Gladbeck. . Der Gladbecker Chemieriese hatte am bundesweiten Aktionstag zur Werksbesichtigung in die Zweckeler Anlage geladen. Das Interesse war groß.
„Wir wollen das Bild von Chemie positiv beeinflussen“, sagt Hans-Jürgen Bister, Operations Director bei der Ineos Phenol GmbH in Gladbeck. Dieses Ziel verfolgten er und sein Team mit dem Tag der offenen Tür. Und das ist ihnen wohl gelungen: „Wir haben viel Neues gehört. Es ist schon toll, zu erfahren, wie das hier funktioniert“, sagen Ursula und Manfred Delling, zwei der über 820 Besucher an diesem Samstag, und sie fügen kopfschüttelnd hinzu: „Alles ohne Geruchsbelästigung, das hätten wir nicht gedacht bei so einem Chemiebetrieb – mitten in der Siedlung.“
Schon zu Beginn bildeten sich lange Schlangen vor dem Werkstor
„Chemie im Dialog“, so hieß der bundesweite Aktionstag der chemisch-pharmazeutischen Industrie am Samstag, an dem sich auch Ineos Phenol beteiligte. Dass Sicherheit beim Unternehmen groß geschrieben wird, wurde auch den Besuchern deutlich. Schon zu Beginn um 9.30 Uhr bildet sich am Tor 1 an der Dechenstraße eine Schlange, weil jeder Besucher seinen Personalausweis vorzeigen muss. Allein kann sich niemand auf den Weg machen, es werden geführte Werksrundgänge angeboten und die sind sehr begehrt.
Die Besucher erfahren hier, welche Alltagsgegenstände ihren Ursprung im Gladbecker Werk haben. Nylonstrümpfe und Fahrradhelme gehören genauso dazu wie Aspirintabletten, wozu Qualitätsmanager Dr. Werner Wahlers folgende Geschichte einfällt: „Wenn der Absatz im Unternehmen sinkt, bereitet uns das Kopfschmerzen, dann nehmen wir ein Aspirin. Anschließend sind die Kopfschmerzen weg und der Absatz ist wieder gestiegen.“
Täglich produziert das Werk 2000 Tonnen Phenol und 1200 Tonnen Aceton
2000 Tonnen Phenol und 1200 Tonnen Aceton werden täglich im Werk an der Dechenstraße produziert. Auch dafür hat Werner Wahlers ein anschauliches Bild: „Würde man die täglich produzierte Menge an Aceton in 1,5 Liter Flaschen füllen und hintereinander aufreihen würde, hätte man 100 Kilometer Nagellackentferner – eine Strecke von hier bis Köln“, schmunzelt der Manager und führt die Gruppe zum Leitstand und damit ins Herzstück des Unternehmens.
Stammwerk steht in Gladbeck
Ineos Phenol ist der weltgrößte Produzent von Phenol und Aceton. Neben dem Stammwerk in Gladbeck, das derzeit die größte Phenolanlage weltweit ist, betreibt das Unternehmen Produktionsanlagen in Antwerpen (Belgien) und Mobile (USA).
In Gladbeck wurden seit 1954 ca. 24 Millionen Tonnen Phenol und mehr als 16 Millionen Tonnen Aceton produziert.
Hier erklärt sich, warum Ineos inzwischen mit 280 Mitarbeitern auskommt und damit trotzdem noch einer der größeren Betriebe der Chemiebranche ist. Durch die Automatisierung sind es hier noch zwölf Verantwortliche, die das Betriebsgelände, insbesondere die Kessel, rund um die Uhr an Bildschirmen überwachen, wie Produktionsmeister Frank Weinbrenner erklärt. „Wir sehen direkt, wenn irgendetwas nicht stimmt“, erklärt er und zur Bekräftigung des Gesagten simuliert er einen Alarm. Im Ernstfall könnte die betriebseigene Feuerwehr sofort eingreifen.
Geschäftsführer Joachim Pieper übergibt den Staffelstab an Nachfolger Benie Marotz
Viele Familien sind mittlerweile auf dem Gelände unterwegs, nutzen Hüpfburg und Schminkangebote für ihre Kinder und verköstigen sich in der Betriebskantine. Hier stehen auch die – bis zum 1. Oktober – noch „beiden“ Geschäftsführer für Fragen zur Verfügung. Für Diplom- Ingenieur Joachim Pieper (61) ist dies ein besonderer Tag, markiert er doch so etwas wie die Übergabe des Staffelstabes an seinen Nachfolger Benie Marotz (45), der seit einem Monat den Betrieb kennen lernt. „Ich habe die Atmosphäre hier als ein nettes Miteinander erlebt“, schildert er seine ersten Eindrücke. „Es ist uns wichtig, dass unsere Gäste heute mit mehr Wissen hier wieder rausgehen“, betont der scheidende Geschäftsführer und ergänzt „und dass das Vertrauen wächst.“