Gladbeck. Trotz Kita-Offensive rutscht die Versorgungsquote bei den 3- bis 6-Jährigen auf 91 Prozent ab. Die Stadt plant mit Container-Kitas Entlastung.
Die Enttäuschung bei vielen Eltern in Gladbeck in Sachen Kindergartenplatz ist groß. Mittlerweile stehe für das am 1. August startende neue Kindergartenjahr fest, „dass wir 161 Kinder auf der Warteliste der Stadt im Moment wirklich nicht mit einem Betreuungsplatz versorgen können“, so Michael Freudiger, zuständiger Abteilungsleiter „Frühe Bildung und Erziehung“ im Jugendamt.
Dabei haben die Eltern, beziehungsweise die Gladbecker Kinder darauf einen Rechtsanspruch. Denn in Nordrhein-Westfalen gilt: Jedes Kind im Land hat ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz und ab dem vollendeten 3. Lebensjahr einen Anspruch auf einen Platz in einer Kindertageseinrichtung. Die Realität zeigt aber, dass die vor einigen Jahren gestellten Prognosen starker Geburtenrückgänge von der Realität überholt worden sind.
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Eltern haben Klage eingereicht
Statt sinkender Kinderzahlen gibt es auch in Gladbeck wieder mehr Geburten, zudem kamen mit der
Flüchtlings- und Zuwanderungsbewegung auch viele Familien mit kleinen Kindern ins Land. „Die angespannte Lage wird so absehbar mindestens noch einige Jahre andauern“, weiß Michael Freudiger. Gerade für alleinerziehende wie berufstätige Eltern ist die Situation dramatisch, wenn keine Betreuungslösung in Sicht ist.
In Duisburg haben einige Eltern jetzt gegen die Stadt geklagt, in der Hoffnung, so ihren rechtlichen Anspruch auf einen Kitaplatz durchsetzen zu können. Auch das Gladbecker Jugendamt ist „von einigen wenigen Familien über ihren Rechtsanwalt kontaktiert worden“, berichtet der Abteilungsleiter. „Wir mussten zugestehen, dass wir die Versorgung trotz aller Bemühungen nicht sicherstellen können.“ Direkte Klagen seien bislang keine eingereicht worden. Freudiger: „Wir bemühen uns bei besonders dringenden Fällen eine Ersatzlösung über Betreuungsmöglichkeit in einer Großtagespflegestellen oder bei Tagespflegeeltern zu finden.“
Mehr als 3800 Kinder in Gladbeck haben einen Kita-Rechtsanspruch
Mehr als 3800 Kinder haben einen Rechtsanspruch in Gladbeck. Aktuell werden rund 2500 Kinder in den stadtweit 38 Kindertagesstätten der verschiedenen Träger (Stadt, Kirchen, Awo, SkF, Waldorf e.V.)
Sofort-Programm kostet 1,32 Millionen Euro
Die Container für die geplanten schnellen Kita-Lösungen in der Stadtmitte und Brauck sollen für fünf Jahre angemietet werden. Die Stadt rechnet so mit Kosten für das Sofort-Programm von 1,32 Millionen Euro für Containermieten und Personalkosten.
In den Container-Kitas sollen vorrangig 3- bis 6-jährige Kinder betreut werden. Denn dies soll einen problemloseren Übergang vom Kindergarten zur Grundschule ermöglichen. Durch die Vorschulbetreuung soll vermieden werden, dass Kinder ohne ausreichende Deutschkenntnisse eingeschult werden.
betreut. Allein für die 3- bis 6-jährigen Kinder fehlen 198 Plätze. Damit ist hier die Versorgungsquote von 95 auf 91 Prozent abgerutscht. Auch im U3-Bereich konnte die Vorjahresquote 2018 von 29,5 Prozent nicht gehalten werden und liegt 2019 nur noch bei 27,7 Prozent. Besonders angespannt ist die Situation in der Stadtmitte und in Brauck, wo die meisten Plätze fehlen und es auch die meisten Geburten beziehungsweise Zuzüge gab.
Jede Klage auf einen Betreuungsplatz sei letztlich eine rechtliche Einzelentscheidung, weiß Michael Freudiger. Bislang hätten die Richter bei ihrem Entscheid aber berücksichtigt, wenn eine Kommune aufgrund “falscher“ Prognosen in die angespannte Versorgungslage geraten sei. „Und wenn nachgewiesen werden konnte, dass sich die Stadt aktiv um Abhilfe bemüht.“ Dies sei ja in Gladbeck mit der laufenden Kita-Offensive der Fall. Neu gebaute Einrichtungen wie die Kita Oase in Butendorf seien jüngst eröffnet worden, weitere Kitas wie an der Christuskirche in der Stadtmitte oder an der Breukerstraße in Brauck sind in Planung. Die Fertigstellung wird noch mindestens bis 2020 dauern.
Zwei Container-Kitas sollen schnell Entlastung bringen
Schnelle Entlastung soll so gerade in letzteren Stadtteilen durch zwei möglichst kurzfristig aufgestellte Container-Kitas mit 150 Plätzen erfolgen. Wie zügig das passieren kann, ist noch unklar. Neben den Standorten muss ja auch ausreichend Personal gefunden werden – und das ist, wie die Kita-Plätze, derzeit Mangelware.