Gladbeck. . Jugendliche haben beim Debattierwettbewerb selbstgeschriebene Texte über ihre Heimat vorgetragen. Nick Steinbrich machte den ersten Platz.

Aufgeregt sitzen Jungen und Mädchen am Mittwochmorgen im Ratssaal. Zumindest 13 von ihnen. Nämlich diejenigen, die sich für die Jugenddebatte mit ihrer Heimatstadt unter dem Motto „Mein Gladbeck“ beschäftigt haben und gleich ihre Texte vortragen möchten. Vor einigen von ihren Freunden, die sie an diesem Vormittag begleiten dürfen, und vor einer Jury, die ihre Arbeiten beurteilen und am Ende einen Sieger küren wird.

Die Gewinner: Nick Steinbrich (1. Platz), Lea Besho (2. Platz), Laurena Bytyqi und Zehra Kumas (jeweils 3. Platz).
Die Gewinner: Nick Steinbrich (1. Platz), Lea Besho (2. Platz), Laurena Bytyqi und Zehra Kumas (jeweils 3. Platz). © Stadt Gladbeck | David Hennig

Nick Steinbrich, mit 18 Jahren der Älteste unter den Teilnehmern, ist schließlich derjenige, der den ersten Platz bei der Jugenddebatte belegt. „100 Jahre Gladbeck – Wie wir Gladbecker der gesellschaftlichen Spaltung entgegentreten können“ nannte er seinen Text, den er in einer ersten Runde vorträgt. Darin beschäftigt sich der Riesener-Abiturient mit gesellschaftlichen Problemen und Herausforderungen, wie etwa Klimawandel oder Terrorismus: „Durch Deutschland zieht sich ein Riss. Er zerreißt Kommunen, schafft Gräben zwischen Familien. Auch Gladbeck zerreißt es.“

Der Vortrag von Nick Steinbrich endet mit einem Appell

Seinen Vortrag schließt der 18-Jährige mit einem Appell: „Lasst uns doch Brücken zu unseren Nachbarn bauen und nicht Mauern. Und am besten fangen wir hier in Gladbeck an, ganz klein, indem wir miteinander reden.“

„Du hast uns mit deiner bildhaften Sprache überzeugt“, sagt Jurymitglied Bettina Weist, Leiterin des Amts für Bildung und Erziehung, später bei der Preisverleihung zu dem jungen Mann.

Zweite Jugenddebatte

Die Jugendratsmitglieder Achmed Khodr und Melis Bilici moderierten die inzwischen zweite Jugenddebatte. Den Auftakt gab es 2016.

Eine Jury kürte schließlich die Sieger. Die Jury bestand aus Bürgermeister Ulrich Roland, Bettina Weist, Leiterin des Amts für Bildung und Erziehung, Maik Bubenzer, Didaktischer Leiter der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule und WAZ-Redakteurin Tabea Beissert.

Für die Gewinner gab es Bücher-Gutscheine.

Aber nicht nur Nick Steinbruch beeindruckt, auch die anderen Jungen und Mädchen, die sich auf ganz unterschiedliche Weise Gedanken über ihre Heimat gemacht haben. So wie Lea Besho. Die 17-Jährige stammt aus Albanien, lebt erst seit fünf Jahren in Gladbeck. Und dennoch schafft sie es, beeindruckende Wortbilder in der deutschen Sprache zu finden. „Gladbeck ist eine bunte Wundertüte. Jeder darf in diese Wundertüte greifen, um seine Chance wahrzunehmen“, sagt die Schülerin der Werner-von-Siemens-Realschule in ihrem Beitrag, den sie lebhaft gestaltet und mit viel Humor auch das Publikum schnell auf ihre Seite zieht. Etwa dann, wenn sie über das Appeltaten-Fest spricht und sagt: „Vielleicht wird ja irgendwann eine Albanerin zur Appeltatenmajestät gekrönt. Aber jetzt träume ich zu viel...“

Von den Schülern gibt es auch Kritik an der Heimat

Die 14-jährige Hannah Manthey war die jüngste Rednerin der Jugenddebatte im Ratssaal.
Die 14-jährige Hannah Manthey war die jüngste Rednerin der Jugenddebatte im Ratssaal. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Auch die aktuelle Entwicklung ihrer Heimatstadt greifen die Schüler auf. So etwa Hannah Manthey. Die 14-Jährige nennt Gladbeck zunächst „klein und langweilig“ und auch das neue Geschäftshaus Hoch10 kann sie nicht begeistern, die Jugend hätte sich eher einen Bekleidungsladen in dem neuen Haus gewünscht. Und doch: „Gladbeck ist klein aber mittendrin – und unser Zuhause.“

Jeder der 13 Schüler darf seinen Text vortragen, dann entscheidet die Jury und wählt die vier Redner aus, die am meisten überzeugt haben.

Nick Steinbrich, Lea Besho, Laurena Bytyqi und Zehra Kumas dürfen noch einmal ran. Eine halbe Stunde haben sie Zeit, einen Beitrag zum Thema Klimawandel auszuarbeiten. Nick Steinbrich fasst es so zusammen: „Menschen gibt es nicht ohne diese Welt, aber es gibt eine Welt ohne die Menschen.“

Und passend zum Motto des zweiten Redebeitrags hat der Preisträger auch gleich einen Hinweis an die Verwaltung, die im Ratssaal auch Strohhalme zu den kleinen Wasserflaschen reicht: „Ich habe die Bitte, dass im Rathaus bald keine Plastik-Strohhalme mehr angeboten werden.“