Gladbeck. Die Idee wurde 1999 entwickelt und hat sich als „Gladbecker Modell“ landesweit bewährt. Bislang gab es in Gladbeck über 6000 dieser Bestattungen.

In Gladbeck wurde die Idee geboren, inzwischen wird deutschlandweit nach dem „Gladbecker Modell“ beerdigt: Vor 20 Jahren entwickelten Mitarbeiter des damaligen Grünflächenamtes die Bestattungsform „Gemeinschaftsgräber mit Grabmal“ – im Volksmund „teilanonyme Gräber“ genannt. Der Zentrale Betriebshof (ZBG) spricht von einem Erfolgsmodell, das sich landauf, landab bewährt habe.

„Die Art der Vollservice-Beisetzung ist seit langem bei uns die beliebteste Bestattungsform“, freut sich Heinrich Vollmer, Chef des 2001 entstandenen Zentralen Betriebshofes Gladbeck (ZBG), in den das Grünflächenamt 2002 integriert wurde. In Gladbeck, so Vollmer, war die neue Form der Bestattung so beliebt, dass zeitweise über 50 Prozent der Verstorbenen auf diese Weise beerdigt wurden. „Mittlerweile hat sich der Anteil auf etwa 35 Prozent eingependelt.“ Auch deshalb, weil der ZBG inzwischen verschiedene andere Bestattungsformen ermöglicht.

Man wollte den Trend zur anonymen Beerdigung stoppen

Jährliche wechseln die Grabstelen – hier ein Beispiel vom Freidhof Mitte aus dem Jahr 2017.
Jährliche wechseln die Grabstelen – hier ein Beispiel vom Freidhof Mitte aus dem Jahr 2017. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Friedhofsmeister Klaus Schwartz und ZBG-Grünchef Bernhard Schregel, beide heute noch in Diensten des ZBG, und der damalige Grünflächenamtsleiter Jürgen Graf hatten seinerzeit die Lösung der „Gemeinschaftsgräber mit Grabmal“ entwickelt, um der rasant steigenden Zahl anonymer Beerdigungen auf Rasenflächen entgegenzuwirken und den Hinterbliebenen eine bessere Möglichkeit für die Trauerbewältigung zu bieten als nur am Rand der grünen Wiese stehen zu können.

Bei einer Bundesgartenschau Ende der 90er Jahre seien ihnen, so Schregel, die Grabstelen aufgefallen, die zum Kern der neuen Idee wurden. „Die Leute waren mit der Situation unzufrieden: Sie wollten nicht mehr die pflegeaufwändigen Wahlgräber, aber auch nicht unbedingt die anonymen Grabstellen“, so der ZBG-Grünchef. So sei man auf eine Grabstelle im Gemeinschaftsfeld mit personalisierten Grabstelen gekommen, erinnert sich Schregel.

Im September 1999 wurde die erste Ausschreibung gemacht

Im September 1999 kam es zur ersten Ausschreibung von Grabmalen für diese neue Beisetzungsart, so ZBG-Chef Vollmer. Anfang 2000 wurden die ersten Verstorbenen auf diese Art beerdigt und die ersten Grabstelen installiert. Neben dem Grabmal gehört dazu eine flache Bepflanzung, meistens Bodendecker oder flache Stauden mit ein davor liegender Grasstreifen. Die Bestattungsgebühr (ca. 4000 Euro inkl. aller anfallenden Pauschalen) beinhaltet neben der Grabfeldnutzung von 25 Jahren die Pflege durch die ZBG-Friedhofsmitarbeiter über diesen Zeitraum.

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Seitdem gab es auf den drei Gladbecker Friedhöfen über 6000 Beerdigungen dieser Art und es wurden 38 verschiedene Grabsteinmodelle angeboten und aufgestellt. Vollmer: „Jährlich stehen zwei hochwertige Stelen zur Auswahl.“ Diese werden regelmäßig bundesweit ausgeschrieben. Zeitweilig waren bis zu 14 Prozent dieser Bestattungen Beerdigungen, die von außerhalb nach Gladbeck verlegt wurden.

Der ZBG macht mit den Bestattungen einen Umsatz von 2,5 Millionen Euro

Vollmer: „Der Betrieb eines Friedhofes hat auch etwas mit Geld und Wirtschaftlichkeit zu tun.“ Der Umsatz liege bei rund 2,5 Millionen Euro im Jahr, der „einen hohen Fixkostenbeitrag“ decken müsse. Kalkuliert werde mit jährlich 800 Beerdigungen. Um die Zahl zu erreichen, müssten die Friedhöfe der neuen Friedhofskultur entsprechend „breit aufgestellt sein“.

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Daher seien inzwischen alle Formen der Urnenbestattung möglich, so Vollmer, die Tendenz gehe derzeit nämlich zur Urnenbestattung, die im Vergleich zur „teilanonymen Bestattung“ noch einmal um rund die Hälfte günstiger sei. Seit geraumer Zeit gebe es in Rentfort auch die Möglichkeit von Urnenbeisetzungen unter Bäumen, bald auch in Brauck. Auch anonyme Bestattungen seinen weiterhin möglich, und natürlich gebe es nach wie vor das Wahlgrab, das Angehörige pflegen müssen. „Aber das wird kaum noch genommen.“

Feierstunde in neuer Trauerhalle

Anlässlich des „Jubiläums“ lädt der ZBG am Montag, 12. August, 14 Uhr, zu einer Feierstunde in die neue Trauerhalle des Friedhofes Mitte ein. Dr. Dirk Pörschmann, Leiter des Kasseler Museums für Sepulkralkultur, wird zum Thema „20 Jahre Gemeinschaftsgräber mit Grabmal in Gladbeck“ reden.

Eingeladen sind neben Designern und Lieferanten von Grabmalen Vertreter des Stadtrates und der Stadtverwaltung, der kirchlichen Friedhofsverwaltung sowie der führenden deutschen Fachverlage um das Friedhofswesen.