Die Bauzeit von zwei Jahren beunruhigt die Kaufleute an der Beethovenstraße. Derweil läuft auf der Baustelle aber zumindest alles nach Plan.
Der schwarz-gelbe Arm des riesigen Baukrans ragt in den blauen Himmel über Zweckel. Der Asphalt der Fahrbahndecke auf der alten Brücke über die Beethovenstraße ist schon abgetragen – der Abrisstermin rückt näher. Immer wieder bleiben Passanten an den Absperrungen stehen, um den Fortgang der Arbeiten zu beobachten. Kein Zweifel: Brückenabriss und Neubau mitten im Ortskern geben aktuell den Rhythmus des Lebens in Zweckel vor.
„Wir freuen uns über jeden Tag Bauzeit weniger“
Gut anderthalb, vielleicht auch zwei Jahre, dann soll die neue Brücke befahrbar sein. „Wir freuen uns natürlich über jeden Tag Bauzeit weniger“, sagt Peter Happe vom gleichnamigen Fahrradgeschäft an der Beethovenstraße. Der Laden der Happes liegt unmittelbar an der Baustelle, fast direkt neben den Gleisen. Die Zufahrt zum Zweiradcenter musste in den vergangenen Wochen schon immer mal wieder für kurze Zeit gesperrt werden, damit Baufahrzeuge rangieren konnten. „Die Arbeiter“, sagt Happe, „sind aber sehr kooperativ, noch verläuft alles recht reibungslos.“
Dass allerdings noch etliche Monate mit einer gesperrten Beethovenstraße vor den Anwohnern und Geschäftsleuten liegen, gibt auch Happe zu denken. Wie sich das aufs Geschäft auswirkt? „Die Bilanz können wir eventuell in einem halben Jahr ziehen. Jetzt haben wir ja gerade einmal zwei Wochen mit einer gesperrten Brücke hinter uns“, sagt der Zweiradhändler.
Beim Fahrradgeschäft Happe setzt man auf die Stammkunden - und auf Infos im Internet
Grundsätzlich sei der Blick der Gewerbetreibenden auf die Probleme, die die Baustelle mit sich bringt, aber schon jetzt sehr unterschiedlich. „Wir haben es da als Fachgeschäft garantiert einfacher als zum Beispiel eine Bäckerei, einfach weil wir weniger Konkurrenz im Umfeld haben“, sagt Happe. Zudem setzt er auf seine Stammkunden, die den Weg zu seinem Laden auch trotz der Umleitungen finden werden. Für Neukunden hat Happe auf seiner Internetseite extra ein Popup-Fenster mit Infos zu Wegstrecke und Baustelle angebracht.
Weit aus weniger entspannt blickt Astrid Polan auf die lange Bauzeit. Ihr Radio-Center liegt zwar an der Ecke zur Gluckstraße und somit ein Stück von der Brücke entfernt. Die Sperrung der Beethovenstraße sieht sie aber dennoch auch als großes Problem an. „Wir haben einfach jetzt schon viel weniger Laufkundschaft. Die fällt sogar mehr oder weniger komplett weg“, sagt die Geschäftsfrau. Was sie überhaupt nicht nachvollziehen kann, ist die lange Bauzeit. „Da gibt es Brücken, die wurden in einer weitaus kürzeren Zeit hochgezogen.“ Die Bauphase in Zweckel sieht sie durchaus als existenzbedrohend an.
„Den Lärm von der Baustelle haben wir uns viel schlimmer vorgestellt“
Auch von der Hirsch-Apotheke aus, an der Ecke Haydnstraße/Beethovenstraße, hat man die Bautätigkeiten bestens im Blick. „Den Lärm haben wir uns viel schlimmer vorgestellt. Das ist eigentlich noch ganz gut auszuhalten“, meint eine Mitarbeiterin der Apotheke.
Ein Problem sei aktuell vielmehr der Zugang zur Behelfsbrücke von der Feldhauser Straße aus. Viele Kunden würden sich darüber beschweren, dass der Weg zu dem Fußgängerüberweg gleich neben der Tankstelle nur schwer zu finden sei. Mit der Zeit werde man sich aber wohl auch daran gewöhnt haben.
Die Arbeiten liegen voll im Zeitplan
Eine gute Nachricht zu der großen Baumaßnahme in Zweckel hat Stadtsprecher David: Mit den Arbeiten liege man voll im Zeitplan. Das bedeutet, dass auch der eigentliche Abrisstermin (das Wochenende vom 28. bis zum 30. Juni) feststeht.
Eine wichtige Verkehrsader
Probleme bereitet da aktuell eher die Umleitungsstrecke über die Feldhauser Straße/Tunnelstraße. Dort findet gerade eine Verkehrszählung statt. Sobald die Ergebnisse vorliegen, soll die Ampel an der Kreuzung so geschaltet werden, dass der Verkehr möglichst nicht ins Stocken gerät. „Allerdings fällt mit der Beethovenstraße eine wichtige Verkehrsader aus, das wird wohl nicht ganz ohne Wartezeiten an der Tunnelstraße vonstatten gehen“, gibt Hennig zu bedenken.
24 Stunde lang kann kein Zug auf der Strecke fahren
Unterhalb der alten Brücke laufen gerade die vorbereitenden Arbeiten zum Anlegen der großen Baugrube, die für den Brückenneubau benötigt wird. Da sind die Arbeiter in diesen Tagen dabei, riesige Stahlpfosten in der Erde zu verankern, die der Grube dann Stand verleihen sollen. Am Abriss-Wochenende, auch das steht bereits fest, wird ab Samstag für 24 Stunden der Zugverkehr komplett gestoppt. Statt der Züge werden Busse eingesetzt. In der Zeit sollen zuerst der mittlere Teil der Brücke oberhalb der Gleise, dann die beiden Seitenstücke abgerissen werden.
Für die Anwohner, sagt David Hennig, bedeutet dieses Vorgehen: „Sie müssen nur in einer Nacht mit Lärmbelästigungen rechnen.“ Weitere „Nachtschichten“ seien auf der Baustelle dann erst einmal nicht vorgesehen.