Das freie Theater Glassbooth probt für sein neues, selbstverfasstes Stück „Willems wilde Welt“. Ende Juni ist die Gladbecker Premiere im Magazin.

Die Probenarbeit der freien Theatergruppe Glassbooth für das neue Stück „Willems wilde Welt“ geht in die heiße Phase. Am 9. Juni kommt es zur Uraufführung von „Willems wilde Welt“ in Dortmund, am 29. Juni gastiert die Truppe mit „Willems wilde Welt“ beim Theaterfestival im Magazin an der Talstraße.

Noch gibt es einiges zu tun

Bis es aber zur Aufführung des selbstverfassten Bühnenstücks kommt, liegt noch etwas Arbeit vor dem Ensemble um Regisseur Jens Dornheim. In der kommenden Woche probt die Gruppe jeden Tag, am Montag kommt das Bühnenbild dazu, und auch die Kostüme bekommen einen letzten Schliff.

Kostümbildnerin ist Angela Heid-Schilling, hier mit Hauptdarsteller Dietmar Meinel.
Kostümbildnerin ist Angela Heid-Schilling, hier mit Hauptdarsteller Dietmar Meinel. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Eine gute Woche vor der Premiere werden noch Übergänge geändert, und Regisseur Jens Dornheim bringt Vorschläge für das Ende des Stücks ein.

Da müsse noch ein kleiner Twist rein, meint Dornheim. Inspirationen dafür gibt es aus der Sesamstraße. Alle Beteiligten hätten die Möglichkeit, am Stück mitzuwirken. „Manchmal diskutieren wir Stunden über bestimmte Szenen und probieren herum“, erklärt Schauspieler Dominik Hertrich.

Der Regisseur übernimmt immer mehr das Kommando

Je näher die Premiere rückt, desto mehr übernimmt der Regisseur aber das Kommando. Das Stück ist aber dennoch auch jetzt noch im Wandel, die finale Version werden die Schauspieler wohl erst in der Generalprobe oder bei der Premiere auf die Bühne bringen.

In „Willems wilde Welt“ steckt der Protagonist in einer Sinnkrise und durchlebt mit einer Therapeutin unter anderem eine Reise durch seine Vergangenheit. In verschiedenen Rückblenden erinnert sich Willem an typische biografische Eckpunkte.

So trifft er in der Jugend zum Beispiel auf „Ätzi“ und „Fetzi“, zwei Jugendliche, die ihn drangsalieren. Anders als zu erwarten, geht es aber nicht etwa um Mutproben, die Willem machen soll, sondern um deutsche Dichtung. Die Rüpel entpuppen sich als belesene Zeitgenossen und fragen mittelhochdeutsche Texte ab. Dornheim spielt mit der Gegensätzlichkeit der Sprache.

Die Erinnerung an die erste Liebe kommt nahezu ohne Worte aus

Regisseur Jens Dornheim im intensiven Austausch mit dem Ensemble bei einer Probe für das neue Stück „Willems wilde Welt“ in Gladbeck
Regisseur Jens Dornheim im intensiven Austausch mit dem Ensemble bei einer Probe für das neue Stück „Willems wilde Welt“ in Gladbeck © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Während in Willems Jugend diese ungewöhnliche Sprache auffällt, kommt die Erinnerung an die erste Liebe nahezu ohne Worte aus. Fast schon pantomimisch ist der Stilbruch, in dem sich die Höhen und Tiefen der Beziehung widerspiegeln.

Viele Figuren sind überspitzt, Szenen manchmal auch absurd, so Dornheim: Je weiter das Stück voranschreite, desto fantastischer werde es.

„Grauselig gut“, findet Aless Wiesemann, die zum ersten Mal zum Glassbooth-Ensemble gehört, diese Übertreibungen. Da sei für jeden Geschmack etwas dabei. Die Zuschauer seien zum Mitdenken angeregt, erklärt Dominik Hertrich. Die sechs Schauspieler füllen viele Rollen, da sei manchmal nur durch Accessoires ein Unterschied zu erkennen. Einige Figuren könnten eine Weiterentwicklung von bereits gesehenen Rollen sein.

Der Schlagersänger hat schon in einem früheren Glassbooth-Stück eine Rolle gespielt

Auch werkübergreifend gibt es Wiederholungen. Hertrich spielt unter anderem einen Schlagersänger, der schon in einer früheren Produktion aufgetreten und jetzt entsprechend gealtert ist. Sein Auftritt ist in einer Videorückblende zu sehen, bei der vor zwei Wochen auch Gladbecker Komparsen mitgewirkt haben. Diese Rückblende, so Dornheim, ist ein Beispiel von vielen, wie Video, Musik und Bühnenspiel bei „Willems wilde Welt“ zusammenwirken.