Gladbeck. Die Waldbrandgefahr steigt wieder, das Grillverbot bleibt bestehen. Die Getränkehändler sind gerüstet, das Freibad erwartet einen Gästeansturm.
Die anrollende Hitzewelle setzt der Natur in Gladbeck weiter zu: Wald, Felder und Gewässer, die seit Wochen unter der Trockenheit leiden, geraten in eine neue Stresssituation. Für Bernd Schregel, Grünchef beim ZBG, steht fest: „Uns kann nachhaltig nur ein zwei oder besser drei Wochen anhaltender Landregen helfen, die kommende Hitze ist genau das Verkehrteste.“ Vor allem auch die Straßenbäume leiden. Schregel bittet die Gladbecker: „Gießt die Bäume, zwei bis drei Eimer am Tag!“
Knochentrocken ist es in den Wäldern, der leichte Regen vom Wochenende sei verpufft, so Schregel. Laut Stadtverwaltung ist bis Mittwoch bei der Waldbrandgefahr wieder mit der höchsten Stufe (4) zu rechnen. Es bleibe beim Grillverbot auf allen Grillplätzen in der Stadt, so Christiane Schmidt vom Presseamt der Stadt.
RWW: Es keine Engpässe bei der Trinkwasserversorgung
Gut gerüstet für die kommenden heißen Tage ist das Freibad. „Wir sind auf einen neuen Besucherandrang bestens vorbereitet“, so Dieter Nock vom Freibadteam des SV 13, der sich fragt, ob es einen neuen Besucherrekord (am 30. Juni kamen 2733 Badegäste!) geben wird. Der SV 13 bittet Eltern, Kinder erst ab einen Alter jenseits des Grundschulzeit allein ins Freibad zu schicken. „Und sie müssen schwimmen können!“, weist Dieter Nock aus gutem Grund auf eine Selbstverständlichkeit hin.
Auch die Getränkehändler rüsten sich. „Wir haben mehr Getränke als üblich geordert, vor allem Mineralwasser, etwa 20 Prozent mehr“, so Marc Terdin vom gleichnamigen Getränkemarkt. Noch gebe es bei den Großhändlern keine Engpässe. „Wir denken, wir können die Kunden gut durch die Hitzewelle bringen.“ Apropos Wasser: Das Wasserwerk RWW teilt auf Anfrage mit: Es gibt keine Engpässe bei der Trinkwasserversorgung! „Die Lage ist noch ganz entspannt“, so RWW-Sprecherin Birgit Kirch. Die Verbraucher könnten ohne Einschränkung ihre Gärten bewässern. Der allerorten abgesunkene Grundwasserspiegel bereite dem Wasserwerk keine Sorgen, da das in Dorsten gewonnene Wasser für Gladbeck aus Tiefen von rund 100 Metern komme.
Angler sorgen sich um den Wasserstand der Wittringer Teiche
Der gesunkene Grundwasserspiegel bringt aber die Wälder in der Stadt in Nöte. „Das Grundwasser ist bis auf 1,80 Meter abgesunken“, erläutert Bernd Schregel. Das Forstamt und der Waldbauernverband haben erst am Montag in Sachen Bodentrockenheit auch das Gebiet in Gladbeck auf die höchste Problemstufe (dunkelrot) gesetzt. Schregel weist darauf hin, dass es in der Stadt seit Mitte Mai 116 abgestorbene Bäume wegen Trockenheit gebe. Vor allem Flachwurzler wie Rotbuchen leiden. Bei der Platane wütet wegen der Trockenheit der Massaria-Pilzbefall besonders schlimm. „Wir mussten schon stadtweit wer weiß viele Äste absägen, die befallen waren.“ Unentwegt sind zwei Trupps á zwei Leuten mit Versorgungsfahrzeugen unterwegs, um Jungbäume im Stadtgebiet zu bewässern.
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Versiegt sind inzwischen fast alle Bäche in der Stadt. Die Pegel des Schlossteichs und der Brillenteiche sanken inzwischen um knapp 30 Zentimeter. „Da der Schlossteich ohnehin nur einen guten Meter tief ist, engt das den Lebensraum der Fische ein, es bedeutet Stress für sie“, so Angler Frank Backhaus vom Fischereiverein Gladbeck 1928, der besorgt auf die kommenden Hitzetage blickt. „Da geht noch mehr Wasser verloren, außerdem steigt die Wassertemperatur. Sie liegt derzeit bei 22,9 Grad, ab 26 Grad wird es kritisch.“ Noch sei aber die Wasserqualität gut und auch die Versorgung mit Sauerstoff durch den Wind ausreichend.
Die Gladbecker Bauern sehen mit großer Sorge auf die Maisernte
Ansonsten, so Bernd Schregel, stehe die Feuerwehr Gewehr bei Fuß, um mit einer Frischwasserzufuhr zu helfen. „Da haben wir einen kurzen Draht, die springen schnell ein.“ Übrigens, wenn’s ganz heiß kommt, auch bei der Bewässerung von Bäumen.
„Angespannt“ nennt Bernd Im Winkel, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Lokalvereins, die Lage in der Gladbecker Landwirtschaft. Während die Getreideernte noch einigermaßen ausgefallen sei, stehe den Bauern mit Blick auf den Mais und die anstehende neue Hitzewelle wohl eine Missernte bevor. Bereits im vergangenen Jahr sei die Maisernte katastrophal gewesen. „Auch jetzt sind die Böden so trocken, der Mais kann da nichts mehr rausziehen“, so Im Winkel. „Da kommt ein wirtschaftlicher Schaden auf uns zu.“
Die Bäche führen kein Wasser mehr
Der einzige Bach, der noch ein ganz wenig Wasser führt, ist der Nattbach in seinem Oberlauf nordöstlich des Stensteiches. Alle anderen, vor allem die renaturierten Bäche, sind aufgetrocknet.
Am wenigsten unter der Trockenheit im Boden leidet derzeit noch die Eiche, die sich als Pfahlwurzler in größeren Tiefen noch besser mit Wasser versorgen kann. Aber auch sie zeigt - wie andere Bäume und Sträucher – durch die vermehrte Fruchtbildung, dass sie unter der Trockenheit leiden. Die „Notmast“ solle helfen, so ZBG-Experte Schregel, sich möglichst zu vermehren, bevor des eventuell zum Schlimmsten komme.