Gladbeck. Im Flyer stellen zwei Autoren die Geschichte des Friedhofs von St. Lamberti dar und führen zu den Ruhestätten bedeutender Gladbecker.

Ein Friedhof ist mehr als nur eine Ruhestätte für Tote. Er ist ein Ort mit Kultur und Geschichte. Dieser Meinung sind Elke Dißelbeck-Tewes und Joachim Roßmann. Beide haben einen neuen Flyer eigens für den katholischen Friedhof von St. Lamberti gestaltet. Dieser Teil befindet sich südlich hinter der historischen Trauerhalle auf dem Friedhof-Mitte und ist der älteste in Gladbeck.

Karte mit 19 ausgewählten Grabstellen

„Ein Friedhof ist kein toter Raum, sondern ein lebendiger Raum“, sagt Joachim Roßmann, der für die Gestaltung des zehnseitigen Flyers verantwortlich ist. Als Archivarin in St. Lamberti übernahm Elke Dißelbeck-Tewes den redaktionellen Teil. „Man ist nie alleine auf einem Friedhof, man trifft immer Leute, die zum Beispiel spazieren oder joggen“, sagt sie.

Nur eine grüne Hecke trennt den kommunalen (nördlich) und den katholischen Friedhof St. Lamberti (südlich) in Gladbeck Stadtmitte. Das Grabfeld vorne gehört zum katholischen Teil, dahinter ist der kommunale Friedhof zu sehen.
Nur eine grüne Hecke trennt den kommunalen (nördlich) und den katholischen Friedhof St. Lamberti (südlich) in Gladbeck Stadtmitte. Das Grabfeld vorne gehört zum katholischen Teil, dahinter ist der kommunale Friedhof zu sehen. © WAZ | Marcus Esser

In den zurückliegenden Wochen hat sie den katholischen Friedhof von einer ganz anderen Seite kennengelernt. Trauernde und Besucher können den Friedhof künftig ebenfalls mit anderen Augen sehen. Der Flyer beinhaltet eine Karte mit 19 ausgewählten Grabstellen. Zu jeder Grabstelle finden sich biografische Daten. Die Dauer des historischen Rundgangs beträgt circa 60 Minuten.

Pfarrer Franz Nonn wurde in einer Priestergruft beerdigt

Elke Dißelbeck-Tewes nimmt den Leser mit auf eine kurze Reise in die Vergangenheit. Sie schreibt, dass der katholische Friedhof an der Lindenstraße und Feldhauser Straße während der Amtszeit des Pfarrers Franz Nonn entstand, der unweit der Trauerhalle in einer Priestergruft beerdigt wurde. Gemeindevertreter und Kirchenvorstand wählten im Oktober 1886 entsprechende Kirchengrundstücke in geeigneter Lage aus. Am 15. Juli 1888 weihte Nonn den Friedhof ein.

Flyer kostenlos erhältlich

Der Flyer „Katholischer Friedhof St. Lamberti“ liegt ab heute in der Propsteikirche aus.

Außerdem sind Flyer zur Orgel, zu den Kirchenfenstern und zum Alter erhältlich. In einem Kirchenführer über St. Lamberti werden die Baugeschichte, historische Daten und die kirchliche Entwicklung in Gladbeck ausführlich beschrieben. Alle Flyer sind kostenlos.

Der katholische Friedhof sei bis Ende des 19. Jahrhunderts der einzige in Gladbeck gewesen. Mittlerweile existieren kommunale Friedhöfe in Brauck, Rentfort und Mitte. Allerdings zeigte sich zur Jahrtausendwende, dass der Friedhof zu klein angelegt war. Aufgrund des Bergbaus stieg die Bevölkerungszahl. Weitere Kirchengrundstücke mussten im Laufe der Jahrzehnte hinzugefügt werden. Die Betriebsgebäude, am Eingang an der Lindenstraße, entstanden 1997.

Ehrengrab für verunglückte Bergleute

Auf dem Friedhof haben noch weitere Persönlichkeiten ihre letzte Ruhe gefunden. Eines der ältesten Grabdenkmäler steht auf der Gruft von Wilhelm Norpoth. Als Küster war er 35 Jahre lang in der Kirche St. Lamberti tätig. Heinrich Korte war ab 1885 der erste Amtmann der Stadt Gladbeck und verstarb im Jahr 1927. Bergleute tragen Trauer, wenn sie an den 15. Juni 1949 denken. Damals verunglückten sechs Kumpel auf der Zeche Graf Moltke. Sie liegen in einem Ehrengrab der Stadt. Das Grabmal mit der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, und einem knienden Bergmann mit Grubenlampe schuf der Künstler Gottfried Kappen.