Gladbeck. Eine der Aktionen zum 100. Stadtgeburtstag ist ein historischer Jahrmarkt. In Workshops basteln und bauen Kinder dafür Boxbuden und Schießstände.
Die Jugendkunstschule hat ihr Behinderten-WC vorübergehend zum Fotolabor umfunktioniert, weil es der einzige Raum ist, den man komplett verdunkeln kann. Im Schein einer kleinen roten Lampe klappt Laura Wiesner ihre Lochkamera auf, die sie aus einem Schuhkarton gebaut hat, und nimmt das Fotopapier heraus. Alexander Fichtner, der Leiter des Foto-Workshops, legt das Fotopapier zuerst in den Entwickler, dann ins Stoppbad, in den Fixierer und zuletzt in einen Wassereimer.
Draußen auf dem Hof des „Karo“, dem Domizil der Jugendkunstschule, lässt Laura ihr Fotopapier trocknen – kurz danach hält die Neunjährige ihr Foto von der Straße „Auf dem Busch“ in der Hand – aufgenommen und entwickelt wie vor 100 Jahren. „Genauso hat das funktioniert mit Fotos, als es noch keine Digitalkameras und Handys gab“, erklärt Kunstschullehrerin Michaela Schaub den Kindern.
Die Kinder waren in mehreren Workshops aktiv
Es ist nicht die einzige Kunst, in der Laura sich erprobt: Schon in der vergangenen Woche hat sie an einem Zauber-Workshop teilgenommen, bei dem ein Zauberkünstler mit den Kindern eine Show vorbereitete. Die Fotobude und die Zaubershow werden am kommenden Samstag – neben anderen Attraktionen – auf dem „Jahrmarkt wie vor 100 Jahren“ zu sehen sein, den die Jugendkunstschule anlässlich des Stadtjubiläums ausrichtet. In den letzten beiden Ferienwochen bot sie dazu mehrere Workshops an, in denen Kinder die Jahrmarktattraktionen vorbereiteten.
Auf die Besucher warten unter anderem ein Kuriositätenkabinett, Schießbuden, eine begehbare altägyptische Grabkammer und ein Flohzirkus. In der Fotobude werden Besucher sich in historischen Kostümen mit der traditionellen Technik fotografieren lassen können. Sogar Wahrsager werden in einem Bauwagen ihre Dienste anbieten.
Neben dem Fotolabor schießt Leonard Loick mit seiner Zwille, die er am Vortag gebaut hat, probehalber Styroporkugeln auf Tierfiguren. Beim Jahrmarkt werden die Figuren auf einer Drehscheibe stehen, was die Sache noch schwieriger macht. Doch der achtjährige Leonard hat bereits Erfahrung gesammelt, wie er erzählt: „Ich war mal in Österreich an einer Schießbude. Die Erwachsenen um mich herum haben mich ganz schön erstaunt angeguckt, als ich drei von fünf Zielen getroffen hatte.“
Der Jahrmarkt findet am Samstag statt
Ganz viel Kreativität haben die Workshopleiter und natürlich auch die Jungen und Mädchen in die Vorbereitung des historischen Jahrmarkts gesteckt.
Was dabei herausgekommen ist, können die Besucher am Samstag, 24. August, von 11 bis 17 Uhr auf dem Gelände der Jugendkunstschule an der Schachtstraße bestaunen.
Die Kinder gestalten nicht nur, sondern werden auch Schausteller sein
„Solche Attraktionen fand man auf den Jahrmärkten vor 100 Jahren, als es noch keine aufwändigen technischen Sachen gab“, so Michaela Schaub. „Die Kinder in unseren Workshops sind dabei nicht nur Gestalter, sondern auch Schausteller.“ Auch an einer Wurfbude mit Dosen und Kegeln werden Besucher ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen können.
In einem anderen Raum der Jugendkunstschule hecken gerade mehrere Quacksalber aus, welche Substanzen sie ihren leichtgläubigen Kunden als „Medizin“ andrehen könnten. Lediglich das begehbare Modell einer echten altägyptischen Grabkammer lässt noch ein wenig auf sich warten. „Unser Team hat in Ägypten das Grab einer Pharaonin entdeckt, und wir wollen dazu hier in unserem Container eine Ausstellung mit Mumien, Statuen und Grabtafeln präsentieren“, kündigt Ilian Sagenschneider an, „Die Lieferung der Reliquien ist noch etwas schwierig, denn es gibt ein paar diplomatische Verstimmungen zwischen Gladbeck und Kairo. Aber ich denke, das können wir bis zum Wochenende glätten.“