Kreis Recklinghausen/ Gladbeck. Landrat Cay Süberkrüb (65) kündigt seinen Rückzug an. Die SPD macht sich auf die Suche nach einem Kandidaten für die Wahl 2020.

Cay Süberkrüb wird im nächsten Jahr 66. Dass der amtierende Landrat des Kreises Recklinghausen bei der Kommunalwahl 2020 nicht noch einmal seinen Hut in den Ring wirft, dürfte für die SPD nicht überraschend kommen. Am Dienstag verkündete Süberkrüb offiziell, am Ende der laufenden Wahlperiode in den Ruhestand gehen zu wollen.

Die Kreis-SPD braucht also einen neuen Landratskandidaten. Am kommenden Dienstag will der Kreisvorstand über das Verfahren beraten, kündigte Kreisvorsitzender Frank Schwabe an. So viel steht fest: Der Kandidat soll auf einem Kreisparteitag gekürt werden und nicht etwa durch einen Mitgliederentscheid – was ja zurzeit durchaus ein Trend ist in der Sozialdemokratie. Bis Ende des Jahres soll feststehen, wer sich um die Kandidatur bewirbt, meinte Schwabe.

2009 auch als Chef der Kreisverwaltung gewählt

2009 wurde Süberkrüb, bis dahin Kämmerer der Stadt Herten, zum Landrat gewählt. Er ist seitdem oberster

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politischer Repräsentant des Kreises Recklinghausen und Chef der Kreisverwaltung mit über 2000 Beschäftigten (inklusive Jobcenter). Seine bislang zehnjährige Amtszeit hatte Höhen und Tiefen. Nicht gut lief es für den Landrat zuletzt beim umstrittenen Thema Kreishaus-Neubau. Da stoppte ein Bürgerbegehren seine ambitionierten Pläne. Auch die Versäumnisse seiner Verwaltung bei den Brückenprüfungen brachte ihm Kritik ein. „Da haben wir uns ausgesprochen schlecht dargestellt“, räumt Süberkrüb im Gespräch mit dieser Zeitung selbstkritisch ein.

Allerdings kann der SPD-Politiker für sich und seine Verwaltung auch positive Entwicklungen reklamieren. Als Süberkrüb 2009 sein Amt antrat, war der Kreis bilanziell überschuldet. Heute ist die Finanzlage solide, wozu jedoch die Städte mit der Kreisumlage ihren Teil beigetragen haben. Immerhin verstummen in den Rathäusern mittlerweile die Stimmen, die dem Kreis seit Jahren vorwerfen, nicht sparsam genug zu sein und die Kommunen über Gebühr zu belasten.

NewPark in Datteln ein vieldiskutiertes Millionenprojekt

Um viel Geld (23 Millionen Euro) ging es auch, als der Kreis im Mai 2015 das NewPark-Gelände in Datteln kaufte. Das Industriepark-Projekt, zu dem sich Süberkrüb mit Nachdruck bekennt, stand zu diesem Zeitpunkt vor dem Aus. Problembeladen war der Start, als der Kreis 2012 das Jobcenter von der Arbeitsagentur in die eigene Regie übernahm. Auch Cay Süberkrüb, ein Verfechter des Modells, musste viel Kritik einstecken. Heute ist es ruhig geworden um die Hartz-IV-Behörde. Die anhaltend positive Entwicklung am Arbeitsmarkt geht auch auf steigende Vermittlungszahlen des Jobcenters zurück.

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Ein Investitionsschwerpunkt des Kreises waren in den zurückliegenden Jahren die Berufskollegs. Sie sind fortlaufend saniert und technisch modernisiert worden. Bis zu 100 Millionen Euro flossen in die Maßnahmen. Und schließlich ist es dem Kreis gelungen, den Bürger-Ärger um das Straßenverkehrsamt zu befrieden. Seit Einführung eines Internet-Anmeldeverfahrens gehören lange Warteschlangen in der publikumswirksamsten Behörde des Kreises der Vergangenheit an.

Die wirtschaftliche Entwicklung des Kreises bleibt eine Herausforderung

Was erwartet den neuen Landrat? Er wird weiterhin mit den Städten eine schwierige kommunale Finanzsituation, verbunden mit sozialen Problemen, zu bewältigen haben. Die Verkehrswende – der Kreis ist Gesellschafter der Vestischen – wird ebenso ein Thema sein wie der Umgang mit problematischen Altlasten. Auch die wirtschaftliche Entwicklung des Kreises bleibt eine Herausforderung. Der NewPark, der bislang nicht über den Status eines Hoffnungsträgers hinausgekommen ist, lässt grüßen.