, es herrschte Hochsommerwetter. Am dem 27. August verdichteten sich allerdings in der Stadt Gerüchte, wonach der Krieg unmittelbar bevorstand.
Gladbeck hatte im Jahr des Kriegsausbruchs knapp 60.000 Einwohner. Der Bergbau mit seinen fünf Zechen dominierte die Wirtschaft, die Förderung war in den letzten Jahren gesteigert worden. Gleichzeitig blühte der Handel, auch das Handwerk florierte. Das öffentliche Leben war bestimmt durch die NSDAP mit ihren Festen, Feiern, Aufmärschen und Großveranstaltungen.
Die Gladbecker Zeitung heizte die Kriegsstimmung mit an
Noch am 17. Juni 1939 fand eine „Fahrt der Alten Garden“ durch Gladbeck statt, an dem das NSDAP-Führungskorps und einige ausgesuchte Parteimitglieder teilnahmen. Nicht nur in Brauck gab es bei einem Stopp einen inszenierten und ausgeprägten Führerkult – Mädchen vom „Bund deutscher Mädel“ und Hitlerjungen standen vor „Hitler-geschmückten“ Häusern Spalier. „Die Zustimmung zum NS-Staat war in Gladbeck 1939 unzweifelhaft hoch“, urteilt ein Historiker.
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Die Gladbecker Zeitung – wie alle Zeitungen in Deutschland zu jener Zeit gleichgeschaltet – stimmte unterdessen Ende August ´39 in ihrem politischen Teil in die Hetze gegen das Nachbarland Polen ein. Sie heizte so unterschwellig die Kriegsstimmung mit an. Im Lokalteil wurde über Verdunkelungsübungen berichtet und darüber, dass in der Stadt „volksdeutsche Flüchtlinge“ aus Polen angekommen seien. Kritische Stimmen oder gar Warnungen vor einem Krieg gab es nicht.
Am 27. August begannen Kriegsvorbereitungen der Behörden
Am 27. August begannen behördliche Kriegsvorbereitungen: Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung wurden zusammengerufen und beauftragt, eine Bestandsaufnahme der gesamten Stadtbevölkerung vorzunehmen. Auf diese Weise sollte die bevorstehende behördliche Vergabe von Lebensmitteln organisiert werden. Die Gladbecker Zeitung berichtete am 28. August über die „Bezugsscheinpflicht für lebenswichtige Verbrauchsgüter“. Schon einen Tag nach Kriegsbeginn war die Versorgung der Bevölkerung umgestellt: Die Bürger wurden nach Plan mit allen lebensnotwendigen Gütern versorgt. Es gab zunächst keine Engpässe.
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Sorgen bereiteten auch den Gladbeckern Luftanschläge, die bei einem Krieg befürchtet wurden: Mit Hilfe von Handwerkern, Baufirmen und Männern aus dem Bergbau waren schon in den Monaten zuvor 54 Luftschutzräume und Luftschutzstollen gebaut sowie 15 Feuerlöschteiche angelegt worden. Hinzu kamen nun in aller Eile weitere Luftschutzräume in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Kirchen, Kindergärten und im Krankenhaus. Von den Behörden wurde über die Zeitung angewiesen: „Kein Haus ohne Luftschutzraum!“ Gladbeck wurde, so heißt es, zu einer der bestbeschützten Städte im Ruhrgebiet.
Mit Kriegsbeginn wurden die Sommerferien verlängert
Mit Kriegsbeginn am 1. September wurden die Sommerferien auf unbestimmte Zeit verlängert. Der Polizeipräsident ordnete an, dass die Polizeistunde auf 24 Uhr vorverlegt wurde, ließ aber zur Beruhigung auch verlauten: „Das tägliche Leben geht weiter!“ Die Wehrmacht stationierte in Gladbeck eine Flakbatterie zum Luftschutz. Dreimal wurde im September 1939 Fliegeralarm ausgelöst, dreimal passierte nichts – so blieb es auch zunächst.
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Erst im Mai 1940 fielen die ersten Bomben auf die Stadt: Zwölf Bomben waren auf ein Feld an der Bülser Straße gefallen. 1940 gab es noch weitere neun Angriffe. Doch das sollte erst der Anfang sein. Am Ende des Krieges, im Mai 1945, gehörte Gladbeck, zu Kriegsbeginn die bestbeschützte Stadt, zu den am meisten zerstörten Städten des Ruhrgebietes.
Zeitung schwor die Leser auf den Krieg ein
Vier Tage nach Kriegsbeginn schwor die Gladbecker Zeitung die Bürger der Bergbaustadt auf den Krieg ein: „Das ist eine Stunde von historischer Bedeutung. Das Volk steht in verschworener Gemeinschaft hinter dem Führer – ruhig, entschlossen, einsatzbereit!“
Um die Wasser- und Stromversorgung auch im Falle eines Luftangriffes zu sichern, wurden noch im August und September 1939 Notanlagen errichtet.